Fehlendes Personal, marode Schienenwege und Baustellen: Fahrgäste im regionalen Zugverkehr müssen sich vorerst weiter auf Verspätungen und andere Probleme einstellen. Kurzfristig könnten Verbesserungen nicht umgesetzt werden, erklärte der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) am Mittwoch in Frankfurt am Main. 2500 Änderungen der Fahrpläne gebe es im laufenden Jahr im Bereich des RMV aufgrund von Baustellen. Auch verspätete Fernverkehrszüge bremsten den Verkehr aus, für Probleme sorgten zudem die überlastete und marode Schieneninfrastruktur sowie Personalmangel.
«Wir müssen da einfach durch», sagte RMV-Geschäftsführer Knut Ringat mit Blick auf die vielen Baustellen. Langfristig steige dadurch die Qualität des Angebots. Branchenweit werde an der Anwerbung und Qualifizierung von Personal gearbeitet. Bei der Deutschen Bahn dringe der RMV unter anderem darauf, dass für die Besetzung von Stellwerken kurzfristiger Ersatz vorgehalten werde, damit ein Krankheitsfall nicht einen gesamten Abschnitt lahmlege.
Der RMV verwies zudem auf die eigenen Gleise für die S6 zwischen Frankfurt-West und Bad Vilbel, die noch im Februar freigegeben werden und für mehr Pünktlichkeit sorgen sollen. Auch sieben neue S-Bahn-Züge seien angeschafft worden. Davon erhofft sich der RMV flüssigeren Verkehr.
Verlässlichere Fahrgastinformation
Der RMV hat sich für das laufende Jahr zum Ziel gesetzt, die Fahrgastinformation zu verbessern. Dies sei besonders in Zeiten vieler Baustellen wichtig, sagte Ringat. So soll die bisher händisch erfolgende Informationsübertragung zwischen verschiedenen Systemen technisiert werden.
Die umfangreichsten Bauarbeiten stehen 2024 auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim an, dafür wird der Abschnitt ab dem Sommer für fünf Monate voll gesperrt. Erwartet auch der Baubeginn der neuen nordmainischen S-Bahn von Hanau über Maintal nach Frankfurt.
Die Pünktlichkeit im Bereich des RMV stagnierte vergangenes Jahr. Bei den Regionalbahnen lag die Quote bei rund 85 Prozent, das bedeutet, dass im Schnitt von 100 Bahnen 15 ihr Ziel nicht zur vorgesehenen Zeit erreichten. Als verspätet gelten in der Regel Züge, die mindestens sechs Minuten überfällig sind. Bei der S-Bahn Rhein-Main lag die Quote bei rund 88 Prozent.
Neue Kunden durch Deutschlandticket
Das Deutschlandticket habe die Fahrgastzahlen 2023 wieder in Richtung des Vor-Corona-Niveaus gehoben, obwohl inzwischen spürbar viele Menschen tageweise im Home-Office arbeiteten, sagte Ringat. 730 Millionen Fahrgäste zählte der Verbund vorläufigen Zahlen zufolge vergangenes Jahr, vor allem im zweiten Halbjahr seien die Zahlen gestiegen. Die Berechnungsmethode wurde geändert, ohne diese Änderung waren es rund 750 Millionen Fahrgäste. Im Vorjahr lag die Zahl bei 710 Millionen, 2019 bei 808 Millionen. Dieser Stand sei nach Schätzungen aktuell in etwa wieder erreicht. Folge des Anstiegs sind stellenweise übervolle Züge: Vor allem am Wochenende würden länderübergreifende Verbindungen stärker nachgefragt, erklärte der RMV.
Das Deutschlandticket brauche eine verlässliche und langfristige Finanzierung, forderte Ringat. Auch das Angebot an Fahrten müsse vergrößert werden. Angesichts steigender Kosten drohten in den kommenden Jahren riesige Finanzierungslücken.
Auch der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) verweist auf die Notwendigkeit auskömmlicher und nachhaltiger Finanzierung von Bund und Land. Dies sei nötig, um die Verkehrswende aktiv gestalten und realisieren zu können, erklärte eine Sprecherin. Der NVV arbeite dieses Jahr unter anderem weiter an der Umsetzung des Stundentaktes «Jedes Dorf - jede Stunde» im Bus- und Schienenbereich, beispielsweise werde dies ab Dezember 2024 zwischen Kassel und Bad Wildungen der Fall sein.