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Protest-Bühne Salzburg? Festspiele mit politischem Vorspiel

Der Intendant der Salzburger Festspiele hält nichts von «Empörungsritualen» gegen rechte Politik. Stattdessen setzt er auf ein Festivalprogramm mit Haltung und ungewöhnlichen Besetzungen.
Intendant Markus Hinterhäuser
Markus Hinterhäuser, Intendant der Salzburger Festspiele, während einer Pressekonferenz. © Barbara Gindl/apa/dpa

Ein Streit über die Rolle von Kunst vor dem Hintergrund konservativ-rechter Politik hat die diesjährigen Salzburger Festspiele eingeläutet. Während 2022 die Frage diskutiert wurde, ob und wie russische Künstler angesichts des Angriffskriegs auf die Ukraine auftreten sollen, standen dieses Mal lokale Machtverhältnisse im Fokus einer Debatte um das renommierte österreichische Festival.

Dabei rückte in den Hintergrund, dass sich das Opern- und Theaterprogramm dieser Saison durchaus auch brisanten gesellschaftspolitischen Fragen stellt - nicht zuletzt mit einer Neuinszenierung des Theater-Klassikers «Jedermann», mit dem die Festspiele am 21. Juli beginnen.

Am Anfang der Debatte stand eine Demonstration gegen die neue konservativ-rechte Koalition auf Landesebene zwischen ÖVP und FPÖ, bei der der ehemalige «Jedermann»-Hauptdarsteller Cornelius Obonya zu einem Boykott der Festspiel-Eröffnungsfeier aufrief. Intendant Markus Hinterhäuser sprach daraufhin in einem Interview der Wiener Zeitung «Der Standard» von der «bemerkenswerten gedanklichen Schlichtheit» dieser Idee. Die Politik der FPÖ sei auch ihm zuwider, dagegen brauche es aber politische Strategien statt «diese ewig gleichen Empörungsrituale», sagte Hinterhäuser. Es folgte eine Feuilleton-Debatte, in der Hinterhäuser als Opportunist kritisiert wurde.

Politische Themen präsent

Auf den Theater- und Opernbühnen in Salzburg wird das Publikum zwar nicht mit Tagespolitik, aber dafür mit breiteren politischen Themen wie etwa den Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern und Verfolgung konfrontiert. In Michael Sturmingers Neuinszenierung des «Jedermann» spielt etwa Valerie Pachner nicht nur die mit wenig Text ausgestattete Buhlschaft des Jedermann (Michael Maertens), sondern übernimmt auch die Rolle des Todes.

Regisseur Ulrich Rasche geht einen Schritt weiter und besetzt die Titelrolle in Lessings Toleranz-Drama «Nathan der Weise» mit Valery Tscheplanowa weiblich. Und Martin Kusej ließ wissen, dass er in seiner Deutung von Mozarts Oper «Le nozze di Figaro» die Frauen im Mittelpunkt sieht.

Zum Opernprogramm zählt auch Bohuslav Martinus 1961 uraufgeführtes Flüchtlings-Drama «Die Griechische Passion», das angesichts des Massensterbens im Mittelmeer an Brisanz gewinnt. Ein musikalisches statt politisches Highlight erwarten Opernfans hingegen, wenn Sopranistin Asmik Grigorian ihr Rollendebüt als Lady Macbeth in Verdis «Macbeth» gibt. Verdis «Falstaff» in der Regie von Christoph Marthaler ist mit Gerald Finley in der Hauptrolle ebenfalls hochkarätig besetzt.

Riskante Adaption

Im Schauspielprogramm geht Regisseurin Karin Henkel das Risiko ein, einen mit einem Oscar und einer Goldenen Palme prämierten Film für die Bühne zu adaptieren: Sie nimmt sich Michael Hanekes Drama «Liebe» und der Frage an, wie die Gesellschaft mit Alter, Krankheit und Tod umgeht. In Brechts «Kaukasischem Kreidekreis» öffnen die Festspiele selten gezeigte Perspektiven auf das Kinderkriegen und -verlieren. Denn das Schweizer Ensemble Hora, das aus Darstellern mit kognitiver Beeinträchtigung besteht, will den Stoff mit sehr persönlichen Blickwinkeln auf die Bühne bringen.

Wem das alles immer noch zu politisch ist, kann unter den 179 Aufführungen bis Ende August aus dem Konzertprogramm auswählen. Zu den Starsolisten dieser Saison gehören etwa der Violinist Renaud Capuçon sowie Igor Levit und Mitsuko Uchida am Klavier.

© dpa ⁄ Albert Otti, dpa
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