Von der Supermarktkasse bis zur Tankstelle: Wenn die Energiepreise steigen, macht sich das nicht nur auf unserer Heiz- und Stromkostenabrechnung bemerkbar, sondern in vielen Bereichen unseres Alltags. Drängender denn je ist die Frage, wie der Umstieg auf grüne, erneuerbare Energien gelingen kann, damit Europa langfristig unabhängiger von Öl und Gas wird. Mit dieser großen Herausforderung beschäftigen sich auch EU-Politiker:innen in Brüssel – und sehen nicht ohne Grund einen zentralen Schlüssel für den Erfolg der Energiewende in der Digitalisierung.
Schneller und konkreter: So gelingt die digitale Energiewende in Europa
Dass die Digitalisierung beim Umstieg auf nachhaltige Energie eine zentrale Rolle spielen kann, hat auch die EU erkannt und einen „Aktionsplan zur Digitalisierung des Energiesystems“ aufgestellt. Doch wie effektiv sind die festgehaltenen Pläne wirklich? Expert:innen des European Policy Centre haben sich den Aktionsplan mit Unterstützung des Vodafone Instituts genauer angesehen und ihre teils kritische Bewertung nun in einem Diskussionspapier mit dem Titel „Digitalisation: An enabler for the clean energy transition“ veröffentlicht. Das Paper liefert konkrete Ansätze und Handlungsempfehlungen, wie der Umstieg auf grüne Energie schneller und umfassender gelingen kann und in welchem Rahmen die Digitalisierung zum Motor einer sauberen Energiewende wird.
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Schnellere Umsetzung von geplanten Initiativen
Als einen ersten konkreten Schritt schlägt das Paper vor, den Energieverbrauch von Rechenzentren, Telekommunikationsnetzen und digitalen Produkten in gesetzlichen Bahnen zu senken. Dafür bräuchte es laut der Expert:innen noch vor 2025 entsprechende Initiativen und klare Indikatoren für die Nachhaltigkeit von Rechenzentren.
Nach ihrer Einschätzung ließe sich außerdem der bereits geplante EU-weite Raum für Energiedaten wesentlich früher als 2024 einrichten, was ebenfalls zur Beschleunigung der Energiewende beitragen würde. Denn wenn der Datenaustausch erleichtert wird, könnten auch schneller mehr Solarzellen, Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen in das Energiesystem eingebunden werden.
Konkrete Beratung über die Vorteile und den Einsatz digitaler Technologien
Konkreter könnte die Energiewende gelingen, wenn Bürger:innen besser über die Vorteile von smarten Heizsystemen und digitalen Stromzählern informiert werden. Es bräuchte mehr Beratung, wie sie mit Hilfe der erfassten, digitalen Verbrauchsdaten Energie sparen können. Denn neue Zähler rechnen sich erst, wenn die Heizung im Alltag tatsächlich zeitweise heruntergedreht wird. Gleichzeitig müssten smarte Heizungssysteme günstiger werden und Bürger:innen umfassender über die Sicherheit ihrer Daten aufgeklärt werden.
Beide Aspekte würden bislang viele Menschen von einer Umrüstung abhalten. Zudem bräuchten kleine und mittelständige Unternehmen mehr Unterstützung bei der Anschaffung digitaler Technologien sowie bei der Schulung ihrer Mitarbeiter:innen hinsichtlich der Digitalisierung.
Umfassende Anreize für eine Energiewende auf allen Ebenen
Umfassender könnte die Energiewende laut der Expert:innen gelingen, indem Anreize geschaffen werden, die den Umstieg auf grüne Energien mit der Digitalisierung von Europas Wirtschaft und Gesellschaft in Einklang bringen. Das heißt konkret: Die EU könnte und sollte Vermieter:innen von öffentlichen sowie privaten Gebäuden bei Investitionen in die technische Modernisierung und energetische Sanierung unterstützen.
Nationale und lokale Entscheidungsträger:innen könnten neue Anreize für eine nachhaltige Mobilität setzen, indem sie die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, das Radfahren sowie den Güterverkehr per Bahn fördern. Bei der Einrichtung eines europäischen Datenraums für Energie sollten ebenfalls Schnittstellen zu anderen Datenräumen berücksichtigt werden – insbesondere zu denen der Mobilitäts- und Baubranche.
Effizienter und sparsamer: Digitale Lösungen bieten viel Potenzial
Die Autor:innen des Papers halten auch fest, dass digitale Lösungen im Rahmen der Energiewende Herausforderungen mit sich bringen. Dazu gehören mögliche Risiken wie ein steigender Stromverbrauch, Cyberattacken und Bedenken der Bürger:innen zum Datenschutz, aber auch mangelndes Digital-Wissen und Kosten für die digitale Umrüstung. Letztendlich verdeutlicht das Paper aber vor allem das enorme Potenzial, das die Digitalisierung in der Energiewende bieten kann.
Schon heute helfen grüne Innovationen und moderne Technologien auf vielfältige Weise, Ressourcen zu sparen und den Umstieg auf grüne Energien voranzubringen. Digitale Anwendungen erfassen und werten Unmengen an Daten aus, um beispielsweise das Wetter vorherzusagen und daraus abzuleiten, wie viel Strom aus erneuerbaren Quellen gewonnen werden kann. Das macht die Stromnetze flexibler und schafft eine fundierte Datengrundlage, um den Anteil umweltfreundlicher Energien am Strommix zu erhöhen. Außerdem tragen digitale Zähler, Plattformen und Systeme dazu bei, aktiv Energie zu sparen, sei es im Smart Home oder in öffentlichen Gebäuden, im Verkehr und in der Industrie.
Kurz gesagt: Das Potenzial der Digitalisierung für die schnelle, konkrete und umfassende Energiewende ist zu groß, als das wir es ungenutzt lassen können. Mit Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Monate drängt die Zeit mehr denn je, auf grüne Energie umzusteigen und langfristig unabhängiger von Öl und Gas zu werden.
Wo siehst Du besonders großen Handlungsbedarf für das Gelingen der Energiewende? In welchen Punkten stimmst Du den Expert:innen des Papers zu? Teile Deine Meinung im Kommentarbereich!
Dieser Artikel So gelingt die digitale Energiewende: Neues Paper vom EPC mit Unterstützung des Vodafone Instituts zeigt konkrete Lösungen auf kommt von Featured!