Weihnachten steckt voller kleiner Rituale, die wir jedes Jahr weiterleben, ohne groß darüber nachzudenken. Vieles davon hat eine lange Geschichte. Manche Bräuche stammen aus Legenden, andere entstanden aus ganz praktischen Gründen. Dieser Überblick zeigt, woher einige der bekanntesten Traditionen eigentlich kommen. Warum küsst man sich unter dem Mistelzweig? Während der Weihnachtszeit haben Mistelzweige Hochsaison. Aber was hat die Mistel mit Weihnachten zu tun und warum küsst man sich unter ihrem Zweig? Um die Mistel rangen sich zahlreiche Geschichten. In einer nordischen Sage galt der Mistelzweig als heilige Pflanze von Frigga, der Göttin der Liebe. Ihr Sohn Balder wurde durch einen Mistelzweigpfeil getötet. Die weißen Beeren der Mistel sollen die Tränen sein, die Frigga aus Trauer vergoss. Nach drei Tagen holte sie ihren Sohn ins Leben zurück. Die Misteln mussten ihr nun versprechen, jedem, der unter ihnen steht, einen Kuss als Zeichen der Liebe zu schenken. Warum hat der Adventskranz vier Kerzen? An den Adventssonntagen werden nacheinander vier Kerzen angezündet. Das wirkt selbstverständlich, doch ursprünglich hatte der Adventskranz sogar 24 Kerzen und bestand nur aus Holz. Diese Tradition geht auf den evangelischen Theologen Hinrich Wichern zurück. Er schenkte Kindern im Jahr 1839 einen Adventskranz, damit sie selbst sehen konnten, wie viele Tage noch bis Weihnachten vergehen würden. Wie wurde die Tanne zum Weihnachtsbaum? Ein großer Weihnachtsbaum war früher Wohlhabenden vorbehalten. Erst als im 19. Jahrhundert vermehrt Tannen und Fichten angepflanzt wurden, konnten auch ärmere Familien einen Baum aufstellen. Von Deutschland aus verbreitete sich der Brauch später in viele Länder der Welt. Wie ist Lebkuchen zum traditionellen Weihnachtsgebäck geworden? Lebkuchen entstand im 12. Jahrhundert in Belgien. Im Winter verteilte man ihn an hungernde Menschen, denn er war energiereich und lange haltbar. Die vielen Gewürze galten zudem als heilend. Die Adventszeit war eine Fastenzeit, die an Heiligabend endete. Zum Fastenbrechen gab es Lebkuchen. Später wurde er in Klöstern als traditioneller Nachtisch serviert. Warum baut man Schneemänner? Im 16. Jahrhundert verband man Schnee nicht mit Spaß. Menschen starben häufig an Kälte und Hunger. Wenn der erste Schnee fiel, bauten sie Schneemänner als Symbol des Winters. Sobald der Schneemann schmolz, wusste man, dass der Frühling naht. Frühe Schneemänner sahen oft grimmig aus. Erst im 19. Jahrhundert änderte sich die Stimmung. Schnee wurde zum Spielmaterial für Kinder und die Schneemänner erhielten ein freundliches Gesicht. Wie sind Weihnachtsmärkte entstanden? Im Spätmittelalter diente der Weihnachtsmarkt vor allem der Versorgung. Menschen deckten sich dort mit Lebensmitteln für den Winter ein. Es war ein einfacher Markt ohne besonderen Festcharakter. Erst später kamen Süßwarenhändler und Handwerker hinzu. Heute findet man Weihnachtsmärkte in vielen Teilen der Welt. Warum bekommt man Weihnachtsgeschenke? Viele Kinder warten im Dezember gespannt auf die Bescherung. Der Begriff geht auf das mittelhochdeutsche Wort beschern zurück und bedeutet zuteilen von Gott. Man glaubte, die Geschenke seien göttliche Gaben oder Geschenke des Christkinds. Wieso feiern wir am 6. Dezember Nikolaus? Der 6. Dezember ist der Gedenktag des heiligen Nikolaus von Myra. Er wurde um 280 nach Christus in der Region des heutigen Türkei geboren und galt als besonders hilfsbereit und großzügig. Über das genaue Jahr seines Todes weiß man wenig. Trotzdem wird ihm bis heute an diesem Tag gedacht. Wo hat der Weihnachtsmann seinen Ursprung? Die Figur Santa Claus geht auf den heiligen Nikolaus zurück. Niederländische Auswanderer brachten ihren Sinterklaas Brauch im 17. Jahrhundert nach Nieuw Amsterdam, dem späteren New York. Aus Sinterklaas entwickelte sich allmählich Santa Claus. Seit 1931 prägt die weltbekannte Darstellung des Coca Cola Weihnachtsmanns das moderne Bild des freundlichen Mannes mit rotem Mantel und weißem Bart.