Anhaltend schwache Geschäfte mit Laborbedarf und Halbleitermaterialien belasten weiter den Darmstädter Merck-Konzern. Einzig das Pharmageschäft lief im dritten Quartal erneut stark. Das Management um Vorstandschefin Belen Garijo wird nun mit Blick auf das laufende Jahr noch etwas zurückhaltender. Die schwierige Lage erhöht den Druck auf das Dax-Unternehmen, bei dem bereits Gespräche über Sparmaßnahmen und Stellenabbau in mehreren Bereichen laufen.
Von Juli bis September sank der Umsatz gemessen am Vorjahr um fast elf Prozent auf 5,17 Milliarden Euro, wie Merck am Donnerstag mitteilte. Dabei belasteten Währungseffekte. Weil zugleich im Verkauf der Anteil profitabler Produkte sank, brach das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) um ein Fünftel auf knapp 1,45 Milliarden Euro ein. Unterm Strich sank der Gewinn auf 740 Millionen Euro nach 926 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Wegen der schwierigen Lage hat Merck schon Konsequenzen gezogen. So sollen bis Jahresende in der Pharmasparte rund 200 Stellen wegfallen. Bis zu 550 weitere Jobs sollen bis Ende 2024 in Zentralfunktionen wie IT, Einkauf, Personal und Recht gestrichen werden. Hier laufen die Gespräche noch. Zudem wurde jüngst eine bis zu 90 Millionen Euro schwere Sparrunde in der Elektroniksparte bekannt, bei der Merck einen Stellenabbau nicht ausschließt. Betriebsbedingte Kündigungen am Hauptsitz sind durch eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2025 ausgeschlossen. Merck beschäftigt rund 64.000 Menschen weltweit.
Das Management schaue auf «alles», um die Kosten in der Elektroniksparte zu optimieren, sagte Finanzchefin Helene von Roeder am Donnerstag. Man wollte die Mitarbeiter so wenig wie möglich belasten. Das Geschäft in der überwiegend auf die Halbleiterindustrie ausgerichteten Elektroniksparte schwächelt bei Merck seit längerem, am Markt herrscht Nachfrageflaute. Die für dieses Jahr erhoffte Erholung verzögert sich nach Einschätzung des Managements bis 2024.
Auch die in der Pandemie starke Nachfrage von Impfstoffherstellern -und forschern hat sich gedreht: Seit geraumer Zeit ist die Nachfrage gerade aus der Biotechindustrie mau. Kunden bauen ihre in der Pandemie aufgestockten Lager ab. Das sorgte auch im dritten Quartal in der Laborsparte von Merck für sinkende Erlöse. Im Pharmageschäft profitierte der Konzern indes von einem guten Lauf bei Krebsarzneien.
Merck-Chefin Garijo erwartet nun für 2023 ein um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis am unteren Ende der Prognosespanne von 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro. Der Umsatz soll leicht unterhalb des Mittelwerts der Spanne von 20,5 bis 21,9 Milliarden landen. 2022 hatte Merck 22,2 Milliarden Euro Umsatz erzielt und ein bereinigtes Betriebsergebnis von 6,85 Milliarden.