Er umgab sich gerne mit Hollywood-Größen wie DiCaprio („Inception”) und Jamie Foxx („Django Unchained”), datete Supermodel Miranda Kerr und finanzierte die Produktion des Blockbusters „The Wolf of Wall Street” mit. Heute ist Jho Low ein international gesuchter Krimineller, der die Behörden immer noch an der Nase herumführt.
Die neue Netflix-Dokumentation Man on the Run von Cassius Michael Kim („7 Years and Counting: The Unjust Imprisonment of Marvin Guy”) beleuchtet Lows Machenschaften, die zu einem der größten Finanzskandale aller Zeiten geführt haben. Hier erzählen wir die wahre Geschichte hinter Man on the Run und dem unglaublichen Leben von Low.
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Man on the Run: Wer ist Jho Low wirklich?
Low Taek Jho – von allen nur Jho Low genannt – wird 1981 in eine wohlhabende malaysisch-chinesische Familie geboren. Bereits sein Großvater Low Meng Tak ist ein angesehener Geschäftsmann in China. Sein Vater gründet später die MWE Holdings. Doch die Familie hält sich stets bedeckt und steht nicht gerne im Rampenlicht.
Entsprechend den finanziellen Möglichkeiten der Lows genießt Jho eine hervorragende Ausbildung. Er studiert an der Harrow School in London, wo vor ihm schon Persönlichkeiten wie der ehemalige britische Premierminister Winston Churchill und der heutige Emir von Katar, Tamim bin Hamad Al Thani, ausgebildet wurden. An der Eliteschule knüpft Low Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten aus dem Nahen und Fernen Osten, allen voran zu Riza Aziz, dem Stiefsohn des malaysischen Premierministers Najib Razak.
Kurz nach seinem Abschluss an der University of Pennsylvania im Jahr 2005 wickelt Low sein erstes Geschäft ab und kauft ein luxuriöses Apartmenthaus in Kuala Lumpur. Nach und nach baut er eine Investmentgruppe aus einflussreichen Personen und Fonds auf und investiert Milliarden in verschiedene Projekte. Außerdem hilft er seinem Studienfreund Aziz bei der Gründung der Filmproduktionsfirma Red Granite Pictures, deren größter Erfolg The Wolf of Wall Street werden soll.
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Die wahre Geschichte hinter Man on the Run: So lief der Skandal ab
Seinen vielleicht größten Coup landet Low 2009. Damals wird Najib Razak zum Premierminister Malaysias ernannt und gründet in seinem ersten Amtsjahr den Staatsfonds 1Malaysia Development Berhad – kurz 1MDB. Ziel ist es, die Armut im Land und viele weitere Probleme zu bekämpfen. Dafür steht dem Fonds zwar Geld zur Verfügung, allerdings nicht genug, um Projekte anschieben zu können. Zudem hat Premierminister Razak in allen Belangen des Fonds das letzte Wort.
Kein Geringerer als Low steht dem malaysischen Regierungschef beratend zur Seite, obwohl Low kein offizielles Amt in der Organisation bekleidet. Seine Beziehungen zu mächtigen politischen Kreisen und zu Razaks Stiefsohn öffnen ihm viele Türen. Wenige Monate nach der Gründung von 1MDB fädelt Low seinen ersten Deal für den Fonds ein: ein 2,5 Milliarden US-Dollar schweres Joint Venture mit dem saudi-arabischen Ölkonzern PetroSaudi.
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Aufstieg und Fall von 1MDB und die Rolle von Goldman Sachs
Es folgen weitere Investitionen in Fonds in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie in verschiedene andere Großprojekte. Dabei arbeitet 1MDB eng mit der weltbekannten Investmentbank Goldman Sachs zusammen.
In Wirklichkeit ist 1MDB allerdings der Deckmantel für illegale finanzielle Machenschaften, die Low und seine Mitstreiter:innen noch reicher machen. Low gründet weltweit zahlreiche Briefkastenfirmen und Offshore-Bankkonten. Allein aus dem ersten Joint Venture mit dem saudi-arabischen Ölkonzern PetroSaudi soll Low eine Milliarde US-Dollar abgezweigt und das Geld über seine Briefkastenfirmen auf ein Bankkonto in der Schweiz fließen lassen haben.
