Die Wahl des Bandnamens war nicht die beste Idee dieses Folkrock-Quartetts aus Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah: The Backseat Lovers, also «Rücksitzliebhaber» - das klingt recht anzüglich nach Ami-Provinz, wo dem Klischee zufolge immer noch erste sexuelle Erfahrungen überwiegend in besagten hinteren Regionen des elterlichen Autos erworben werden. Dabei ist die Musik von Jonas Swanson, Joshua Harmon, Juice Welch und KJ Ward so gar nicht derb und testosterongesteuert, sondern voller Raffinesse und Stil.
Mit ihrem zweiten Studioalbum «Waiting To Spill», das nun gleich beim großen US-Label Capitol erschienen ist, machen sich die Backseat Lovers auf einen spannenden Weg (der im Februar/März mit einer kurzen Tournee auch durch deutsche Clubs führt). Denn diese zehn Songs passen in keine Schublade gängiger amerikanischer Charts-Sounds, sie sind eigentlich fast zu gut für ein Massenpublikum. Andererseits könnte sich Qualität im Fall dieser jungen Band auch mal durchsetzen.
Streaming-Kings
Das herausragende Talent der vier Backseat Lovers als Songschreiber und Instrumentalisten deutete sich schon auf ihrem Debüt «When We Were Friends» von 2019 an. Hier wagte eine Band mutig den Ausbruch aus den oft arg engen Gitarrenrock- oder Neofolk-Zirkeln - und sammelte dennoch laut Label 200 Millionen Album-Streams ein.
«Waiting To Spill» könnte diesen Erfolgsweg nun fortsetzen. Noch melodiesatter, ambitionierter und komplexer sind neue Songs wie «Silhouette», «Words I Used», das Beatles-infizierte «Follow The Sound» oder das sehnsüchtige «Viciously Lonely». Zugleich baut die Band gegen die Gefahr von Wohlklang-Langeweile jede Menge hübsche Widerhaken ein. Der zeitweise an Thom Yorke (Radiohead) erinnernde Gesang quengelt im richtigen Moment, um dann wieder behagliche Melancholie auszustrahlen.
«Wir sind sehr gewachsen»
Es sei sein Hauptziel gewesen, «etwas zu machen, das ehrlich und echt war, etwas, das mir die Welt bedeutete», sagt Sänger/Gitarrist Harmon über das Ziel der Band aus dem Mormonen-Staat. Bassist Ward ergänzt: «Wir sind sehr gewachsen, als Bandmitglieder und als Individuen. Es ist ein sehr persönliches Album, und im Studio gab es eine Menge offener Dialoge und tiefer Gespräche.»
Das glaubt man sofort. «Waiting To Spill» ist bei aller jugendlichen Frische und Euphorie ein enorm reifes Album geworden, das den etwas vulgären Bandnamen nun erst recht als unpassend entlarvt.
- 24.02. Hamburg - Uebel & Gefährlich
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