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HSV-Razzia: Linksfraktion und Fan-Clubs fordern Aufarbeitung

Stundenlang haben Beamte der Bundes- und Landespolizei am Samstagabend HSV-Fans in einem Regionalzug kontrolliert. Fan-Clubs und Politiker stellen die Verhältnismäßigkeit infrage.
Bundespolizei stoppt Zug mit HSV-Fans
Einsatzkräfte der Bundespolizei stehen am Bahnhof Bergedorf an einem Regionalzug. © dpa

Eine Polizeikontrolle von Hunderten Fußball-Fans des Hamburger SV in einem Regionalzug in Hamburg-Bergedorf wird Thema in der Hamburgischen Bürgerschaft. Die Linksfraktion hat nach Auskunft einer Sprecherin angekündigt, eine Kleine Anfrage zu dem Polizeivorgehen beim Senat einzureichen. «Der ganze Einsatz wirft ernstliche Fragen nach der Verhältnismäßigkeit auf», teilte Cansu Özdemir, justizpolitische Sprecherin der Linksfraktion, dazu auf Anfrage am Montag mit.

«Wenn über 850 Fans für einige wenige Verdächtigte stundenlang kontrolliert werden, macht das den Eindruck, als würden die Fans in Kollektivhaft genommen. Es ist absolut unangemessen, Personen in polizeilicher Obhut über Stunden ohne Toilettenmöglichkeiten einzusperren und ihnen in einem überhitzten Zug die Versorgung mit Trinkwasser selber zu überlassen», schrieb Özdemir. Der Einsatz müsse dringend politisch und rechtlich aufgearbeitet werden, forderte sie.

Etwa 400 Einsatzkräfte hatten am Samstagabend den Regionalzug RE1 durchsucht, mit dem HSV-Anhänger nach einem Zweitligaspiel bei Hansa Rostock (2:2) auf dem Rückweg nach Hamburg waren. Mehr als sechs Stunden dauerte die Aktion. Einige der 855 Fans mussten die gesamte Zeit im Zug ausharren, bis sie kontrolliert wurden. Durch die großangelegten Kontrollen kam es zu zahlreichen deutlichen Verspätungen im Regionalverkehr, wie die Deutsche Bahn auf X (vormals Twitter) mitteilte.

Bei der Aktion suchten die Beamten den Angaben eines Bundespolizeisprechers zufolge nach mutmaßlichen Gewalttätern, die im September vergangenen Jahres mit Anhängern von Borussia Dortmund aneinandergeraten sein sollen. Damals seien HSV- und BVB-Fans im Bahnhof von Mannheim aufeinander losgegangen. Es habe auf beiden Seiten Verletzte gegeben. Darüber hinaus sei es auch nach dem Spiel in Rostock am Samstag zu tätlichen Angriffen, etwa durch Flaschenwürfe, gekommen. Bei der Kontrollaktion in Bergedorf hat die Polizei laut der am Sonntag veröffentlichten Mitteilung 31 Verdächtige ermittelt.

Der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Thomas Jungfer, bewertete den Einsatz wegen der Identifizierung von Tatverdächtigen «in nicht unerheblichem Umfang» als erfolgreich. «So eine Aktion hat immer zwei Seiten», sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

Auf der einen Seite stünden Menschen, die unschuldig in eine Kontrolle mit hineingezogen würden. Auf der anderen Seite habe es Hinweise auf Tatverdächtige in Zusammenhang mit schweren Straftaten gegeben, die die Kontrolle rechtfertigten. «Und dann ist es doch besser, wenn man die Leute einmal geballt beisammen hat, statt lange nachzuermitteln.» Nach Einschätzung des Polizeigewerkschafters werden Großkontrollen nicht leichtfertig durchgeführt, sondern seien stets eine Reaktion auf vorige Straftaten.

Eine solche Maßnahme müsse immer das Ergebnis sorgfältiger Abwägung sein, teilte Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in Hamburg, auf Anfrage mit. «Bei diesen schwerwiegenden Tatvorwürfen ist ein konsequentes Vorgehen zur Ermittlung der Täter aber erforderlich und war in diesem Fall erfolgreich.»

«Die Gewalt im Fußball ist ein massives Problem, das wir angehen und in den Griff bekommen müssen. Insofern sind leider auch Polizeieinsätze notwendig, um Gewalttäter zu stellen und festzusetzen», sagte Sören Schumacher, innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, auf Anfrage. Dass eine polizeiliche Maßnahme aber rund sechs Stunden dauere, werfe Fragen auf, die es bei der Aufarbeitung des Einsatzes zu beantworten gelte.

Die FDP-Politikerin Anna von Treuenfels-Frowein sagte, die wachsende Brutalität bei Auseinandersetzungen im Fanmilieu mache es notwendig, friedliche Fußballfreunde vor Randalierern zu schützen. «Allerdings stellt sich bei der Bergedorfer Aktion schon die Frage, ob das bis zu sechsstündige Festhalten von um die 1000 Menschen in einem Zug verhältnismäßig ist. Vermutlich wird dies gerichtlich geklärt werden.»

Die Fanhilfe Nordtribüne und der HSV Supporters Club hatten am Sonntag angekündigt, Betroffene bei der Einleitung rechtlicher Schritte zu unterstützen. «Der gesamte Einsatz war willkürlich, unverhältnismäßig und rechtswidrig», bilanzierte der Fan-Zusammenschluss in einer veröffentlichten Stellungnahme. Während der stundenlangen Kontrollen sei die Versorgung mit Wasser im Zug «nur durch den Einsatz vieler HSV-Fans notdürftig gewährleistet» gewesen.

© dpa
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