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Corona: Nicht nur Krise, sondern auch Chance

Da die Pharma-Unternehmen Biontech und Pfizer einen vielversprechenden Corona-Impfstoff vorgestellt haben, ist endlich ein bisschen Licht am Ende des Tunnels. Nur für Noch-US-Präsident Donald Trump sind die beiden Firmen natürlich böse Buben, weil sie extra nicht früher die frohe Botschaft überbracht haben. Dabei haben sie den Impfstoff schon in rekordverdächtigen sechs Monaten entwickelt – auch dank der Vernetzung der Forscher-Teams.
Corona als Chance
Corona als Chance
Corona als Chance

Das Zauberwort heißt BNT162b2

BNT162b2 – das ist der wenig hippe Name des so lang ersehnten Impfstoffs. Ugur Sahin, Gründer und Chef von Biontech, beschäftigte sich erstmals am 24. Januar mit dem neuartigen Corona-Virus, als bekannt wurde, das die Ansteckungsgefahr höher und die Krankheitsverläufe schlimmer waren als bei bisher bekannten Corona-Viren. Da war das Virus noch weit entfernt in China, doch trotzdem nahm Biontech zeitnah die Forschungsarbeit auf, so dass im April, also als das Virus schon längst in Europa war, die klinischen Studien starten konnten.

Das Ergebnis ist nun ein Impfstoff, der das Virus mit einer Sicherheit von 90% bekämpft. Bei den ganz normalen Grippe-Impfstoffen sind 50% bis 60% normal. Ohne den Datenaustausch zwischen den Forscher von Biontech in Mainz und den Kollegen von Pfizer in den USA wäre dieser Erfolg in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen. Ebenfalls entscheidend war der Zugriff auf Studien aus vielen Ländern, die ein möglichst genaues Bild des Virus ermöglichen.

Corona pusht die Digitalisierung

Corona zeigt, wie wichtig die Digitalisierung für Deutschland ist. Man könnte fast sagen, dass aus der Krise auch eine Chance wird. So belegt eine aktuelle YouGov-Studie, dass die Pandemie die Digitalisierung in deutschen Unternehmen voranbringt. 52% der 524 befragten Unternehmen setzen die Beschleunigung digitaler Initiativen trotz Kostendruck weit oben auf die Agenda. Davon profitieren vor allem die Bereiche Kommunikation und Informationsaustausch (58%), mobiles Arbeiten (56%) und elektronische Verwaltungsprozesse (42 %). Besonders wichtig ist den Firmen laut Umfrage der Schutz ihrer digitalen Daten und Infrastrukturen (50%). Auch neue Vernetzungslösungen wie VPN-Zugänge und Cloud-Services werden von 49% der befragten Unternehmen vorangetrieben. 45% investieren in neue oder erweiterte Telefonie-Lösungen, um den Mitarbeitern die Arbeit aus dem Home-Office zu erleichtern. Cloud-basierte IT-Systeme sind für 42% der Befragten ebenfalls von hoher Bedeutung.

Auch den zukünftigen Bedarf an schnellem und sicherem Datenaustausch scheint die Mehrheit der Unternehmen erkannt zu haben: 23% der Unternehmen haben bereits einen Glasfaseranschluss und 43% glauben, dass sie innerhalb der nächsten fünf Jahre einen brauchen werden. Aus Sicht der Firmen ist breitbandiges Internet vor allem für flexibleres, transparenteres und schnelleres Arbeiten (52%) wichtig, doch auch Kundenzufriedenheit und -bindung (36 Prozent), Wettbewerbsfähigkeit sowie Prozessoptimierungen (jeweils 30%) profitieren davon.

Initiative von Google und Handelsverband

Es tut sich also was in diesem unserem Lande, um einmal den seligen Helmut Kohl zu zitieren. Doch der Einzelhandel, den die Pandemie besonders hart trifft, braucht nicht nur Investments in die Zukunft, sondern auch direkte konkrete Hilfe. Die drittgrößte Branche in Deutschland, in der nach Schätzung des Handelsverbands Deutschland (HDE) die Existenz von bis zu 50.000 Geschäften bedroht ist, ist bislang nur wenig digitalisiert. Besonders leiden darunter die deutschen Innenstädte.

Vor diesem Hintergrund bündeln der HDE und Google sowie zahlreiche weitere Partner ihre Kräfte, um ein breit angelegtes Digitalisierungsprogramm für den Einzelhandel anzubieten: die Initiative ZukunftHandel. Im Fokus stehen dabei kleine Handelsbetriebe und Ladenbesitzer. Bei diesen stehen einer eigenen Webseite oder einem E-Commerce-Angebot oft fehlende Zeit oder mangelndes Know-how im Weg. Hier wollen Google, HDE und ihre Partner Abhilfe schaffen. Um die Initiative bekannt zu machen, wurde sogar extra eine TV-Kampagne ins Leben gerufen. Im Einzelnen werden diese Service-Leistungen angeboten:

