Habeck warnt vor «Rausch des Negativen»

Man brauche positive Geschichten, um Veränderungen durchsetzen zu können, sagt Robert Habeck. Auf dem Philosophiefestival Phil.Cologne spricht der Bundeswirtschaftsminister mit Peter Sloterdijk.
Phil.Cologne
Robert Habeck im Gerspräch mit Peter Sloterdijk. © Rolf Vennenbernd/dpa

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat davor gewarnt, sich beim Kampf gegen den Klimawandel gegenseitig mit Katastrophenszenarien zu überbieten. Das mache eine Gesellschaft dauerhaft nicht handlungsfähig, sagte Habeck beim Kölner Philosophiefestival Phil.Cologne im Gespräch mit dem Philosophen Peter Sloterdijk.

«Im Rausch des Negativen» würden «Schockereignisse» in den Medien nach vorn gestellt. «Aber wenn wir immer nur als Reiter der Apokalypse daherkommen, wird das am Ende nicht zu einer dauerhaften Motivation führen», sagte Habeck, der studierter Philosoph und auch Schriftsteller ist. Wenn Veränderungen durchgesetzt werden sollten, «dann brauchen wir positive Geschichten».

Geschichten des Gelingens seien aber schwer durchzuhalten, wie die Debatte über das Heizungsgesetz gezeigt habe, sagte Habeck. Wenn die Öffentlichkeit gefragt werde: «Wollen Sie, dass in Zukunft mit erneuerbaren Energien geheizt wird?», dann werde eine große Mehrheit «Ja» sagen, meinte Habeck. «Aber wenn Sie fragen: Wollen Sie, dass in Zukunft keine Öl- und Gasheizungen mehr eingesetzt werden, dann sagt die Mehrheit Nein.»

In seinem neuen Buch «Die Reue des Prometheus. Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung» untersucht Sloterdijk (75) den Umgang mit Feuer, Kohle und Öl und die Ressourcenverschwendung. Habeck hat das Buch gelesen und sparte nicht mit Kritik an Sloterdijks Thesen.

Eine Mehrheit ist nötig

Die ökologische Transformation ist laut Habeck ein ständiges «Ausbalancieren». Für jeden Schritt werde eine Mehrheit benötigt, radikale Wege brächten nichts, sagte er auch mit Blick auf Klimabewegungen wie die Letzte Generation, die schnellere und radikale Maßnahmen fordern.

Sloterdijk sah das anders: «Man darf sich vom Status quo nicht zu sehr verzaubern lassen.» Der Weg aus der Kohle sei ein «enormer Vorgang», aber noch sei jeder Einzelne zu maßlos bei der Verbrennung fossiler Energien. «Maßlosigkeit verändert seit 250 Jahren das Gefühl für Proportionen», sagte Sloterdijk. Energie sei die «Hauptdroge» der heutigen Wirtschaftssysteme - und die «Ersatzdroge» seien alternative Energien.

Sloterdijk sprach sich dafür aus, nach dem Vorbild des Unesco-Weltkulturerbes ein «Weltbodenschatzerbe» der Vereinten Nationen zu gründen und die gesamte Menschheit zu Eigentümern der Bodenschätze zu machen.

Bei Habeck rannte Sloterdijk damit offene Türen ein. Schon jetzt gebe es internationale Klimakonferenzen, die die Staaten verpflichteten, aus der Öl- und Gasförderung auszusteigen, sagte der 53-jährige Vizekanzler. «Die werden also in gewissem Sinne enteignet.»

© dpa
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