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Comeback von PiL: Zwischen Sarkasmus und Schmerz

Nach acht Jahren melden sich Public Image Ltd. mit einem Studioalbum zurück. Kurz vor der Veröffentlichung hat John Lydon einen Schicksalsschlag zu verkraften. Mit einem ungewohnt gefühlvollen Song erinnert er an seine verstorbene Frau Nora.
Public Image Ltd.
Die Band Public Image Ltd. legt ein neues Album vor. © ---/CZ! Promotions/dpa

Das Jahr 2023 markiert für John Lydon eine Zäsur. Im April starb seine Ehefrau Nora Forster, mit der er seit über 40 Jahren verheiratet war. Die ehemalige deutsche Musikpromoterin war an Alzheimer erkrankt. Lydon hatte sie in den letzten Jahren zuhause in Los Angeles gepflegt. Währenddessen arbeitete er an einem neuen Album mit Public Image Ltd., kurz PiL, das nun erscheint. Auf «End Of World» hat der ehemalige Frontmann der Sex Pistols, der als Johnny Rotten berühmt wurde, seiner Frau einen emotionalen Song gewidmet.

«Nora hat das Album geliebt», schreibt Lydon (67) im Begleittext zum Album. «Sie hätte nicht gewollt, dass wir es verschieben oder unsere Pläne ändern.» Die wunderbare Ballade «Hawaii» hat der Sänger noch zu ihren Lebzeiten geschrieben. Als Lydon - noch vor Forsters Tod - in der TV-Sendung «This Morning» davon sprach, kämpfte er mit den Tränen. «Remember me, I remember you» - es ist eine berührende Liebeserklärung und ein Blick zurück auf glückliche Zeiten zu zweit. Das Lied sei «jedem gewidmet, der auf seinem Lebensweg schwierige Zeiten durchlebt, zusammen mit der Person, die ihm am meisten am Herzen liegt», sagte er jetzt.

Eine wilde musikalische Tour de Force

Public Image Ltd. hatten mit «Hawaii» am irischen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest teilgenommen, das Publikum wählte aber den U2-Abklatsch Wild Youth, der nicht mal über das ESC-Halbfinale hinauskam. Dabei waren PiL mit dem bewegenden Song durchaus Chancen eingeräumt worden. Doch dass Lydon vor der Sendung leicht verächtlich über den ESC und sein Publikum sprach, kam nicht so gut an und wirkte sich für seine Band möglicherweise negativ auf die Abstimmung aus.

Sanfte Töne sind bei den Postpunk-Veteranen ohnehin eher die Ausnahme. Wie jedes ihrer bisherigen Alben ist auch «End Of The World» eine wilde musikalische Tour de Force. Den Anfang macht «Penge», ein düsteres, stampfendes Monster von einem Song, das fast schon in Gothic-Rock-Territorium vordringt. Penge ist auch ein Bezirk in London. Lydon, der als Sohn irischer Einwanderer im Londoner Stadteil Holloway geboren wurde, nennt es «eine Art mittelalterliches Wikinger-Epos».

Im Titelsong donnern klassische New-Wave-Gitarrenriffs. Ein weiterer Höhepunkt des Albums ist «Car Chase». Mit dominanten Synthesizern, fetten Gitarren, wuchtigen Drums und dem markanten Gesang von Lydon ist es «typisch PiL», wie auch der Frontmann selbst findet. «Es ist ein Überfall von einem Song», beschreibt er die pulsierende Nummer, die von «einem gruseligen Szenario» handelt. Der Song ist aus der Sicht eines Geisteskranken erzählt, der jede Nacht aus einer psychiatrischen Anstalt ausbricht, sich durch die Stadt schleicht und andere beobachtet, ohne dass es jemand merkt.

John Lydon gibt sich gewohnt sarkastisch

Mit 67 hat der streitbare und oft missverstandene Punk-Pionier auch am Mikrofon nichts von seinem unberechenbaren Charme eingebüßt. Er singt sich sarkastisch, leicht aggressiv und mit einer gehörigen Prise seines provokanten Humors durch die zwölf Songs. In «Being Stupid Again» scheint er überzogene Political Correctness aufs Korn zu nehmen. In «Pretty Awful» flucht er über lässige Grooves und rollt dabei mit Lust und Laune das R. Im Vergleich dazu wollen «Dirty Murky Delight» und «The Do That» nicht so recht zünden.

Rund 45 Jahre ist es her, dass die Sex Pistols nach einer verkorksten US-Tournee auseinanderbrachen. Nur ein Jahr später gründete Johnny Rotten alias John Lydon seine Band Public Image Ltd., die seitdem ihren eigenen musikalischen Regeln folgt. Mit ihrer Mischung aus Pop, Rock, Dance, Folk und anderen Musikrichtungen landeten PiL in Großbritannien die Top-20-Hits «Public Image», «This Is Not a Love Song» und «Rise». Das war allerdings noch eine andere Besetzung.

Das Lineup mit Gitarrist Lu Edmonds, Scott Firth und Schlagzeuger Bruce Smith besteht seit 2009 und spielte «This Is PiL» (2012) und «What the World Needs Now...» (2015) ein. Nach acht Jahren melden sich John Lydon und Co. nun mit ihrem dritten gemeinsamen Album eindrucksvoll zurück. «End Of The World» ist ein weitestgehend überzeugendes Spätwerk von Public Image Ltd., die damit auf ausgedehnte Europa-Tournee gehen. Im Oktober kommt die Band für mehrere Konzerte nach Deutschland.

© dpa ⁄ Philip Dethlefs, dpa

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