Von der in Belarus inhaftierten prominenten Oppositionellen Maria Kolesnikowa gibt es nach langer Zeit ohne Kontakt zur Außenwelt erstmals wieder ein Lebenszeichen: «Unserem Vater wurde endlich erlaubt, Maria zu besuchen. Ich kann es nicht glauben», schrieb ihre Schwester Tatjana Chomitsch auf der Plattform X. Veröffentlicht wurden Fotos von dem Treffen zuerst im Telegram-Kanal des ehemaligen oppositionellen Bloggers Roman Protassewitsch, der inzwischen mit den belarussischen Behörden zusammenarbeitet.
Er sei sehr erleichtert, schrieb der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg im Kurznachrichtendienst X. «Nach 600 Tagen in Einzelhaft durfte sie ihren Vater sehen. Worte können die Qualen, die sie ertragen haben muss, nicht beschreiben. Die Isolation aller politischen Gefangenen muss jetzt beendet werden - sie müssen sofort und bedingungslos freigelassen werden!», forderte Schallenberg.
Machthaber Alexander Lukaschenko hatte zuletzt Dutzende Gefangene freigelassen und sich offen gezeigt, auch Kolesnikowa gehen zu lassen. Allerdings müsste sie dafür ein Gnadengesuch an den als letzten Diktator Europas verschrienen Politischer schreiben.
Oppositionsführerin Tichanowskaja im Exil auch erleichtert
Auch die im Exil lebende Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja schrieb auf der Plattform X, dass sie sehr erleichtert sei, dass Kolesnikowa ihren Vater habe treffen dürfen. Es ließ sich zunächst nicht unabhängig prüfen, wann die Fotos entstanden sind.
Kolesnikowa habe ihren Vater im Gefängniskrankenhaus getroffen, schrieb das belarussische Medienportal «Nascha Niwa» unter Berufung auf ehemalige politische Gefangene, die den Ort der Aufnahme erkannt hätten. Es sei nicht bekannt, ob Kolesnikowa in Behandlung sei oder ob sie aus der Zelle geführt wurde, wo sie höchstwahrscheinlich untergebracht ist, hieß es. Das letzte Mal hätten sich Kolesnikowa und ihr Vater im Dezember 2022 gesehen. Einen Brief hätten ihre Verwandten zuletzt im Februar 2023 erhalten.
Kolesnikowa gehörte zu den Anführerinnen der Massenproteste nach der von beispiellosen Manipulationsvorwürfen überschatteten Präsidentenwahl 2020. Machthaber Lukaschenko ließ die Proteste niederschlagen. Kolesnikowa wurde im September 2020 festgenommen und ein Jahr später wegen Verschwörung zum Umsturz zu einer elfjährigen Haftstrafe verurteilt. Sie gilt als politische Gefangene. In dem Land sind mehr als 1.000 Kritiker Lukaschenkos in Haft.