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BeReal-App setzt auf Authentizität: Alltagsmomente statt Selbstinszenierung

BeReal-App setzt auf Authentizität: Alltagsmomente statt Selbstinszenierung
BeReal-App setzt auf Authentizität: Alltagsmomente statt Selbstinszenierung

Nur ein Posting am Tag, keine Filter, zwei Minuten für die Aufnahme: Mit kuriosen Regeln trendet die Social-Media-Anwendung BeReal derzeit vor allem bei der jüngeren Zielgruppe. Was die BeReal-App so besonders macht und ob sie langfristig Konkurrenz zu TikTok, Instagram und Co. sein könnte, erfährst Du jetzt.

Ein schöner Hintergrund, die richtige Perspektive, der passende Filter: Kaum ein Bild, das in den sozialen Netzwerken geteilt wird, entsteht noch zufällig und wirklich spontan. Wir lichten uns gerne in ausgewählten Momenten ab, in denen alles stimmt. Die BeReal-App hält dagegen und will mit Schnappschüssen aus dem Alltag Authentizität in die Social-Media-Welt zurückbringen. Dafür bietet die kostenlose Android- und iOS-Anwendung interessante Möglichkeiten, um sich in Echtzeit zu vernetzen.

Die ungefilterte Social-App: Was ist BeReal?

Ähnlich wie bei Instagram kannst Du auch mit BeReal Fotos machen und diese mit Deinen Follower:innen teilen. Allerdings will BeReal seine Nutzer:innen dazu ermuntern, wirklich spontane und unerwartete Momente festzuhalten anstatt perfekte Bilder zu kreieren. Dafür fordert Dich die App einmal am Tag zu einer zufälligen Uhrzeit auf, einen Beitrag zu erstellen. Du hast dann zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen und dieses hochzuladen. Erst wenn Dein Beitrag online ist, werden auch die aktuellen Postings Deiner Freund:innen sichtbar. Dieses Konzept hat den Nebeneffekt, dass alle, die etwas bei BeReal sehen möchten, auch selbst aktiv werden müssen und nicht nur ein Profil anlegen können, um das digitale Leben anderer Menschen zu verfolgen.

Wie funktioniert die BeReal-App?

Die App nimmt gleichzeitig Fotos mit der Vorder- und Rückkamera Deines Smartphones auf und erstellt aus den beiden Aufnahmen eine Collage. So zeigt sie, wo Du Dich gerade befindest und was Du tust. Du kannst selbst bestimmen, ob Du Deinen Beitrag öffentlich teilst, oder nur Deine Follower:innen ihn sehen können. Um Dich mit Freund:innen zu verbinden, musst Du der App nach dem Download und der Anmeldung Zugriff auf Deine Kontakte erlauben. Diese können mit „RealMojis” auf Beiträge reagieren und Kommentare hinterlassen. Im Gegensatz zu TikTok und Instagram werden die „BeReals” jeden Tag aus dem Feed gelöscht. Du kannst allerdings vergangene Postings mit einer Memory-Funktion speichern. Ebenso ist es möglich, einen Beitrag direkt nach dem Teilen zu löschen. Wenn Du das Zwei-Minuten-Fenster zum Erstellen des Postings verpasst, kannst Du auch noch später ein Bild hochladen. Deine Follower:innen werden aber darauf hingewiesen, dass das Foto nicht in Echtzeit entstanden ist.

Das Besondere an der BeReal-App: Keine Scheu vor realen Momenten

Social-Media-Plattformen stehen seit längerem in der Kritik, eine geschönte, idealisierte Welt abzubilden und damit vor allem junge Menschen unter Druck zu setzen. Mit der BeReal-App liefert das gleichnamige Start-up aus Frankreich einen Gegenwurf zur perfekt inszenierten Selbstdarstellung und makellosen Ästhetik. Nutzer:innen sollen einfach sie selbst sein können und wieder echte Momente teilen. Da die Aufforderung zum Posting zufällig kommt, es keine Bearbeitungstools gibt und Du keine Zeit hast, die perfekte Pose oder einen tollen Hintergrund zu finden, zeigen die BeReals vor allem ganz gewöhnliche, oft banale Alltagssituationen, zum Beispiel beim Einkaufen, vor dem Fernseher oder aus dem Hörsaal. Das Alltägliche macht die Inhalte so außergewöhnlich und sympathisch. Die Limitierung auf ein Posting pro Tag könnte außerdem dazu beitragen, dass Nutzer:innen weniger häufig zum Handy greifen, um neuen Content zu entdecken oder zu erstellen.

Sternstunden für BeReal: Sicher nur ein Hype?

Das Konzept scheint aktuell gut zu funktionieren. Obwohl die BeReal-App bereits Ende 2019 veröffentlicht wurde, ist sie erst in den vergangenen Wochen zu einem größeren Phänomen geworden. Im ersten Quartal 2022 war die App in den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich nach Instagram, Snapchat und Pinterest die beliebteste Social-Media-App. Laut Daten von Apptopia sind die monatlich aktiven Nutzer:innen auf BeReal seit Anfang des Jahres um 315 Prozent gestiegen. Der plötzliche Hype scheint überraschend, findet mit Blick auf die Strategie und ähnliche Beispiele aber Erklärungen. Viel spannender ist die Frage, ob der Erfolg auch lange währt.

Bekannte Strategien der Social-Media-App: BeReal nutzt Verknappung 

BeReal setzt auf die bewährte Devise „weniger ist mehr”. Diese Idee der künstlichen Verknappung hat bei digitalen Angeboten schon öfter kurzzeitige Hypes ausgelöst. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte zum Beispiel die Foto-Sharing-App Poparazzi, die ebenfalls auf Filter verzichtet und im vergangenen Sommer damit aufsehen erregte. Auch die Clubhouse-App steigerte anfangs durch ihren exklusiven Charakter das öffentliche Interesse und die Nachfrage: Wer den Live-Audio-Talks lauschen und mitreden wollte, brauchte ein iPhone und eine Einladung zur App. BeReal ist auch nicht die erste Anwendung, die versucht, Nutzer:innen in Echtzeit miteinander zu verbinden, um authentischere Einblicke zu geben. Apps wie HouseParty oder Periscope versprachen ähnliches – konnten sich aber langfristig ebenfalls nicht gegen große Social-Apps wie TikTok, Instagram oder Snapchat behaupten.

Friedhof der Social-Media-Apps: Kennst Du diese Netzwerke noch?

Was von diesen Beispielen hängen bleibt, ist die Erkenntnis, dass gehypte Anwendungen wieder genauso schnell aus den App-Charts verschwinden können, wie sie gekommen sind. Wünschenswert wäre, dass BeReal langfristig dennoch zu einem Umdenken beiträgt. Bei der Flut an Filtern und vorproduzierten Fotos, Stories und Videos könnte die App immerhin für kurze Zeit zeigen, wie sympathisch und erfrischend echte Social-Media-Momente sind.

Hast Du die BeReal-App schon ausprobiert? Was hältst Du von ihrem Konzept? Teile Deine Meinung mit uns im Kommentarbereich!

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© Vodafone GmbH ⁄ Janette Baumann
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