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Trump stellt US-Sondergesandten für den Ukraine-Krieg vor

Erst am 20. Januar zieht Donald Trump wieder ins Weiße Haus ein. Auf den Schlachtfeldern versuchen Russland und die Ukraine, bis dahin ihre Position zu verbessern.
Pressekonferenz im Weißen Haus
Ukraine-Krieg - Ukraine
Ukraine-Krieg

Mit der Nominierung des früheren Sicherheitsberaters Keith Kellogg zum Sondergesandten für die Ukraine und Russland hat der designierte US-Präsident Donald Trump eine weitere wichtige Personalentscheidung getroffen. Der pensionierte Generalleutnant war während Trumps erster Amtszeit von 2017 bis 2021 als Stabschef im nationalen Sicherheitsrat tätig, zudem war er Sicherheitsberater des damaligen Vizepräsidenten Mike Pence. Bislang ist nicht klar, wie die neue Trump-Regierung ihre Ankündigung wahr machen will, den seit mehr als 1000 Tagen andauernden Krieg zu beenden. Kellog hat indes schon 2023 Ideen entwickelt, wie er beide Seiten zu Verhandlungen zwingen würde.

Trump lobte seinen neuen Sondergesandten dafür, dass dieser «von Anfang an» an seiner Seite gewesen sei und auf eine herausragende Karriere beim Militär und in der Wirtschaft zurückblicke. «Gemeinsam werden wir FRIEDEN DURCH STÄRKE sichern und Amerika und die Welt wieder SICHER machen», hieß es einer schriftlichen Mitteilung Trumps. Der Republikaner tritt sein Amt am 20. Januar an.

Trumps neuer Mann hat Ukraine-Strategie schon skizziert

Kellogg schrieb schon Ende 2023 in der Zeitschrift «The National Interest» auf, wie Trump in einer zweiten Amtszeit den Ukraine-Krieg anpacken könnte. Er hielt dem demokratischen Präsidenten Joe Biden dessen zögerliche Strategie vor. «Ergebnis ist, dass die Ukraine genügend Waffen zum Kämpfen hat, aber nicht genug, um zu siegen.»

Stattdessen könnte Moskau an den Verhandlungstisch gebracht werden mit der Drohung, der Ukraine wesentlich mehr und stärkere Waffen zu liefern. Kiew wiederum sollte verhandlungsbereit gemacht werden mit der Drohung, Waffenlieferungen zu beschränken. Das Ziel: «Ein Waffenstillstand entlang der gegenwärtigen Front und Verhandlungen im Anschluss würden eine souveräne, demokratische Ukraine erhalten, die im Westen verankert ist und sich selbst verteidigen kann», schrieb der Ex-General. Bei einem Ende der Kämpfe könnten der Ukraine verlässliche Sicherheitsgarantien gegeben werden, einschließlich einer möglichen Mitgliedschaft in Nato und EU.

Auf ukrainischer Seite lassen jüngste Äußerungen von Präsident Wolodymyr Selenskyj darauf schließen, dass eine zeitweilige Besetzung ukrainischer Gebiete akzeptiert werden könnte. Knackpunkt sind aber Sicherheitsgarantien, um Russland von einer möglichen Fortsetzung des Krieges abzuhalten. Moskau wiederum hat eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine für inakzeptabel erklärt. Kremlchef Wladimir Putin will außerdem in Kiew eine gefügige Regierung durchsetzen.

Selenskyj bittet Verbündete um mehr Flugabwehrwaffen

Selenskyj bat unterdessen die Nato-Staaten um mehr Flugabwehrwaffen nach dem russischen Angriff mit einer neuen Mittelstreckenrakete. Darüber habe er telefonisch mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte gesprochen, berichtete Selenskyj in Kiew. «Ich habe bestimmte Luftabwehrsysteme genannt, die wir brauchen und die funktionieren können. Unsere Partner verfügen über diese Luftabwehrsysteme», sagte er.

Russland hatte vergangene Woche eine neu entwickelte Mittelstreckenrakete auf die ukrainische Großstadt Dnipro abgefeuert. Der Nato-Ukraine-Rat beriet am Dienstag in Brüssel über Abwehrmöglichkeiten und versprach Kiew Hilfe. 

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zweieinhalb Jahren gegen Russlands Angriffskrieg. Bei den Gefechten im Osten und Süden des Landes sind die Verteidiger seit Monaten in der Defensive. Das ganze Land leidet zudem unter dauernden russischen Angriffen aus der Luft mit Raketen, Marschflugkörpern und Drohnen. Auch die Nacht auf Donnerstag begann für weite Teile der Ukraine mit Luftalarm, weil nach Angaben der Luftwaffe russische Kampfdrohnen angriffen.

Weiter heftige Gefechte im Osten

Der ukrainische Generalstab berichtete von 150 Sturmangriffen russischer Truppen am Mittwoch entlang der Front im Osten und Süden des Landes. Die Hälfte davon habe sich gegen die Städte Kurachowe und Pokrowsk gerichtet. Beide sind akut davon bedroht, in russische Hand zu fallen. Nach Einschätzung des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (ISW) versucht die russische Armee vor Trumps Amtsantritt in gut sieben Wochen, möglichst große Geländegewinne zu erzielen.

Ihrerseits hält die Ukraine so gut wie möglich am von ihr besetzten Gebiet in der russischen Grenzregion Kursk als Faustpfand fest. Dort seien bei der russischen Gegenoffensive 16 Sturmangriffe gezählt worden, teilte der Generalstab mit. Die Angaben sind nicht im Detail überprüfbar, geben aber Aufschluss über die Intensität der Kämpfe.

Derweil hieß es aus Russland, in der Nacht sei ein «massiver Drohnenangriff» auf zwei bewohnte Gebiete in der südrussischen Region Krasnodar abgewehrt worden. Eine Frau sei durch herabfallende Drohnensplitter verletzt worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Tass. 

Ebenso wie Moskau wartet auch die ukrainische Seite auf Trumps Amtsantritt. Ohne ihn werde es nicht gelingen, Russland zu Verhandlungen zu zwingen, zitierte das Portal «Ukrajinska Prawda» eine Quelle in Selenskyjs Team. «Wir bleiben also ruhig, halten Kursk und warten auf den Januar.»

Das wird heute wichtig

Kremlchef Putin setzt seinen Staatsbesuch im zentralasiatischen Kasachstan fort. In Stockholm treffen sich der schwedische Ministerpräsident Ulf Kristersson und sein polnischer Kollege Donald Tusk. Dabei dürfte es um die Unterstützung der Ostseeanrainer für die Ukraine und die Abwehr hybrider russischer Angriffe gehen.

© dpa
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