Die Konjunkturflaute hinterlässt Spuren auf dem hessischen Arbeitsmarkt. Die sonst übliche Herbstbelebung blieb im Oktober aus. Die Arbeitsagenturen registrierten nur 310 arbeitslose Männer und Frauen weniger als im September, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Zum Stichtag am 12. Oktober waren damit 183.547 Menschen in Hessen arbeitslos gemeldet, was einer unveränderten Quote von 5,3 Prozent entspricht.
Direktionsleiter Frank Martin wies auf die steigende Zahl sozialversicherungspflichtiger Jobs hin. Dies belege die solide Grundverfassung des hessischen Arbeitsmarkts. «Gleichzeitig sehen wir aber auch die Auswirkungen der schwachen Konjunktur der vergangenen Monate», sagte Martin. Viele Unternehmen seien weiterhin vorsichtig mit Neueinstellungen. Zugleich versuchten sie angesichts des Fachkräftemangels, ihre qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten.
Am Ausbildungsmarkt sind den Angaben zufolge noch etwa 2000 Bewerber unversorgt. «Wenige kommen allerdings auf die Idee, sich für eine Lehrstelle im Handwerk zu entscheiden», berichtete Martin. Den jungen Frauen und Männern, die noch einen Ausbildungsplatz suchten, stünden insgesamt fast doppelt so viele unbesetzte Stellen gegenüber, so dass bis Jahresende noch einige Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen werden könnten. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien aktuell so gut wie seit Jahrzehnten nicht mehr. «Aktuell laufen bei den Arbeitsagenturen die Nachvermittlungen. Noch bis Ende des Jahres kann der Start in die duale Berufsausbildung erfolgreich gelingen», erklärte Martin.
DGB: Mehr bezahlbaren Wohnraum für Azubis schaffen
Der DGB Hessen-Thüringen forderte die Einrichtung eines hessischen Azubiwerkes ähnlich der Studierendenwerke. «Ziel muss es sein, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen», sagte der DGB-Bezirksvorsitzende Michael Rudolph. «Dafür müssen mehr Azubi-Wohnheime gebaut werden. So wird die duale Ausbildung attraktiver.»
Die Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU) forderte generell bessere Erwerbsanreize, um Menschen in Jobs zu bringen. Dazu zähle eine bessere Kinderbetreuung, die bessere Aktivierung von Bürgergeld-Beziehern durch die Jobcenter sowie - falls erforderlich - berufsbegleitende Qualifizierung, sagte VhU-Hauptgeschäftsführer Dirk Pollert.