• Eine professionelle Unternehmens-Webseite nebst Online-Shop

• Ein Starter-Paket von Google, eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zu Aufbau und Erweiterung des Online-Geschäfts

• Passgenaue Online-Trainings u.a. zu Online-Sicherheit (mit TÜV SÜD), Zertifizierungs-Kurse zu Online-Marketing (Google Zukunftswerkstatt) sowie Einstiegskurse in das Thema Künstliche Intelligenz

• Neue, einfache Funktionen für Einzelhändler in der Google Suche und Google Maps, z.B. um Neuerungen wie Lieferdienste oder neue Produkte zu kommunizieren, direkte Online-Buchungen von Offline-Dienstleistungen, kostenlose Werbemittel und verstärkte Hinweise auf Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe der Google-Nutzer

• Kostenlose Daten- und Diagnose-Tools für Einzelhändler, um bestehende Webseiten zur Steigerung des Umsatzes zu verbessern

• 27 Kurse mit Fokus auf den Handel sowie über 70 Kurse zu digitaler betrieblicher Weiterbildung

• Telefonische Beratung und Unterstützung über eine eigens eingerichtete ZukunftHandel-Hotline

Bildungsrepublik Deutschland?

Auch im Bildungsbereich muss Deutschland deutlich mehr tun. Nur ein Drittel der deutschen Schulen war laut einem Bericht der EU digital auf den ersten Corona-Lockdown im Frühjahr vorbereitet. 35% der Lehrer standen während des Lockdowns sehr regelmäßig mit allen ihren Schülerinnen und Schülern in Kontakt. Etwa 10% der Pädagogen hatten hingegen sehr wenig oder gar keinen Kontakt. Katastrophal ist die Lage der Grundschulen. Hier liegt Deutschland in puncto Digitalisierung weit unter EU-Schnitt.

Wie zu vermuten liegt dieses desolate Ergebnis weniger an den Schülern und Pädagogen. Viele zeigen guten Willen, doch haben nicht immer die nötigen Mittel. Oft mangelt es den Schülern laut EU-Bericht an einfachsten IT-Kenntnissen. Unterdurchschnittliche Kenntnisse bei grundlegenden IT-Anwendungen seien in Deutschland bei 33,2% der Schülerschaft zu beobachten. Damit steht die „Bildungsrepublik“ Deutschland aber immer noch besser da als die Nachbarländer Frankreich (43,5%) und Italien (62,7%), die von der ersten Welle der Corona-Pandemie deutlich härter getroffen wurden.

Schnelle Netze für Deutschlands Zukunft

Wieder einmal zeigt sich, dass in Deutschland über viele Jahre falsche Prioritäten gesetzt wurden. Dass das „Land der Dichter und Denker“ bei der Digitalisierung so schlecht da steht, liegt auch an der Infrastruktur. Dem Staat war es wichtiger den Haushalt zu sanieren als auf eine kontinuierliche Entwicklung der Netze zu setzen. Die Netzbetreiber mussten deshalb hohe Kosten für den Erwerb von Mobilfunkfrequenzen berappen, angefangen von der UMTS-Auktion im Jahr 2000 bis hin zur jüngsten 5G-Versteigerung.

Ganz zu schweigen von den Hindernissen beim Ausbau von superschnellen Glasfasernetzen. Da die Deutsche Telekom gleichzeitig Netzbetreiber und Internet-Anbieter ist, wird ein sinnvoller Wettbewerb behindert. Oft wird auch an überholten Technologien wie DSL und VDSL oder der neuesten VDSL-Spielart Vectoring festgehalten, weil das der Telekom Mietgebühren anderer Provider in die Kassen spült. Dabei gehört die Zukunft Glasfasernetzen, deren Speed nicht an der sogenannten letzten Meile der Telekom gedrosselt wird, sondern zu 100% beim Verbraucher ankommt.

Ein gutes Beispiel ist dabei Vodafone. Der Düsseldorfer Konzern hat mit seinem Kabel-Glasfasernetz eine eigene Infrastruktur und kann so Highspeed direkt frei Haus liefern. Zusätzliche 730.000 Anschlüsse im Vodafone-Kabel-Glasfasernetz bieten seit kurzem Gigabit-Geschwindigkeiten. Damit haben nun rund 12,6 Millionen Kabel-Haushalte in Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland einen schnellen Zugang ins Internet.

So funktioniert das superschnelle Vodafone-Kabelnetz

 © VodafoneSo funktioniert das superschnelle Vodafone-Kabelnetz © Vodafone

Aus der Not eine Tugend machen

Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen sind hoch und ein Ende des Teil-Lockdowns ist nicht in Sicht, doch vielleicht hilft uns die Krise neue Chancen auszumachen und zu ergreifen. Denken wir zurück an die Nachkriegszeit, als Deutschland aufgrund eines selbst angezettelten Kriegs in Trümmern lag. Die zerstörte oder teils als Reparation entfernte Infrastruktur musste durch eine neue ersetzt werden und so begann 1955 das Wirtschaftswunder. Die Digitalisierung könnte uns Ähnliches bescheren – nur Mut!

© Tom Meyer
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