Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zum Abschluss seines Besuchs in den USA zufrieden über seine Gespräche geäußert. «Jede Diskussion ist so gelaufen wie nötig», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache, die auf der Plattform X veröffentlicht wurde. Der ukrainische Friedensplan sei in Amerika vorgestellt worden. «Jetzt müssen unsere Teams an der Umsetzung eines jeden Schrittes und jeder Entscheidung arbeiten.»
In Washington hatte sich Selenskyj unter anderem mit US-Präsident Joe Biden und dessen Stellvertreterin Kamala Harris, der Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, getroffen, um für die anhaltende Unterstützung seines Landes bei der Verteidigung gegen Russland zu werben. Ein Treffen hatte er auch mit dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner, Donald Trump, in New York. «Wir haben die gemeinsame Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine gestoppt werden muss», sagte Selenskyj nach dem Gespräch mit Trump.
«Es muss aufhören», sagte Trump mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Das Land gehe durch die Hölle, die Situation sei schrecklich. Wenn er die US-Wahl gewinne, werde der Krieg schnell enden, behauptete Trump einmal mehr. Der Ex-Präsident sagt seit langem, er könnte den Konflikt innerhalb von 24 Stunden beilegen - auch dank seiner Kontakte zum russischen Präsidenten Wladimir Putin.
Biden sagte Selenskyj ein weiteres Paket mit milliardenschweren Hilfen zu und gab 2,4 Milliarden US-Dollar (rund 2,15 Milliarden Euro) militärische Hilfe für Kiew frei. Biden sagte, er habe sichergestellt, dass bereits zugesagte Hilfen in Milliardenhöhe nicht verfielen und bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar auch eingesetzt würden. Nach Angaben des Weißen Hauses handelt es sich dabei um 5,5 Milliarden Dollar.
Alle für die Ukraine wichtigen Punkte seien mit den Partnern auf den Tisch gelegt worden, sagte Selenskyj. Entgegen seinen Erwartungen erhielt Selenskyj bei seinem USA-Besuch aber nicht die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen aus US-Hilfepaketen gegen strategische Einrichtungen auf russischem Staatsgebiet.
Nunmehr bereite sich die Ukraine auf das nächste hochrangig besetzte Treffen in Ramstein am 12. Oktober vor, sagte Selenskyj. Auf dem US-Luftwaffenstützpunkt in Rheinland-Pfalz wollen die Unterstützer der Ukraine über weitere Hilfe für die Ukraine beraten. «Zusammen mit unseren Partnern müssen wir sicherstellen, was den Frieden näher bringt.»
Russischer Angriff mit Kampfdrohnen abgewehrt
Eine mit Kampfdrohnen ausgerüstete ukrainische Brigade schlug nach eigener Darstellung bei Kämpfen im Osten des Landes einen Angriff einer gepanzerten russischen Einheit zurück. Von den rund 50 Fahrzeugen seien rund 40 zerstört oder beschädigt worden, berichtete die Agentur Ukrinform. Neben Panzern und Schützenpanzern seien auch gepanzerte Mannschaftswagen zerstört worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Russische Einheiten hatten versucht, bei Kupjansk durch die ukrainischen Verteidigungslinien zu stoßen.
Erneut schwere Kämpfe in der Ostukraine
Ukrainische und russische Truppen lieferten sich weiter schwere Kämpfe in der Ostukraine. Im Mittelpunkt der Gefechte lag einmal mehr das Gebiet um Pokrowsk, gegen das russische Einheiten schon seit Monaten anstürmen.
Im Tagesverlauf seien 19 russische Vorstöße gegen die ukrainischen Verteidigungslinien abgewehrt worden, teilte der Generalstab in Kiew in seinem abendlichen Lagebericht mit. «Die ukrainischen Verteidiger halten dem Ansturm stand», hieß es dazu.
Auch in der Region um Kurachowe tobten schwere Kämpfe. Nach ukrainischer Darstellung wurden im Tagesverlauf rund 17 russische Attacken zurückgeschlagen. Die Angaben zu allen Kampfhandlungen konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Russland führt seit über zweieinhalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Das russische Militär hält knapp ein Fünftel des Nachbarlandes besetzt.
Mehrere verschleppte Kinder kehren in Heimat zurück
Neun im Krieg von Russland verschleppte Kinder und Jugendliche von 13 bis 17 Jahren kehrten unterdessen nach ukrainischen Angaben in ihre Heimat zurück. Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez teilte auf Telegram und X mit, die Rückführung sei im Rahmen eines Aktionsplans und unter Vermittlung des Golfstaats Katar zustande gekommen. Die Kinder und Jugendlichen seien von den Besatzern von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten getrennt worden und stammten etwa aus Cherson, Saporischschja oder Luhansk, schrieb Lubinez weiter. Demnach seien einige davon zu Beginn des Krieges in einem Waisenhaus gewesen. Später hätten die Besatzer sie in die Hafenstadt Skadowsk und nach Russland gebracht.
Früheren ukrainischen Angaben nach sollen bereits bis Anfang des Jahres fast 20.000 Kinder nach Russland oder in russisch besetzte Gebiete der Ukraine gebracht worden sein. Immer wieder gelingt es, einige zurückzuholen.