Die ermittelten Fallzahlen von 2225 Betroffenen basieren auf Akten der Landeskirchen und der Diakonie, außerdem flossen den Landeskirchen und diakonischen Werken bekannte Fälle ein. Die Wissenschaftler kommen auf Grundlage ihrer Methode auf eine geschätzte Gesamtzahl von 3497 Beschuldigten. Die präsentierten Zahlen würden das Ausmaß «deutlich unterschätzen», sagte Wazlawik.
Die EKD hatte die Studie 2020 initiiert. Die Fallzahlen sind nicht direkt vergleichbar mit den Ergebnissen einer Studie zu sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche, die 2018 veröffentlicht wurde. Nach der Auswertung von fast 40.000 Personalakten aus der Zeit zwischen 1945 und 2014 wurden 1670 katholische Priester und Diakone beschuldigt, denen 3677 Kinder und Jugendliche als Betroffene zugeordnet werden konnten. Damals betonten die Wissenschaftler, dass die Zahl «eine untere Schätzgröße» sei.
Es könnten «keinerlei Vergleiche» mit der katholischen Kirche oder anderen Institutionen gezogen werden, führte Wazlawik am Donnerstag weiter aus. «Die Zahlen legen in keiner Weise eine geringere Zahl an Beschuldigten in der evangelischen Kirche und Diakonie nahe.»