Die Zeiten, in den der Mobile Word Congress oder kurz MWC wegen der Corona-Pandemie gar nicht oder nur in beschränktem Umfang stattfinden konnte, sind vorbei. In den Messehallen der katalanischen Hauptstadt hat man sich wieder auf technologische Trends und langfristige Themen konzentriert.
Wo bleibt der Klimaschutz?
Das langfristige Thema, das alles in Barcelona überstrahlt hat, ist sicherlich der Klimaschutz. In Smartphones und anderen elektronischen Geräten stecken jede Menge wertvoller Rohstoffe wie Seltene Erden, Gold, Silber und sogar Platin, die teils unter menschenunwürdigen Bedingungen gewonnen werden und nur in geringem Umfang recycelt werden können.
Deshalb waren nun Anbieter wie Shift oder Fairphone die heimlichen Stars der Messe, denn sie bieten schon langem fair produzierte Smartphones an, die zum großen Teil wiederverwertet und bei denen viele Komponenten wie Kameras oder Akkus ohne viel Fachwissen vom Besitzer selbst getauscht werden können. Mittlerweile ist die Hardware aber auch vielen großen Herstellern so ausgereift, dass sie locker zehn Jahre durchhält.
Die Crux mit der Software
Das Problem bleibt die Software. Apple bietet sechs Jahre lang Software-Updates für seine iPhones an. Samsung, Marktführer bei den Android-Smartphones, liegt mittlerweile bei fünf Jahren. Google versorgt seine Pixel-Smartphones sogar nur drei Jahre lang mit Updates.
Die Europäische Kommission will sich das nicht länger mit ansehen und so hat man auf dem MWC schon über erste Entwürfe der Kommission diskutiert, die vorsehen, dass Hersteller verpflichtet werden sollen ihre Endgeräte künftig mindestens fünf Jahre lang mit Updates zu versorgen. Das wäre auch aus Verbrauchersicht wünschenswert, denn die durchschnittliche Nutzungsdauer pro Smartphone liegt in der EU mittlerweile bei dreieinhalb Jahren.
Wenigstens bei den SIM-Karten ist man schon einen großen Schritt weitergekommen. Immer mehr Modelle – vor allem im hochpreisigen Segment – können nicht nur herkömmliche SIM-Karten, sondern auch „embedded SIMs“ aufnehmen. Diese sogenannten eSIMs sind eigentlich nur ein QR-Code, den der Kunde vor Nutzung eines Mobilfunkanschlusses abscannt. Bis 2025, so die Schätzung des Branchenverbandes GSMA, soll ein Drittel aller weltweit betriebenen Smartphones eSIM-fähig sein.
Ausblick auf 6G
Auf dem MWC hat die sogenannte NGMN Alliance, in der viele Netzbetreiber und Endgerätehersteller organisiert sind, ihre Strategien zu nachhaltigen Netzen und 6G vorgestellt. 6G müsse nicht zwingend ein komplett neuer Mobilfunkstandard sein, heißt es. Eine Erweiterung des bestehenden 5G-Standards sei ebenfalls denkbar.
Eine erste 6G-Antennenkonfiguration hat indes Nokia auf dem MWC präsentiert. Die dabei eingesetzte Antenne ist so konfiguriert, dass sie die Entfernung von Objekten über die Reflexion der Funkstrahlen errechnen kann. Diese Möglichkeit eines Netzes, seine Umgebung wahrzunehmen, könnte künftig als Ortungssystem für Menschen und Maschinen zum Einsatz kommen. Im MWC-Showcase von Nokia hat dies mit einer leichten Reaktionsverzögerung bereits recht gut geklappt.
Sat-Empfang ist Trumpf
Endgeräte, die per Satellit kommunizieren können, sind ein weiterer wichtiger Trend des MWC. Ein Bespiel ist das Cat S75 des Outdoor-Spezialisten Caterpillar, das Nachrichten über die selbst entwickelte App „Bullitt Satellite Messenger“ an ein Rechenzentrum weiterleitet. Von dort aus geht es über die App, per SMS oder via SOS-Service an das Empfängergerät weiter.
Ebenfalls für Notfälle gedacht ist der Motorola Defy Satellite Link. Die auffällige orangefarbene Taste an der Seite des Trackers verschickt nach einem Tastendruck SOS-Nachrichten. Dabei greift das System analog zum Cat S75 nicht auf das Mobilfunknetz, sondern auf die Satelliten-Kommunikation zurück. Nur das System heißt anders, nämlich „Bullitt Satellite Connect“.
Schon bald könnte es noch mehr Smartphones und andere mobile Endgeräte geben, die für die satellitengestützte Kommunikation ausgelegt sind. So hat der Chip-Hersteller Qualcomm auf dem MWC bekanntgegeben, das sein neues System namens „Snapdragon Satellite“ künftig mit allen Smartphones kompatibel sein soll, die einen Snapdragon-Chip ab dem Einsteiger-Prozessor Snapdragon 4 besitzen.
