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Betreiber von Flüchtlingsunterkunft: Vorwürfe haltlos

In einem offenen Brief haben sich Geflüchtete laut einer Organisation über die Zustände in einer Gemeinschaftsunterkunft beschwert. Die Betreiber wollen die Vorwürfe nicht stehen lassen und äußern einen Verdacht.
Ortskräfte aus Afghanistan in Deutschland
Eine Ortskraft aus Afghanistan sitzt auf dem Gelände der DRK-Flüchtlingshilfe in Doberlug-Kirchhain in einem Zelt. © Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Nach einem offenen Brief von Geflüchteten mit scharfer Kritik an den Bedingungen in der Unterkunft Doberlug-Kirchhain wehrt sich der Betreiber gegen die Vorwürfe. Diese seien «völlig haltlos», sagte Matthias Rudolf, Chef des Regionalverbandes der Johanniter in Südbrandenburg, am Donnerstag.

Die Bewohner hätten jederzeit die Möglichkeit Kritik zu äußern. Noch nie seien solche teils heftigen Beschwerden hervorgebracht worden. «Im Gegenteil eher», die Bewohner zeigten sich größtenteils zufrieden mit der Unterbringung. Er äußerte Bedenken, ob das Schreiben tatsächlich von den Flüchtlingen angestoßen worden sei.

Geflüchtete der Gemeinschaftsunterkunft hatten nach Angaben der Gruppe «No Border Assembly» in einem offenen Brief von der Leitung bessere Transportmöglichkeiten, psychologische Betreuung, mehr Privatsphäre und schnelleren Zugang zu Sprach- und Integrationskursen gefordert. Sie beklagten demnach auch Rassismus im Kontakt mit dem Personal der Unterkunft und Bürgerinnen und Bürgern von Doberlug-Kirchhain. Der Brief stamme von einer Gruppe von Asylsuchenden aus verschiedenen Ländern. «No Border Assembly» setzt sich nach eigenen Angaben für das Recht auf Bewegungsfreiheit für alle und gegen Abschiebungen ein.

Insbesondere den Vorwurf von Rassismus weise er entschieden zurück, betonte Rudolf. Es gebe bereits eine externe Beschwerdestelle, um im Falle von Rassismus niedrigschwellig und anonym Hilfe anzubieten, an die sich die Bewohner wenden könnten. «Auch hier kam nichts an.»

Die Leute vor Ort bemühten sich «mit Leib und Seele» um das Wohlergehen der Geflüchteten. Das gehe teilweise über das zu erwartende Maß hinaus. Als einzige Gemeinschaftsunterkunft sei in Doberlug-Kirchhain etwa eine Krankenschwester bei medizinischen Fällen ansprechbar, führte Rudolf aus. Seit einiger Zeit versuchten Beschäftigte zudem über den Kontakt zu Sportvereinen die Integration für die Geflüchteten zu erleichtern. Beim Vorwurf des Rassismus sträubten sich ihm «die Nackenhaare», sagte Rudolf.

Seit 1. Juli 2023 betreibt der Regionalverband Südbrandenburg der Johanniter-Unfall-Hilfe die Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete in Doberlug-Kirchhain im Auftrag des Landkreises.

Der offene Brief sei bisher weder dem Betreiber noch dem Kreis überreicht worden, teilte der Kreis vor wenigen Tagen mit. Einige Inhalte ließen sich aber nur überprüfen, wenn konkrete Kritikpunkte genannt würden. Der Kreis schlug daher ein Gespräch mit den Initiatoren vor. Die Probleme könnten auch in den regelmäßigen Versammlungen der Einrichtung angesprochen werden.

Es wichtig sei, dass auch Geflüchtete sich wie in einem solchen Fall Öffentlichkeit schaffen könnten, schätzte der Flüchtlingsrat Brandenburg am Donnerstag ein. Die dargestellten Missstände seien bei weitem keine Einzelfälle, erklärte eine Sprecherin des Flüchtlingsrates am Donnerstag. «Uns erreichen regelmäßig Beschwerden aus Sammelunterkünften im ganzen Bundesland über mangelnde Hygiene, problematische Videoüberwachung, nicht funktionierende Sanitäranlagen, Einschränkungen in der selbstbestimmten Wahl der Verpflegung, Eingriffe in die Privatsphäre, unzureichende Verkehrsanbindung.»

Die Unterbringung in Massenunterkünften sei per se zu hinterfragen, betonte die Sprecherin. Der Kern der meisten dieser Probleme liege weniger bei einzelnen Betreibern oder einzelnen Akteuren als viel mehr in der Art dieser Unterbringung. Es brauche einen entschiedeneren politischen Willen, «um langfristige und ganzheitliche Lösungen zu erarbeiten», führte die Sprecherin aus. Das bedeute, «weg von Massenunterkünften und hin zu dezentralen Formen des Wohnens».

Die Einrichtung in Doberlug-Kirchhain hat nach früheren Angaben 700 Plätze. Sie war bis Ende Juni 2023 eine Erstaufnahmeeinrichtung des Landes. Das Innenministerium hatte den Wechsel mit geringer Auslastung und vergleichsweise hohen Kosten begründet.

Die Zentrale Ausländerbehörde Brandenburg nutzt nach Angaben des Ministeriums 350 belegbare Plätze in Doberlug-Kirchhain noch für die vorläufige zwischenzeitliche Unterbringung im Rahmen eines humanitären Aufnahmeprogramms des Bundes und als Notreserve.

© dpa
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