Es ist kein Geheimnis, dass die europäischen Wettbewerbshüter auf Meta, den Mutterkonzern der Social-Media-Plattform Facebook und des Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp, immer ein Auge haben. Erst im Mai dieses Jahres brummte die EU Mark Zuckerbergs Unternehmen eine Rekordstrafe von 1,2 Milliarden Euro wegen der Weiterleitung von Nutzerdaten in die USA auf. Begründet wurde das mit einem Verstoß gegen die europäische Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO).
Nun also steht Meta wieder im Fokus der EU, doch Zuckerbergs Firma steht nicht allein da. Auch andere US-Konzerne wie Google, Apple, Amazon oder Microsoft werden von den europäischen Wettbewerbshütern zu sogenannten „Gatekeepern“ ernannt, denen mit dem Inkrafttreten des Digital Markets Act ab März 2024 ein Teil ihrer Kontrolle entzogen werden soll. Für Meta heißt das unter anderem, dass WhatsApp interoperabel werden muss.
„Third-party chats“
Konkret bedeutet das, dass man zumindest in der EU künftig Nachrichten oder Bilder zwischen verschiedenen Instant-Messaging-Diensten verschicken können soll. – und in der Beta-Version für Android mit der Versionsnummer 2.23.19.8 ist bereits ein entsprechendes neues Feature namens „third-party chats“ aufgetaucht.
Die neue Funktion wird in WhatsApp in Form eines neuen Bildschirms integriert, auf dem die Inhalte konkurrierender Instant-Messaging-Dienste wie z.B. Signal oder Telegram einlaufen. Noch ist der Bildschirm in der Entwicklung und nicht funktionsfähig, doch schon bald können Nutzer laut WhatsApp-Blog darauf zugreifen. Ein eigenes WhatsApp-Konto ist für das Abrufen der „third-party chats“ nicht notwendig.
Chance für kleinere Anbieter
WhatsApp ist mit derzeit rund zwei Milliarden Nutzern weltweit ganz klar die Nummer 1 unter den Instant-Messaging-Diensten. Die EU-Kommission möchte mit ihrem Eingriff in den Markt erreichen, dass kleinere Anbieter weiterhin gegen die übermächtige Konkurrenz aus dem Hause Zuckerberg bestehen können.
Das grundsätzliche Problem von Signal, Telegram, Threema & Co ist natürlich, dass ihre Nutzer auf ihren Plattformen nicht mit allen ihren Familienmitgliedern, Freunden oder Bekannten kommunizieren können. Dieses Problem könnte durch die von der EU vorgeschriebene Interoperabilität gelöst werden.
Ende-zu-Ende-Verschlüsselung
Der große Vorteil gerade bei WhatsApp ist ja, dass Chats aufgrund einer ausgeklügelten Ende-zu-Ende-Verschlüsselung selbst für Geheimdienste schwer zu knacken sind. Deshalb muss die Meta-Tochter einen Weg finden, wie die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung auch bei Chats mit Kunden anderer Anbieter künftig sichergestellt wird.
In der aktuellen Beta-Version von WhatsApp sind entsprechende technische Details noch nicht einsehbar. Der Digital Markets Act sieht aber zwingend vor, dass eine abhörsichere Kommunikation beibehalten werden muss.
WhatsApp-Kanäle in mehr als 150 Ländern
Während WhatsApp versuchen muss bei der Umsetzung des Digital Markets Act der EU Lösungen im Detail zu finden, ist eine andere Neuerung jetzt schon nutzbar. So bietet der Instant-Messaging-Dienst ab sofort WhatsApp-Kanäle in mehr als 150 Ländern an.
Diese bieten eine private Möglichkeit Updates zu erhalten, die für den jeweiligen Nutzer wichtig sind, d.h. WhatsApp greift eine Funktionalität auf, die wir so ähnlich schon von der Schwestergesellschaft Facebook kennen. Über WhatsApp-Kanäle kann man nun Tausenden von Organisationen, Sportvereinen, Kunstschaffenden und Vordenkern folgen.
Die WhatsApp-Kanäle sind von den WhatsApp-Chats getrennt und die Personen, denen man folgt, sind für andere Nutzer nicht sichtbar. Außerdem schützt WhatsApp nach eigenen Angaben die persönlichen Daten der Administratoren und Follower.
Weitere Updates
Außerdem führt die Meta-Tochtergesellschaft zusammen mit den WhatsApp-Kanälen ein paar Updates ein:
Verbessertes Verzeichnis: Man kann Kanäle finden, die automatisch nach dem Land des Nutzers gefiltert werden. Außerdem können Nutzer sehen, welche Kanäle neu oder besonders beliebt sind, indem ihnen die Anzahl der Abonnenten zu sehen ist.
Reaktionen: Nutzer können mit Emojis reagieren, um Feedback zu geben, und die Gesamtzahl der Reaktionen sehen. Ist man selbst Administrator eines Kanals, sehen dessen Abonnenten hingegen nicht, wie man selbst reagiert.
Bearbeitungsmöglichkeit: Bald können Administratoren bis zu 30 Tage lang Änderungen an ihren Meldungen vornehmen, bevor WhatsApp diese automatisch von seinen Servern löscht.
Weiterleitung: Wenn man ein Update an Chats oder Gruppen weiterleitet, enthält die Meldung einen Link zurück zum Kanal, damit die Nutzer mehr darüber erfahren können.