Chatbots, Gesichtserkennung und Sprachassistenten: Künstliche Intelligenz (KI) erleichtert Dir schon heute den Alltag enorm. Doch es gibt auch verblüffende Anwendungen, die mit dem Alltag rein gar nichts mehr zu tun haben. Von der dichtenden Shakespeare-KI über maschinelle Lehrer für Fremdsprachen bis zu einem selbstlernenden Schach-Genie – Wie klingt das für Dich? Wir haben für Dich die ungewöhnlichsten KI-Anwendungen zusammengestellt.
In Deinem persönlichen Alltag ist KI vielerorts zu finden. Die an den Verkehr angepasste Route nach Hause oder die Gesichtserkennung zum Entsperren Deines Smartphones zum Beispiel. Sie sind teilweise so gut in unseren Alltag integriert, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Im Gegensatz dazu treiben es unsere ungewöhnlichen Fundstücke auf die Spitze. Denn dabei geht es um beeindruckende Fähigkeiten, die die Technik heute schon beherrscht.
KI komponiert beeindruckende Songs
Während Alltags-KIs Dir die richtigen Songs aus menschlicher Feder vorschlagen, komponiert Und diese KI richtet sich beim Komponieren ganz nach Dir. Per Mausklick kannst Du der KI Deine Vorstellungen für den nächsten Song mitteilen und sogar Inspirationsmusik hochladen, an der sich die KI anschließend orientiert. Kurze Zeit später ist der Track fertig. Du drückst bloß noch den Play-Button und schon lauschst Du den soeben frisch für Dich komponierten Klängen. Bei Bedarf lassen sich die Titel im Nachhinein auch noch detailliert anpassen, klingen aber auch so ziemlich beeindruckend.
AIVA wurde von Ihren Schöpfern Pierre Barreau, Vincent Barreau und Denis Shtefan aus Luxemburg mit 30.000 mehrstimmigen Kompositionen der größten menschlichen Komponisten gefüttert und hat es außerdem mithilfe von Deep Learning verstanden, ein Gespür für Musik zu entwickeln. So entstehen einzigartige Songs über zahlreiche Musik-Genres hinweg.
Kunstwerke gemeinsam mit KI erschaffen
Ein Chip von Nvidia lässt Künstler:innen erstaunliche Werke schöpfen. Was Mensch und KI zusammen erschaffen können, zeigte Nvidia auf der der GPU Technology Conference (GTC) 2021. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt. Und wie sehen die fertigen Kunstwerke aus? Davon kannst Du Dir in der Nvidia-Galerie selbst ein Bild machen.
Vernetzte Kunst – geht das? Klar! Wie das Malen in der Zukunft funktionieren könnte, präsentiert Dir das Vodafone 5G Portrait.
Eine andere Kunstform, die überhaupt erst durch KI möglich geworden ist, zeigt das Dalí-Museum im amerikanischen St. Petersburg. Dort ist nämlich Salvador Dalí sozusagen auferstanden und im Rahmen des Projekts „Dalí Lives“ als Person zurückgekehrt.
Ungewöhnliche KI kreiert Parfüm
Erinnerst Du Dich noch an Jean-Baptiste Grenouille, die Hauptfigur aus Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“? Er verfügt über einen unglaublichen Geruchssinn und verfolgt die Vision, zum größten Parfümeur aller Zeiten zu werden. Konkurrenz macht ihm die Künstliche Intelligenz Philyra von der International Business Machines Corporation (IBM). Denn dem deutschen Parfümhersteller Symrise ist es gelungen, mithilfe von Philyra gleich zwei Düfte zu kreieren. Diese sind bereits im Jahr 2019 in Brasilien auf den Markt gekommen, wie Forbes in einem Artikel berichtet.
In Zusammenarbeit mit dem J. Watson Research Center von IBM ließ der Dufthersteller die KI rund 1,7 Millionen Duftformeln aus seinem Bestand analysieren. Zusätzlich wurde Philyra mit Informationen über Standorte und Altersgruppen der Kund:innen versorgt. Entstanden sind zwei Duftnoten, die extra an den brasilianischen Markt angepasst sind. So erinnert einer der Düfte an den Geruch der exotischen Küche, während der zweite Duft hingegen eine florale Note hat.
Die Duft-Kreation verlangt eine besonders präzise Arbeitsweise, selbst minimale Abweichungen von vorgegebenen Mengen zerstören den Duft oder kreieren eine völlig andere Note. Aus diesem Grund arbeitet die Künstliche Intelligenz gemeinsam mit Menschen. Denn Philyra entwickelt Duftvorschläge, die dann von Symrise-Parfümeur David Apel ausgearbeitet und veredelt werden.
KI-Sonette à la Shakespeare von IBM
William Shakespeare schrieb vor über 400 Jahren 38 Dramen, epische Versdichtungen und ganze 154 Sonette. Forscher:innen von IBM Australien haben die als Grundlage für eine eigens entwickelte Künstliche Intelligenz herangezogen. Der Computer sollte anhand der Original-Verse selbst das Dichten erlernen. Zum Testen und Entwickeln bekam die KI auch noch 2.600 zusätzliche Sonette von Project Gutenberg unter die virtuellen Augen.
Herausgekommen ist zumindest eine poetische Intelligenz, die auf den ersten Blick ganz ordentliche Verse abliefert. Echte Literaturkritiker:innen konnte der Bot bislang jedoch noch nicht überzeugen. Denn der virtuelle Shakespeare mit dem Namen Deepspeare habe schlicht zu wenig Emotionen in die Sonette gebracht. Reim und Rhythmus sei der Dichtungs-Maschine allerdings gelungen. Das ist auch die Erkenntnis der IBM-Forscher:innen. Die Intelligenz, um Sonette zu schreiben, ließe sich nun auch bei anderen KI und auf anderen Gebieten nutzen. Sollte eine KI also mal Langeweile haben, schreibt sie vielleicht in Zukunft ja einfach ein paar Verse.