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Eine vermeintliche Anleihe von Goldman Sachs spült weitere 2,7 Milliarden US-Dollar auf Konten in der Schweiz und Singapur. Hinter diesen Geldflüssen steht auch der Deutsche Tim Leissner. Er war damals Vorsitzender von Goldman Sachs in Südostasien und hat Low über Roger Ng, den damaligen Chef von Goldman Sachs Malaysia, kennengelernt. Goldman Sachs leiht 1MDB viel Geld zu sehr teuren Konditionen, was dem Investmentfonds wiederum volle Kassen beschert.
Man on the Run: Auch ein Deutscher ist verwickelt
Leissner, Ng und Low sind die wichtigsten Strippenzieher im 1MDB-Skandal. Insgesamt sollen sie mehr als vier Milliarden US-Dollar aus dem Fonds gezogen haben. Damit finanzieren sie ihren luxuriösen Lebensstil, kaufen teure Kunstwerke, Schmuck und Immobilien. Allein Low erwirbt Immobilien in Hollywood für rund 100 Millionen US-Dollar und in New York für rund 40 Millionen US-Dollar.
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Hier umgibt er sich auch mit den Großen der Unterhaltungsbranche, feiert mit Paris Hilton sowie Alicia Keys und beginnt Beziehungen mit Miranda Kerr und der Sängerin Elva Hsiao, die er mit Luxusgütern überhäuft. Politiker wie Nazak sind involviert und profitieren von den Geldflüssen.
Auch die Produktionsfirma Red Granite Pictures wird mit dem illegal erworbenen Geld finanziert. Daraus entsteht neben The Wolf of Wall Street auch Filme wie „Daddy’s Home – Ein Vater zu viel”, „Papillon” und „Dumm und Dümmehr”. Inzwischen existiert das Unternehmen nicht mehr.
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Eine Whistleblowerin bringt Jho Low und Najib Razak zu Fall
Warum? Weil die illegalen Machenschaften von Low und Co. auffliegen. 2014 berichtet die malaysische Zeitung The Edge, dass 1MDB mehr als 10 Milliarden Dollar Schulden angehäuft habe. 2015 kontaktiert der Schweizer Xavier Justo das Wall Street Journal und die Bloggerin Clare Rewcastle-Brown und spielt ihnen rund 227.000 Dokumente zu, die den Betrug belegen sollen. Justo hat während der ersten Investition von 1MDB bei PetroSaudi gearbeitet und Wind von der Sache bekommen.
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Damit kommt die Lawine ins Rollen. Die malaysische Zentralbank leitet eine Untersuchung ein. Das Wall Street Journal berichtet später, dass auch Najib Razak involviert sei und rund 700 Millionen US-Dollar auf seine Bankkonten geflossen seien. Razak bestreitet die Vorwürfe stets, doch sein Ansehen in Malaysia leidet. 2018 verliert er die Wahl und wird kurz darauf verhaftet. Im Jahr 2020 folgt schließlich der Schuldspruch und er wird zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Zusätzlich erhält er eine hohe Geldstrafe. Razak kommt in der Doku Man on the Run sogar zu Wort.
Jho Low in Man on the Run: Vom Milliardär zum Flüchtigen
Seit 2016 zieht sich die Schlinge um Lows Hals ebenfalls langsam, aber sicher, zu. Im Oktober stellt Interpol einen Haftbefehl aus. Als Razak 2018 die Wahlen verliert, rollt der neue Premierminister Mahathir Mohamad die Ermittlungen gegen 1MDB wieder auf. Unter Razak hat es keine Beweise für Betrug gegeben. Entsprechend behauptet Low, die neuen Ermittlungen seien rein politisch motiviert.
Immer wieder versucht Low, Deals mit verschiedenen Regierungen zu arrangieren, um die Haftbefehle gegen ihn zu umgehen. Bisher scheitern jedoch alle Versuche, sodass sich Low faktisch auf der Flucht befindet. Es gibt Hinweise, dass er sich in China aufhält. An Heiligabend 2019 wird er mit einer Handykamera im Disneyland Shanghai gefilmt. Eine Auslieferung in sein Heimatland ist bisher nicht erfolgt, auch wenn der amtierende Premierminister Anwar Ibrahim dies anstrebt.
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