Die sächsische Landeskirche rechnet jedoch mit einem ähnlichen Niveau wie 2022 und geht von Stagnation aus. «Die hohe Zahl an Kirchenaustritten tut weh», sagt Michael Baudisch, Sprecher des Bistums Dresden-Meissen. «Aus Rückmeldungen hören wir, dass das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Kirche beschädigt ist.» So werde die Aufarbeitung beim Thema Missbrauch oft als zu zögerlich angesehen oder Gläubige seien enttäuscht über strukturelle Veränderungen in ihrer Pfarrgemeinde wie Kirchen- oder Gebäudeschließungen oder Personalabbau. Laut Baudisch machen sich viele den Schritt nicht leicht, «bei manchen geht ein langer Prozess der Entfremdung voraus».
In der Landeshauptstadt Dresden wurden bis Ende November 2724 Austritte beurkundet, das waren 188 mehr als 2022 insgesamt. Chemnitz registrierte bis Mitte Dezember mit 501 elf mehr Austritte als im Vorjahr, Görlitz 182 - ein Plus von 16. Plauen verzeichnete mit 161 Austritten vier mehr als im gesamten Vorjahr, in Zwickau waren es 203 Austritte nach 166 in 2022. Leipzig indes lag bei 2498 besiegelten Kirchenaustritten - nach 3349 im Jahr zuvor. Und auch bei kleineren Kommunen gibt es Unterschiede: Verzeichnete Großröhrsdorf sieben Austritte mehr als im Vorjahr (28), waren es in Bautzen mit 184 acht Austritte weniger als 2022.
2022 verlor Sachsens Landeskirche 10.651 Protestanten durch Austritt, die Zahl war erstmals fünfstellig. Auch das Bistum Dresden-Meissen erreichte mit 3786 Austritten einen Rekord.