Xiaomi zeigt seine 13er-Serie
Der MWC wäre aber nicht der MWC, wenn man in Barcelona nicht auch allerhand klassische Smartphone-Neuheiten bewundern könnte. So hat der chinesische Hersteller Xiaomi die Gelegenheit genutzt, um einer breiten Öffentlichkeit seine neue 13er-Serie vorzustellen.
Das 1.299,90 Euro (UVP) teure Xiaomi 13 Pro ist das Top-Modell der neuen Reihe. Als CPU kommt ein Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 zum Einsatz. Das vom deutschen Spezialisten Leica zugelieferte Kamerasystem setzt sich aus drei Objektiven mit jeweils 50 Megapixeln (MP) Auflösung zusammen. Dank 120-Watt-Netzteil kann das Smartphone in nur 28 zu 100% geladen werden. Der OLED-Bildschirm misst in der Diagonalen 6,73 Zoll.
In der Mitte angesiedelt ist das 999,90 Euro (UVP) teure Xiaomi 13. Auch dieses Modell läuft auf einem Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 und das Kamerasystem wird von Leica zugeliefert. Allerdings hat nur die Hauptkamera 50 MP. Die Ultraweitwinkel-Linse löst mit zwölf und das Tele-Objektiv mit zehn MP auf. Mit einer Display-Diagonalen von 6,36 Zoll ist das Xiaomi 13 angenehm kompakt. Zudem punktet es mit einer Akkulaufzeit, die länger als beim Xiaomi 13 Pro ist.
Das Einsteigermodell der 13er-Serie heißt Xiaomi 13 Lite und schlägt mit lediglich 499,90 Euro (UVP) zu Buche. Zwar ist ein OLED-Bildschirm mit einer Bildrate von 120 Hertz (Hz) an Bord, aber der Prozessor, ein Qualcomm Snapdragon 7 Gen 1, ist deutlich schwächer als bei den beiden teureren Brüdern. Eine Dual-Kamera mit 32 und acht MP soll für einen schön ausgeprägten Bokeh-Effekt sorgen. Die Hauptkamera löst mit 50 MP auf. Allerdings steht beim Xiaomi 13 Lite Leica nicht Pate.
Klassische und faltbare Smartphones von Honor
Die frühere Huawei-Marke Honor hat in Barcelona gleich mehrere Smartphones vorgestellt. Eines davon ist das Honor Magic 5 Pro, das voraussichtlich für rund 1.200 Euro auf den Markt kommen soll. Sein 6,81 Zoll großer OLED-Bildschirm glänzt mit einer Bildwiederholrate von 120 Hz und einer extrem hohen Helligkeit.
Für Videos ohne Wackler hat Honor einen separaten Chip verbaut. Als CPU kommt ein Qualcomm Snapdragon 8 Gen 2 zum Einsatz. Fotos schießt man mit drei 50-MP-Kameras auf der Rückseite, wobei die Hauptkamera über einen 100-fachen digitalen Zoom verfügt.
Die zweite MWC-Neuheit aus dem Hause Honor heißt Honor Magic 5 Lite. Es kommt in diesen Tagen zwar ohne Top-Prozessor, aber dafür mit einem hochauflösenden OLED-Bildschirm mit einer Bildrate von 120 Hz auf den Markt. Kostenpunkt: 369,90 Euro (UVP). Dafür bekommt man eine Hauptkamera mit 64 MP, eine Ultraweitwinkel-Kamera mit fünf MP und eine Makro-Kamera mit zwei MP.
Während das Honor Magic 5 Pro ein klassisches Smartphone ist, lässt sich das Honor Magic Vs falten. Das Foldable hat außen einen 6,5 Zoll großen OLED-Bildschirm. Wenn man es aufklappt, wächst die Bildschirmdiagonale auf 7,9 Zoll. Das Scharnier soll laut Hersteller bis zu 400.000 Faltvorgänge überstehen.
Mit dem Snapdragon 8 Gen 1 verwendet das Honor Magic Vs allerdings einen alten Prozessor aus dem letzten Jahr, der von zwölf Gigabyte (GB) Arbeitsspeicher und 512 GB internem Speicher begleitet wird. Wie die klassischen Smartphones verfügt es zudem über eine Triple-Kamera.
Nokia-Smartphone für Bastler
Wie schon weiter oben beschrieben ist der Umweltschutz eines der großen Themen des MWC. In diesem Geiste präsentiert sich denn auch ein neues Nokia-Smartphone der G-Serie, das Nokia G22, das man besonders leicht reparieren kann. Dazu kooperiert der Nokia-Hersteller HMD Global mit iFixit. Im Online-Shop des Partners erhalten die Kunden Ersatzteile und Anleitungen.
Technisch bietet das Nokia G22, das Mitte März zu Preisen ab 179 Euro (UVP) verfügbar sein soll, ein 6,52 Zoll großes 90-Hz-Display. Angetrieben wird das Einsteiger-Smartphone von einem einen Unisoc T606. Der Arbeitsspeicher misst nur vier GB. Der interne Speicher hat wahlweise 64 oder 128 GB. Für Fotos und Videos kommen eine 50-MP-Hauptkamera, ein Acht-MP-Tiefensensor und eine Zwei-MP-Makro-Kamera zum Einsatz.