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Polizeischüsse: «Niemand hat gewollt, was passiert ist»

Ein junger Flüchtling richtet ein Messer gegen sich selbst, am Ende stirbt er durch Polizeischüsse. Hätten die Beamten anders handeln können? Nein, glaubt ein am Einsatz beteiligter Polizist.
Brüder des Getöteten verfolgen Prozess um Polizeischüsse
Die fünf angeklagten Polizeibeamtinnen und -beamten kommen in den Gerichtssaal des Landgerichts. © Rolf Vennenbernd/dpa

Im Prozess um die tödlichen Polizeischüsse auf den 16-jährigen Flüchtling Mouhamed Dramé haben erstmals Beamte ihre Sicht auf den fatalen Einsatz in Dortmund geschildert. Zwei Zivilpolizisten berichteten als Zeugen vor dem Landgericht Dortmund am Mittwoch übereinstimmend, dass ihre angeklagten Kollegen das Pfefferspray, die Taser und schließlich die Maschinenpistole ohne deutliche Vorwarnung oder klare Androhung abgefeuert hatten. Zuvor waren minutenlange Versuche einer Kontaktaufnahme zu dem reglos an eine Mauer gelehnten Jugendlichen, der sich selbst ein Messer auf den Bauch richtete, gescheitert.

Der 16-jährige Dramé aus dem Senegal war am 8. August 2022 auf dem Gelände einer Jugendhilfeeinrichtung in einem Polizeieinsatz erschossen worden. Mitarbeiter hatten zuvor die Polizei gerufen, weil der Jugendliche sich ein Küchenmesser gegen den Bauch hielt, vermutlich in der Absicht, sich selbst zu töten. 

Die beiden Beamten im Alter von 30 und 31 Jahren im Zeugenstand an diesem fünften Verhandlungstag waren bei dem Einsatz als zivile Kräfte dabei, um sich ein Bild von der Situation in dem Innenhof der Einrichtung zu machen, wo sich der Jugendliche mit einem Küchenmesser zurückgezogen hatte.  

Der 30-jährige Zivilpolizist hatte den 16-Jährigen den Schilderungen zufolge mehrfach auf Spanisch angesprochen und sich ihm genähert, um Blickkontakt aufzubauen. Er habe jedoch keine Regung gezeigt. Schließlich hatte sich der Zeuge zurückgezogen, weil das Pfefferspray gesprüht werden sollte. Als sich Dramé nach dessen Einsatz zügig aus der Nische, in der er lehnte, auf die Beamten zu bewegte, seien die Taser und in direkter Folge auch mehrere Schüsse aus der Maschinenpistole gefeuert worden. Ob und wie der Jugendliche während der Bewegung das Messer hielt, konnten beide nicht wahrnehmen. 

«Ich bin zu keinem Ergebnis gekommen, wie man es hätte anders lösen können», so der 31-jährige Zivilpolizist auf die Frage, wie er den Einsatz im Nachhinein bewerte. Beide Zeugen schilderten, ihr Fokus habe darauf gelegen, die Bedrohung, die für alle Beteiligten von dem Messer ausgegangen sei, auszuräumen. 

«Erst als wir es gefunden hatten, war die Situation für mich außer Gefahr», so der 30-Jährige. Er gab an, das Geschehen seither immer wieder durchgegangen zu sein - auch im Austausch mit den Angeklagten. «Ich glaub', gut geht es keinem von uns», sagte er. Jedem sei «unwohl» mit dem Geschehen. «Niemand hat gewollt, was da passiert ist.»

Der Tod des Minderjährigen hatte bundesweit für Entrüstung gesorgt und eine Debatte um die Verhältnismäßigkeit der Mittel bei der Polizei ausgelöst. Im seit Ende 2023 laufenden Prozess wirft die Staatsanwaltschaft dem Schützen Totschlag vor. Vier weitere Polizisten sind wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, ihr Einsatzleiter wegen Anstiftung zu dieser. Der Prozess wird am kommenden Mittwoch mit der Zeugenvernehmung weiterer beteiligter Polizisten fortgesetzt.

© dpa
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