Krone, Musik, Pomp: Vor der Krönung von Charles III.

Ein historisches Ereignis steht bevor: Erstmals seit 70 Jahren wird in London ein britischer Monarch gekrönt - und erstmals seit 86 Jahren ist es ein Mann. Die Zeremonie nimmt Gestalt an.
König und Komponist
König Charles III. hat bei Musical-Komponist Andrew Lloyd Webber (l) eine Hymne in Auftrag gegeben (Archivbild). © Eddie Mulholland/DAILY TELEGRAPH POOL via AP/dpa

Das Vereinigte Königreich fiebert auf ein Datum hin: den 6. Mai. Dann werden König Charles III. und seine Königsgemahlin Camilla in London gekrönt. Erwartet werden zahlreiche prominente Gäste. Für viele im Land ist die erste Krönung eines britischen Monarchen seit 70 Jahren eine willkommene Möglichkeit, die äußerst schwierige wirtschaftliche und politische Situation für einige Tage zu vergessen. Zuletzt teilte der Palast mit, welche Musik sich Charles gewünscht hat. Wie wird die Zeremonie vorbereitet?

Die Kirche

Traditionell findet die Krönung in der Westminster Abbey statt. Das bekannte Londoner Gotteshaus gegenüber dem Parlament ist seit Jahrhunderten die Krönungsstätte für die britischen Monarchen. Charles wurde mit dem Tod seiner Mutter Queen Elizabeth II. am 8. September 2022 automatisch König und könnte - wie es Edward VIII. tat - auch ohne Krönung regieren. Die symbolische religiöse Zeremonie formalisiert seine Rolle als Oberhaupt der Church of England. Charles wird dabei traditionell die Edwardskrone aufgesetzt, Camilla die Krone von Queen Mary. Es ist das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass eine existierende Krone für eine Königsgemahlin genutzt und keine neue angefertigt wird, wie der Palast betonte.

Die Zeremonie

Seit Wilhelm dem Eroberer 1066 ist der Gottesdienst fast unverändert, er wird stets vom Erzbischof von Canterbury als geistlichem Oberhaupt der Anglikanischen Kirche geleitet. Charles hat früh streuen lassen, dass er die Monarchie verschlanken und modernisieren will. Die Krönung soll das widerspiegeln. Auch bei der Länge passt sich der König der Moderne an. Während die Krönung bei seiner Mutter 1953 drei Stunden dauerte, ist diesmal nur eine Stunde eingeplant. Beibehalten werden aber Kernelemente wie die Salbung mit geweihtem Öl und die Krönung selbst.

Die Gäste

Etwa 2200 Menschen werden in der Westminster Abbey dem Spektakel folgen, bei Elizabeth waren es einst mehr als 8000. Erwartet werden Würdenträger und die wichtigsten politischen Vertreter ebenso wie zahlreiche Ehren- und Staatsgäste aus dem Ausland. Wie beim Staatsbegräbnis der Queen dürften Dutzende gekrönte Häupter und Staatschefs anreisen. Für Deutschland nimmt in aller Regel Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an solchen Anlässen teil. Er wird Charles bereits wenige Wochen zuvor empfangen, dann reist der König auf seiner ersten Auslandsreise auch nach Berlin.

Die Familie

Thronfolger Prinz William und seine Ehefrau Prinzessin Kate werden in der ersten Reihe dabei sein. Für viele Beobachter ist aber die spannendste Frage, ob Charles' jüngerer Sohn Prinz Harry und seine Ehefrau Herzogin Meghan zur Krönung anreisen. Der 38-Jährige hat seinen Vater, Bruder William und das Palastsystem in seiner Autobiografie «Reserve» und vielen Interviews hart kritisiert sowie Interna preisgegeben. Harry stecke in einer Zwickmühle, schrieb die Zeitung «Telegraph» am Sonntag. Kommen er und Ehefrau Meghan nicht zu der Feier, könnten sie beschuldigt werden, sie «brüskierten» die Familie. Kommen sie, riskierten sie Pfiffe der Schaulustigen. Ihr Ansehen hat Umfragen zufolge zuletzt stark gelitten. Charles wolle seinen Sohn trotz allen Streits einladen, war zuletzt zu lesen.

Das Datum

Ob die Wahl des 6. Mai eine tiefere Bedeutung hat, ist bisher nicht bekannt. Der Krönungstag fällt auf den vierten Geburtstag von Charles' Enkel Archie, dem Sohn von Harry und Meghan, sowie auf den Hochzeitstag seiner Tante Prinzessin Margaret. Die jüngere Schwester der Queen hatte 1960 den Grafen von Snowdon geheiratet, von dem sie sich 1978 scheiden ließ.

Die Musik

Insgesamt zwölf Musikstücke hat Charles in Auftrag gegeben, wie der Palast mitteilte. Darunter sind eine Hymne von Komponist Andrew Lloyd Webber («Phantom der Oper») sowie ein griechisch-orthodoxes Kirchenstück zu Ehren seines 2021 gestorbenen Vaters Prinz Philip, der auch griechische Wurzeln hatte. Aus allen Teilen des Commonwealth werden Sänger und Chöre anreisen, es spielt unter anderem ein «Krönungsorchester», das aus Mitgliedern der bekanntesten Musikkapellen des Landes zusammengestellt wird.

Die Party

Mit der Krönung allein ist es nicht getan. Drei Tage lang wird das historische Ereignis gefeiert, dafür gibt es am 8. Mai einen zusätzlichen arbeitsfreien Tag. Am Sonntagabend ist auf Schloss Windsor ein großes Konzert geplant. Die angekündigten Lichteffekte wecken Erinnerungen an das Jubiläumskonzert für die Queen vor dem Buckingham-Palast. Tausende Tickets sollen landesweit verlost werden. Es singt ein «Krönungschor» aus besonderen Chören, etwa Flüchtlinge, Mitglieder der LGBTQ+-Gemeinde und Hörbehinderte. Am Sonntag sind die Menschen beim «Coronation Big Lunch» - in etwa: das große Krönungsessen - zu Straßenfesten und Tee-Partys aufgerufen. Unter dem Motto «Big Help» (große Hilfe) wird die Bevölkerung dann am Montag ermuntert, die Freiwilligenarbeit in ihren Gemeinden kennenzulernen.

© dpa ⁄ Benedikt von Imhoff, dpa
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