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Bargeldlos glücklich: Eine Reise in die Niederlande

Die Niederlande sind ein Nachbarland mit verwandter Sprache, mit ähnlichen Sitten und mit derselben Währung. In puncto bargeldloses Bezahlen jedoch sind sich die Niederlande und Deutschland überhaupt nicht ähnlich. Während hierzulande das Bargeld wichtigstes Zahlungsmittel ist, wird bei unseren Nachbarn fast nur noch bargeldlos bezahlt – auch gern mit dem Smartphone.
Blumenstrauss_Amsterdam
Bier auf Speisekarte Amsterdam
Cocktail Amsterdam
Garnelen-Krokantjes_Pommes_Bier_Bergen_aan_Zee
Preistafel_Cafe_Amsterdam
Rijksmuseum Amsterdam

Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel

Vom Prinzip her ist das unterschiedliche Verhältnis zum Bargeld kein Wunder. Während das Bargeld in Deutschland sogar den Rang eines gesetzlichen Zahlungsmittels einnimmt, gibt es diese Vorschrift in den Niederlanden nicht. Wenn man nicht gerade Online-Händler ist, ist man also hierzulande gezwungen Zahlungen in bar anzunehmen. Sei es das Bierchen in der Kneipe oder der tiefergelegte Mafia-Schlitten im Autohaus, in Deutschland kann man theoretisch alles bar bezahlen und so kommt es, dass das Bargeld laut der jüngsten Bundesbank-Erhebung immer noch 74 Prozent aller Geldtransfers abdeckt.

Dann gibt es noch die geschichtlich-psychologische Komponente. Die Niederländer wissen gar nicht, wie es ist, wenn ihre Geld rapide an Wert verliert. Oder besser gesagt: Die Plünderung der Staatskasse durch Napoleon und der Börsen-Crash durch den rapiden Wertverlust der Tulpe im 16. Jahrhundert sind zu lange her, um sich in das kollektive Bewusstsein einprägen zu können. Die Deutschen hingegen kennen noch die Bilder von den Waschkörben voller Reichsmark aus dem Jahr 1923 oder von der Einführung der D-Mark in der DDR im Jahre 1990. In einem Land, in dem Nationalstolz nach der Nazi-Zeit verpönt war, war die D-Mark so eine Art Ersatzheiligtum.

Calvinistischer Pragmatismus

Der Niederländer als solcher indes ist Pragmatiker und kann der deutschen Romantik nichts abgewinnen. Das gilt auch für den Umgang mit Geld, der ganz der calvinistischen Tradition entspricht. Man hat es und spricht nicht darüber – und man möchte es möglichst bequem ausgeben. So kommt es, dass in den Niederlanden fast nur noch bargeldlos bezahlt wird.

Ich hatte mir für meine letzte Reise ins Nachbarland noch Bargeld mitgenommen, aber eigentlich hätte ich mir das auch schenken können. Die Frikandel am Meer wird selbstverständlich mit der Karte oder dem Smartphone bezahlt. Selbst die Eisdiele um die Ecke bietet einen Terminal für die bargeldlose Zahlung an, nimmt aber kein Bargeld an. Nur der ein oder andere türkische Gemüsehändler oder traditionelle Bäcker leistet Widerstand und akzeptiert Münzen und Scheine. Ob das mal lange gut geht?

Die sündhaft hohen Parkgebühren werden in Amsterdam übrigens ebenfalls mit der Karte oder dem verknüpften Smartphone beglichen. Man gibt sein Kennzeichen ein – es kann auch ein deutsches sein – und schon ist man in der Zentrale registriert. In keinem niederländischen Auto sieht man noch ein traditionelles Park-Ticket, denn der Ausdruck des Geldautomaten ist nur noch optional und als Beleg für die Buchführung des Autofahrers gedacht.

Vorsicht vor der deutschen Park-Mafia

Die niederländischen Park-Tickets mögen besonders teuer sein, aber einen Vorteil bieten sie doch: Es werden keine zusätzlichen Gebühren fällig. Ich bezahlte über Google Pay und das ist bei meiner Bank auch im EU-Ausland kostenlos.

Davon könnte sich z.B. die deutsche Park-Mafia mal eine Scheibe abschneiden. So gibt es in fast allen Städten die Möglichkeit sein Park-Ticket per SMS oder App zu bezahlen. Das ist zwar praktisch, aber leider nicht ganz billig. Bis zu zehn Prozent genehmigen sich die Service-Anbieter zusätzlich zu den eigentlichen Parkgebühren. Also ist es in Deutschland weiterhin ein Gebot der Vernunft, ein paar Euro im Auto zu haben, um im Fall der Fälle nicht abgezockt zu werden. Aber auch so ist die Mitnahme von Bargeld sinnvoll, denn die deutschen Kollegen der niederländischen Gemüsehändler und Bäcker haben häufig gar keinen Terminal im Laden.

Pragmatismus rheinischer Art

Und dann gibt es noch die besondere Spielart des rheinischen Pragmatismus: Konsumiert z.B. der Zecher in der Düsseldorfer Hausbrauerei Schumacher weniger als 50 Euro, muss er bar bezahlen. Erst ab einem Wert von 50 Euro ist Kartenzahlung möglich, weil den findigen Brauern die Gebühren sonst zu hoch sind. Das führt, wie zuletzt wieder einmal beobachtet, zu überraschten Gästen aus den Niederlanden, die ein Altbier gern mit ihrer „Kartje“ bezahlen würden. Da hat der Köbes einen lieb gemeinten Rat parat: Entweder mehr trinken und so die 50 Euro voll machen oder einen aus der Gruppe zum Geldautomaten schicken.

Das Schöne an unseren Nachbaren aus den Niederlanden ist aber, dass sie schnell lernen. Die fröhliche Zechergruppe aus dem Nachbarland hatte den ungeplanten Ausflug zum Geldautomaten genutzt, um gleich mehr Bargeld zu besorgen, als für den Besuch beim Schumacher nötig gewesen wäre. Also traf ich sie im Traditions-Etablissement Kabüffke, wo die niederländischen Genever-Kenner Bekanntschaft mit einem lokalen alkoholischen Getränk namens Killepitsch schlossen. Das nenne ich mal eine sinnvolle Investition und einen Akt der Völkerverständigung.

© Tom Meyer
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