KI löst Zauberwürfel in Rekordzeit
Rubik’s Cube, der bunte Zauberwürfel aus den 80ern, ist das wohl bekannteste Drehpuzzle. Wer den Zauberwürfel lösen möchte, verbringt beim Knobeln viel Zeit mit dem Drehen der Seiten. Der Guinness-Weltrekord bei menschlichen Zauberwürfel-Spieler:innen liegt aktuell bei überragenden 3,47 Sekunden. Moderne Roboter würden darüber wohl nur müde lächeln, wenn sie es könnten. Denn die absolute KI-Bestzeit im Lösen eines Zauberwürfels liegt seit März 2018 liegt bei sagenhaften 0,38 Sekunden. Ein komplett verdrehter Würfel ist mittlerweile so schnell gelöst, dass ein menschliches Auge die einzelnen Züge gar nicht mehr wahrnehmen kann.
Laut den Entwicklern Ben Katz und Jared Di Carlo ließe sich mit etwas Feintuning der Hardware wohl auch noch eine weitere Zehntelsekunde aus dem Robo herausholen.
KI im Klassenzimmer: Dieser Roboter soll japanischen Kindern Englisch beibringen
Das japanische Bildungsministerium möchte in Zukunft ganz offiziell in 500 Klassenräumen im Land englischsprachige Roboter einsetzen. Diese sollen sowohl Schüler:innen als auch Lehrer:innen beim Erlernen der fremden Sprache helfen. Der Grund dafür ist einfach: Laut Straits Times fehlen an japanischen Schulen qualifizierte Englischlehrer:innen. Deswegen sind seit dem Jahr 2019 kleine Roboter im Einsatz. Sie beherrschen die englische Sprache und sind so intelligent, dass sie sich mit den Kindern unterhalten können und unter anderem deren Aussprache verbessern sollen.
Um auch außerhalb des Klassenzimmers Lernfortschritte zu erzielen, hat die norwegische Firma No Isolation eine Lösung entwickelt: Kinder, die wegen einer chronischen Erkrankung längere Zeit nicht zur Schule gehen können, verpassen nicht nur Lernstoff, sondern vermissen oft den Kontakt zu Mitschüler:innen und Freund:innen. Der Roboter AV1 ist ein Telepräsenz-Avatar, der es ermöglicht, von zu Hause aus am Unterricht teilzunehmen. Dafür sitzt der Roboter im Klassenzimmer und leiht Schüler:innen seine Augen, Stimme und Ohren. Über eine integrierte Vodafone-SIM-Karte können Erkrankte den Roboter mit einer App auf dem Tablet fernsteuern und mit Mitschüler:innen kommunizieren.
Streetview-KI sagt zukünftiges Stadtbild voraus
Im Gegensatz zu den 154 Shakespeare-Sonetten der dichtenden IBM-Robos konnten die Forscher:innen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA aus dem Vollen schöpfen. Satte 1,6 Millionen Streetview-Aufnahmen von Straßenverläufen aus amerikanischen Städten bekam die KI zu sehen. Der Clou dabei: Es handelt sich um Bildpaare, die jeweils ein paar Jahre auseinander liegen.
So lernte die ungewöhnliche KI, wie sich einzelne Stadteile mit der Zeit entwickelt haben. Mit diesem Wissen soll es auch möglich sein, das zukünftige Aussehen von anderen Nachbarschaften vorauszusehen. Die Ergebnisse können etwa bei der Stadtentwicklung helfen und zeigen, welche Auswirkungen verschiedene Faktoren wie Durchschnittseinkommen, Bildungsstand, angrenzende Nachbarschaften und das Alter der Gebäude auf die Stadtentwicklung haben können.
Alpha-Zero: In nur vier Stunden zum Schach-Genie
Erinnerst Du Dich noch an Alpha-Go? Die KI aus dem Hause Google machte vor ein paar Jahren Schlagzeilen, als sie die weltbesten Go-Spieler:innen (Go ist ein strategisches Brettspiel) besiegte. In der Zwischenzeit hat Google die Intelligenz selbstverständlich weiterentwickelt. Heute hört sie auf den Namen Alpha-Zero und kann sich selbst neue Spiele beibringen. Dazu braucht sie bloß die Spielregeln zu kennen und einen Nachmittag Zeit, um gegen sich selbst zu spielen. Als Streber kann man Alpha-Zero schon gar nicht mehr bezeichnen. Denn was der Bot zustande gebracht hat, geht weit über konzentriertes Lernen hinaus. Nur vier Stunden, nachdem Alpha Zero die Schach-Regeln gelernt hatte, galt es, ein Match aus 100 Partien gegen den bislang stärksten Schachcomputer der Welt zu bestreiten. Das Resultat ist eindeutig: Alpha Zero hat kein einziges Spiel verloren.
Schneller, schlauer, besser
Die verschiedenen Fertigkeiten, die unseren ungewöhnlichen KI-Fundstücken zugrunde liegen, finden auch in ganz anderen Feldern Anwendung. Die Fähigkeiten von Künstlicher Intelligenz werden deshalb in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen. Wir Menschen werden davon weiterhin profitieren, wie wir es heute schon ganz selbstverständlich tun. Die Zukunft bleibt spannend.
Welche KI-Features nutzt Du mit Deinem Smartphone heute schon? Hinterlasse uns einen selbstgeschriebenen Kommentar.
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