Derzeit betreibe die KVB zwei Hausarztpraxen in Marktredwitz und Ering am Inn als sogenannte Eigeneinrichtungen, weil sich keine Ärzte finden, die dort Praxen als Unternehmer leiten möchten. Kommendes Jahr würden in Bayern fünf weitere Eigeneinrichtungen gestartet, kündigte Pfeiffer an. Zu dieser Notmaßnahme habe die KVB erstmals vor zwei Jahren gegriffen, jetzt müsse sie immer öfter angewandt werden.
Ein Hauptgrund für die Versorgungsprobleme sei eine weiterhin wachsende Unzufriedenheit vieler Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis, ergänzte der KVB-Vizechef Peter Heinz: «Selten war die Stimmung so schlecht wie derzeit.» Die Anhebung der Kassenhonorare reiche bei weitem nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu decken. In der Folge hätten die Praxen immer größere Probleme, Medizinische Fachangestellte (MFA) durch finanzielle Anreize an sich zu binden. Immer öfter würden MFA von Kliniken und anderen Gesundheitseinrichtungen abgeworben, beklagte Heinz: «Es findet ein Kampf um medizinisches Fachpersonal statt.»
Die für den Bereich Psychotherapie zuständige KVB-Vorständin Claudia Ritter-Rupp sieht in der Politik der Bundesregierung auch in anderer Hinsicht Gefahren für die Patienten. Die geplanten Lockerungen beim Konsum von Cannabis seien «hochgradig problematisch». Denn vor allem bei jüngeren Menschen bestehe die Gefahr, dass Cannabis Entwicklungsstörungen und Psychosen auslöst. Die Bundesregierung solle deshalb auf die Warnungen reagieren, die verschiedene Ärzteverbände seit geraumer Zeit erheben, forderte Ritter-Rupp.
Die KVB-Spitze attestiert Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aber auch Initiativen, die im Interesse von Ärzten und Patienten lägen. Der Plan, dass erst ab dem vierten Krankheitstag ein Attest nötig sein soll, damit Eltern Kinder-Krankengeld beziehen könne, gehe «absolut in die richtige Richtung», sagte der KVB-Chef Pfeiffer. Eine Bagatellgrenze bei Prüfungen, ob Praxen bei der Verordnung von Arzneien und Hilfsmittel ausreichend auf die Kosten schauen, die das Bundesgesundheitsministerium einführen will, sei ebenfalls «ein richtiger Schritt». Solche Schritte müssten aber auch umgesetzt werden, sagte Pfeiffer.