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Hessen will Weidetierhaltern besser gegen Wölfe helfen

Die Rückkehr des Wolfs spaltet auch in Hessen die Gesellschaft. Der neue Landwirtschaftsminister sucht den öffentlichen Schulterschluss mit den Weidetierhalten - und wählt dafür einen besonderen Ort.
Schild
Ein Schild mit der Aufschrift «Achtung Wolfsgebiet» steht auf einem Feld. © Daniel Bockwoldt/dpa

Der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung (CDU) hat eine Trendwende im politischen Umgang mit Wölfen angekündigt. Beim Besuch einer Schäferei in der Rhön sagte er am Donnerstag Weidetierhaltern eine bessere Förderung von Schutzmaßnahmen sowie eine einfachere Entschädigung bei Wolfsangriffen auf Herden zu. Dauerhaft müsse aber die wachsende Wolfspopulation durch eine Bejagung eingedämmt werden, sagte Jung.

Der Minister bekräftigte die Absicht, den Wolf in das Jagdrecht aufzunehmen. Letztlich liege in dieser Frage die Zuständigkeit aber bei der EU. Jung kündigte außerdem an, das hessische Wolfszentrum in die Zuständigkeit der Forstverwaltung Hessen Forst zu überführen. Bislang ist das Zentrum beim Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) angesiedelt.

Der Schäfer Moritz Weckbach, der bei Ehrenberg unweit der hessisch-bayerischen Landesgrenze eine Herde mit rund 500 Schafen hält, hatte dem Minister zuvor über Probleme bei der praktischen Umsetzung von Herdenschutzmaßnahmen berichtet und eine überbordende Bürokratie für Weidetierhalter kritisiert. Er und seine Kollegen leisteten mit ihren Herden durch die Offenhaltung der Flächen einen wichtigen Beitrag für den Natur- und Artenschutz, sagte er.

«Der Wolf soll nicht weg», betonte Weckbach. Es müsse aber möglich werden, sogenannte Problemwölfe, wie es sie in der Rhön gebe, schneller und einfacher abzuschießen. Zweimal hatten Wölfe nach seinen Angaben seine Herde angegriffen und dabei sechs Tiere getötet. Es sei zu befürchten, dass diese Wölfe ihr Verhalten an ihren Nachwuchs weitergäben. Es müsse ein Kompromiss zwischen den Interessen der Landwirtschaft und der Existenz von Wölfen gefunden werden.

Minister Jung erklärte, es sei sehr spannend, unmittelbar vor Ort von den Problemen der Weidetierhalter zu erfahren und ihre Erwartungen an die Politik zu hören. «Wir ändern die Weidetierrichtlinie, erhöhen die Förderung für Schutzmaßnahmen und schaffen erhebliche Erleichterungen, damit Tierhalter wenigstens unbürokratisch eine Entschädigung bekommen, wenn sie Risse in der Herde vorfinden», sagte er. Am Ende gehe es aber auch um eine Regulierung des Wolfsbestands.

Der Christdemokrat ist in der neuen schwarz-roten Landesregierung als Landwirtschafts- und Jagdminister für das Thema Wölfe zuständig. In der vorigen schwarz-grünen Regierung war es im grün-geführten Umweltministerium angesiedelt.

Nach Ansicht der CDU-Landtagsfraktion ermöglicht die Übertragung der Zuständigkeiten des Wolfszentrums an Hessen-Forst «eine effizientere Schadensabwicklung und eine noch professionellere Wolfsberatung vor Ort». Durch die Bündelung der Zuständigkeiten werde das Wolfsmanagement und -monitoring weiter verbessert.

Die SPD-Landtagsfraktion erklärte, die Sorgen von Tierhaltern und der Landbevölkerung müssten ernst genommen werden. Die Möglichkeiten für die Landespolitik seien durch EU- und Bundesrecht zwar eingeschränkt, aber Ziel der Landesregierung sei es, «aktuell die für Hessen möglichen und sinnvollen Maßnahmen vorzubereiten».

Die oppositionelle Grünen-Landtagsfraktion kritisierte, die Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht sei zu diesem Zeitpunkt Symbolpolitik, da der Wolf als EU-rechtlich streng geschützte Art derzeit nicht bejagt werden dürfe. Die Landesregierung müsse sich in ihrem Sofortprogramm auf Erleichterungen für Weidetierhalter konzentrieren, die auch sofort wirkten.

Naturschutzbund kritisiert «Scheinlösung»

Der Naturschutzbundes (Nabu) Hessen hält eine Aufnahme des Wolfs in das hessische Jagdrecht für eine «kontraproduktive Scheinlösung, die niemandem hilft». Damit werde den Weidetierhaltern eine Sicherheit vorgetäuscht, die es vor Ort nicht gebe, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Maik Sommerhage. Wenn dadurch Herdenschutzmaßnahmen unterlassen werden, komme es durch neu zuwandernde Wölfe immer wieder zu Nutztierrissen.

Dagegen erklärte der Landesjagdverband Hessen, das Jagdrecht sei ein geeignetes Instrument, um Probleme zwischen Mensch und Wolf zu lösen. «Die Jägerschaft steht bereit, um der Bevölkerung, den Landwirten und Weidetierhaltern zu helfen, wenn dies gewünscht und beauftragt wird», sagte Verbandspräsident Jürgen Ellenberger.

Im vergangenen November hatte das Kasseler Verwaltungsgericht eine zeitlich befristete Ausnahmegenehmigung des Regierungspräsidiums Kassel für den Abschuss von zwei Wölfen in der Rhön vorläufig gestoppt. Das RP Kassel hatte in seiner Entscheidung auf «Nutztierschäden» im Bereich der Gemeinde Ehrenberg (Landkreis Fulda) am 6. und 9. Oktober 2023 verwiesen. Dagegen geklagt hatten nach Angaben eines Gerichtssprechers der Freundeskreis freilebender Wölfe e.V. und die Naturschutz-Initiative e.V.

Die Ausnahmegenehmigung zum Töten der sonst unter Schutz stehenden Wölfe war zeitlich befristet und bezog sich auf ein eng gefasstes Gebiet bei Ehrenberg. Sie schloss sich an eine ähnliche bayerische Regelung für das angrenzende Areal im unterfränkischen Teil der Rhön an.

Heftiger Streit über Umgang mit Wolf auch bei bayerischen Nachbarn

Auch im benachbarten Bayern wird seit Jahren über den Umgang mit den bisher streng geschützten Wölfen heftig gestritten. Kritiker wie die Staatsregierung und Teile der Bauernschaft sind für eine schnelle Entnahme, also den Abschuss, von allen Tieren, auch wenn diese bisher nachweislich keine Nutztiere gerissen haben und auch wenn sie in der Nähe von Städten oder Dörfern nicht durch fehlende Scheu auffielen. Ihnen gegenüber stehen Umwelt- und Tierschützer, die darauf verweisen, dass der Erhaltungszustand der Art noch nicht überall gesichert ist.

© dpa
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