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Mangel an Plätzen für gefährdete Kinder: Druck von Ämtern?

Kommunen schlagen Alarm: Für Kinder in Krisensituationen gibt es nicht genug Plätze und Personal. Eine Gewerkschaft erhebt Vorwürfe, Kommunen streiten sie ab. Die Fälle festgestellter latenter oder akuter Gefahren für Kinder sind Statistikern zufolge so hoch wie nie.
Jugendamt
Der Schriftzug «Jugendamt» ist auf einem Schild zu lesen. © Arno Burgi/dpa-Zentralbild/dpa/Illustration

Kinder schlagen bei den Behörden selbst Alarm, Jugendliche kommen unbegleitet aus dem Ausland: In einer Vielzahl von Fällen müssen Gemeinden aktiv werden. In hessischen Kommunen fehlen aber immer wieder Plätze für Kinder und Jugendliche in Krisensituation. Jugendämter finden keine Familien nach sogenannten Inobhutnahmen, Kinder kommen mitunter vorübergehend bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ämter unter. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sprach unlängst von alarmierenden Mitteilungen von Beschäftigten. Den schwarzen Peter wollen sich Kommunen aber nicht zuschieben lassen.

Es sei unter anderem aus Frankfurt und Darmstadt-Dieburg berichtet worden, dass Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes von ihren Teamleitungen angehalten wurden, Kinder und Jugendliche privat und persönlich in Obhut zu nehmen, heißt es bei der GEW. «Diese Leistung wird normalerweise von professionellen Einrichtungen mit entsprechendem Personalschlüssel und räumlicher Ausstattung durchgeführt.» Eine solche Aufforderung setze Mitarbeiter unter Druck.

Kommunen weisen die Vorwürfe zurück

«Bundesweit stehen alle Jugendämter vor der Herausforderung, dass die Zahl der stationären Einrichtungsplätze nicht zu jeder Zeit ausreicht», teilte die Stadt Frankfurt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Die Stadt biete interessierten Mitarbeitenden des Jugend- und Sozialamtes an, Kinder übergangsweise wenige Tage zu versorgen, bis ein geeigneter Platz gefunden ist. «Dies geschieht ausschließlich auf freiwilliger Basis. Kein Mitarbeitender wird dazu angehalten oder gar aufgefordert.» In diesem Jahr seien bislang 15 Kinder so für zusammen 172 Tage untergebracht worden.

In den Einrichtungen der Stadt gebe es gut 60 Plätze für Inobhutnahmen. «Darüber hinaus besteht auch die Möglichkeit, Kinder und Jugendliche landes- beziehungsweise bundesweit unterzubringen. Das Jugend- und Sozialamt plane hier deutlich mehr Personal einzusetzen und habe zusätzliche Stellen geschaffen. «Wegen des Fachkräftemangels können diese Stellen aber derzeit nicht in vollem Umfang besetzt werden.»

«Im sozialen Dienst wurde noch niemand angefragt, Kinder in Notsituationen und wegen fehlender Inobhutnahmeeinrichtungsplätze privat aufzunehmen», heißt es beim Kreis Darmstadt-Dieburg. Dieser Weg solle auch bewusst nicht beschritten werden, da die Arbeitsbelastung im Allgemeinen Sozialen Dienst bereits sehr hoch sei. Es seien auch keine Fälle bekannt.

«Die Inobhutnahmezahlen sind in diesem Jahr nicht nur im Landkreis Darmstadt-Dieburg enorm angestiegen, und die vorhandenen Platzkapazitäten in Inobhutnahmeeinrichtungen und in Bereitschaftspflegefamilien müssen bundesweit ausgeweitet werden», heißt es beim Kreis. Verhandlungen für neue Angebote würden im Landkreis mit Jugendhilfeträgern aktuell geführt. Im Bereich der Jugendhilfe herrsche akuter Personalmangel in allen Bereichen. «Prognostisch wird sich diese Entwicklung noch verschärfen.» Zusammen mit den freien Jugendhilfeträgern werde intensiv an Konzepten gearbeitet, um eine optimale Versorgung der betroffenen Kinder und Jugendlichen weiter zu gewährleisten.

Hilferuf an die Landesregierung

Kürzlich schlug Hanau Alarm. Die Unterbringungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche, die vorläufig nicht in ihren Familien bleiben können, seien buchstäblich bis unters Dach belegt, oder es fehle Personal. Dies gelte auch für Heime. «Wir finden für immer mehr Kinder und Jugendliche in Not keine kurz- oder längerfristigen Unterbringungsmöglichkeiten mehr», heißt es in einem offenen Brief der Stadt vom Oktober an den hessischen Sozialminister Kai Klose und Bundesfamilienministerin Lisa Paus (beide Grüne). Das hessische Sozialministerium bot daraufhin Unterstützung an, verwies aber gleichzeitig auf die grundsätzliche Zuständigkeit der Kommunen.

Steigende Zahlen bei Kindeswohlgefährdung

Im Jahr 2022 wurden von den Jugendämtern landesweit nach Angaben des Statistischen Landesamtes in 16.600 Fällen Gefährdungseinschätzungen für Kinder und Jugendliche eingeleitet. Das seien sieben Prozent mehr als im Vorjahr und mehr als doppelt so viele wie zum Beginn der statistischen Erfassung 2012 gewesen. In 5600 Fällen seien von den Ämtern eine akute oder latente Gefahr für das Kindeswohl festgestellt worden, was ein neuer Höchststand gewesen sei.

© dpa
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