Süße Mischung

Heute im Angebot: Schön locker bleiben beim Ordnung schaffen und aufgepasst bei der Wahl des Lieblingskiosk‘.
© picture alliance / dpa / Zoonar | HEIKO KUEVERLING

Nahezu jedes Mal, wenn ich das Haus verlasse, denke ich: ‚Falls ich nun unterwegs sterben sollte, und meine Familie und Freunde kommen danach in meine Wohnung, dann erschrecken sie vor der Unordnung dort und ihr gutes Bild von mir wird schlimm beschädigt.‘ Das Geschirr zum Beispiel, das sich auf dem Herd und in der Spüle türmt… ich habe zwar eine Geschirrspülmaschine, die müsste ich allerdings erstmal ausräumen. Ich besitze auch eine Waschmaschine, komme allerdings nur umständlich an sie ran, weil der halbausgepackte Koffer vom Sommerurlaub vor ihr steht. Und so weiter. Andere Menschen sind jeden Tag mit Ordnung schaffen beschäftigt. In den sozialen Medien findet man bizarre Videos: perfekt manikürte Amerikanerinnen tun in ihren klinisch perfekten Wohnungen, was zu tun ist: Dinge ordentlich einräumen und Flüssigkeiten umfüllen, zügig und irgendwie aggressiv. Irgendetwas ist da offensichtlich nicht ganz in Ordnung, rein psychisch gesehen, man möchte hingehen und trösten. Und danach vielleicht noch einen leichten Schlag auf den Hinterkopf geben, damit sich alles wieder zurechtruckelt.

Als Kind träumte ich übrigens von einem Leben als Old Shatterhand, Balletttänzerin oder Kioskbesitzerin. Das Leben als Kioskbesitzerin stellte ich mir folgendermaßen vor: ich sitze in meinem kleinen, sehr aufgeräumten Laden, lese alle Zeitschriften, die ich im Sortiment habe und esse viele verschiedene Süßigkeiten. Nun war ich heute in einem der Kioske meines Vertrauens. Der Kiosk hat so eine Schubladenwand, da kann man sich Tütchen mit losen Brausebonbons und Gummischlangen zusammenstellen. Die beiden Inhaber-Jungs sind freundlich, lässig und Siezen mich nicht, das ist schon mal sehr gut. Bei meinem vorherigen Besuch hatte ich Streichhölzer gekauft, einen Zehner-Pack. Von den 380 Hölzern funktionierten sieben. Die anderen zerbrachen oder explodierten und setzten mein Haar in Brand. „Die Streichhölzer waren nix,“ sagte ich zum Kiosk-Jungen. „Nehmt mal lieber andere ins Programm.“ Ich bekam sofort einen Taschenaschenbecher und ein Feuerzeug geschenkt, guter Service, Jungs. Aber dann! „Konnten wir leider nicht wissen, dass die mies sind,“ kam zur Entschuldigung. „Wir können natürlich nicht alles testen, was wir hier verkaufen. Da müssten wir ja auch jede einzelne Bonbonsorte probieren.“ Ich habe genickt und bin raus aus dem Laden und jetzt kann ich da leider nie wieder hingehen. NATÜRLICH bin ich bisher davon ausgegangen, dass jede*r Kiosbesitzer*in ALLES, was es im Laden gibt, auch schon mal ausprobiert hat. Nur deshalb hat man doch überhaupt einen Kiosk! Einen Kiosk zu besitzen, ist doch nicht irgend so ein Larifari-Job, das ist eine Berufung! Ich gebe jedenfalls Bescheid, falls ich mal einen Kiosk aufmache - da kann man dann hundertprozentig von ausgehen, dass ich jeden Softdrink, jedes Lakritzstäbchen und jedes bunte Magazin mit Vornamen kenne.

© Nele Nielsen
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