Nach einem beinahe tödlichen Messerstich auf seinen Vorarbeiter steht ein Gebäudereiniger vor dem Berliner Landgericht. Die Anklage lautet auf versuchten Mord. Der 42-Jährige habe sich als Reinigungskraft in einem Kino im Stadtteil Friedrichshain befunden, als es zu einem Streit gekommen sei und er das Gebäude habe verlassen sollen, hieß es in der Anklage. Er habe «in unbändiger Wut über die Wegweisung» mit einem Küchenmesser zugestochen. Der 51 Jahre alte Vorarbeiter sei durch einen Stich in die Brust lebensgefährlich verletzt worden. Zu Prozessbeginn am Freitag schilderte der 42-Jährige eine Notwehrsituation.
Zu dem Streit der beiden Mitarbeiter einer Reinigungsfirma war es am frühen Morgen des 23. Junis vorigen Jahres gekommen. Der 42-Jährige sei entgegen den Anweisungen zur Arbeit in einem Kino erschienen. Er habe am Tag zuvor wegen mutwilliger Zerstörung von Arbeitsmitteln eine Abmahnung erhalten und sollte an einem anderen Standort eingesetzt werden, hieß es in der Anklage. Vor einem Fahrstuhl in der dritten Etage sei es erst zu verbalen Auseinandersetzungen gekommen. Als der Vorarbeiter gedacht habe, die Situation hätte sich beruhigt, habe der 42-Jährige zugestochen. Die Staatsanwaltschaft ging von Heimtücke aus.
Der vietnamesische Angeklagte erklärte über seinen Verteidiger, der ihm körperlich überlegene Vorarbeiter habe ihn nach einem Disput zu einem Fahrstuhl gezerrt und geschlagen. «Ich dachte, er schlägt mich tot», sagte der 42-Jährige. Da habe er sein Obstmesser eingesetzt. Danach sei er nach Hause gefahren und habe sich der Polizei stellen wollen.
Der Familienvater befindet sich seit vier Monaten in Untersuchungshaft. Der Prozess, für den bislang vier weitere Verhandlungstage vorgesehen sind, wird am 22. März fortgesetzt.