TikTok hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Trend-Schmiede der Social-Media-Welt entwickelt. Regelmäßig überraschen Creator:innen uns mit kuriosen Ideen, die vor allem als Challenges virale Erfolge feiern und auf andere Plattformen überschwappen. So ist es auch mit dem aktuellen NPC-Trend. Was dahintersteckt, erfährst Du jetzt.
Was ist eigentlich ein NPC?
„NPC“ bedeutet „non-playable character“, also „nicht spielbarer Charakter“, und stammt aus dem Gaming-Kosmos. Es beschreibt Nebenfiguren, die nicht von Dir oder anderen Spieler:innen gesteuert werden, sondern von der Software selbst. Die Sprach- und Bewegungsfähigkeiten von NPCs beschränken sich also auf das, was die Programmierung vorgibt. Die Figuren reagieren beispielsweise auf bestimmte Aktionen, die der Spielende ausführt, oder übernehmen die Funktion des Quest- und Stichwortgebers. Im Alltags- und Jugendsprachgebrauch ist der Begriff eher abwertend gemeint: Er bezeichnet eine reale Person als einen (unwichtigen) Nebencharakter, der nicht selbstständig denkt und handelt. Mit dieser Bedeutung ist „NPC“ sogar als Jugendwort 2023 nominiert. Obwohl diese Zuschreibung alles andere als ein Kompliment ist, inszenieren sich Social-Media-Creator:innen in ihren Livestreams immer öfter bewusst als NPC und bekommen dafür Geld.
Was passiert bei NPC-Streams?
Beim NPC-Streaming imitieren Menschen vor der Kamera das Verhalten von Videospiel-NPCs oder stellen bekannte Videospiel-Szenen nach – meist mit einem sehr begrenzten Wortschatz und eigentümlich wirkenden Bewegungsmustern. Sie wippen ausdruckslos hin und her, laufen auf der Stelle oder wiederholen einstudierte Phrasen. Bei den Livestreams können Zuschauer:innen die Handlungen vorgeben, indem sie dem oder der NPC-Steamer:in virtuelle Geschenke und Spenden schicken. Diese ploppen im Bild in From von Emojis oder Stickern auf. Der NPC reagiert auf die Geschenke, in dem er entsprechende Bewegungen oder Catchphrases (Schlagwörter) wiederholt.
Woher kommt der NPC-Trend?
Seinen Ursprung hat der NPC-Trend auf TikTok. Hier wurden im Laufe des Jahres 2022 die ersten NPC-Livestreams durch Creator:innen wie der Japanerin Natuecoco (@natuecoco) und der Kanadierin Pinkydoll (@pinkydollreal) zum viralen Phänomen. Für ihre witzigen, teils bizarren Videos im NPC-Stil sammelten sie innerhalb kürzester Zeit unzählige Likes und machten diese Art von Content bekannt und populär. Schnell sprangen auch andere TikToker:innen wie Cherry Crush (@cherrycrush_tv) und Satoyu0704 (@satoyu0704) auf den NPC-Trend auf. Bei gemeinsamen Streams begannen Satoyu0704 und Natuecoco, als NPCs um Preise zu kämpfen. Spätestens seit diesem Sommer sind NPC-Videos auch auf anderen sozialen Plattformen wie X (ehemals Twitter), YouTube und Instagram angekommen und erhalten auch hier zahlreiche Likes, Shares und Views.
Seit 2021 im Umlauf: Fake Runs sind ein Renner auf TikTok
Untrennbar vom aktuellen NPC-Trend ist der sogenannte „Fake Run“ oder „Glitch Run“. Gemeint ist der typische Leerlauf, bei dem Videospielfiguren auf der Stelle rennen – beispielsweise wegen eines Programmierfehlers oder weil die Figur gegen ein Hindernis läuft. Wie das aussieht, zeigte unter anderem der Creator Busta Breezie in einem Running Glitch Video, das allein auf TikTok derzeit mehr als 450.000 Likes zählt.
Solche Fake-Run-Inhalte starteten bereits Anfang 2021 als Tanz-Challenge auf TikTok und kamen Monate später mit dem Hashtag #fakerun zurück. Große Ähnlichkeiten gibt es bei vielen Glitch-Run-Videos zu Bewegungsmustern von GTA-Figuren, aber auch von NPCs anderer Videospiele wie Counter-Strike, Minecraft und Roblox.
Der NPC-Trend pusht die Karriere der Creator:innen
Auch das Creator:innen-Couple Nicki und Loczek, a. k. a. Loczniki (@loczniki), veröffentlichte ab 2021 mehrere Fake-Run-Videos im GTA-Laufstil und trug so dazu bei, die TikTok-Challenge weiter bekannt zu machen. Mittlerweile zählt das „Dancing Couple from Poland“ auf TikTok knapp drei Millionen Follower, über 1,3 Millionen Abonnenten auf YouTube und mehrere Hunderttausend Follower auf Instagram. In kurzen Videos zeigen Nicki und Loczek außerdem, wie der Fake Run funktioniert, und haben sogar einen eigenen kostenpflichtigen „How to Move Like an NPC“-Kurs hochgeladen. Für knapp 10 Euro kannst Du lernen, wie Du den Glitch Run und andere typische NPC-Moves selbst hinbekommst.
Auch Creator:innen aus Deutschland springen auf den NPC-Trend auf. In einem Instagram-Video verwandelt sich zum Beispiel der Schauspieler Tom Böttcher in einen NPC-Charakter aus einem Mittelalter-Game.
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Was als TikTok-Kuriosität begann, kann mittlerweile erstaunliche Social-Media-Karrieren hervorbringen – inklusive Werbedeals und Multi-Plattform-Content. In einem Interview mit der New York Times legte kürzlich die Streamerin PinkydolI ihre Einnahmen offen. Demnach verdiene sie pro NPC-Livestream 2.000 bis 3.000 US-Dollar (entspricht in etwa 1.830 – 1.745 Euro pro NPC-Livestream). Der NPC-Trend ist für Creator:innen längst mehr als nur spaßige Unterhaltung und kann ein lukratives Geschäft werden.
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