Im Winter sind sie nicht so aufgefallen, aber jetzt, wo man einfach nur dankbar lächeln sollte, weil man wieder einmal einen Frühling erleben darf, fallen sie unangenehm auf: griesgrämige Männer. Man darf vermuten, dass sie die dunkle Jahreszeit ohne Sex und Sport verbracht haben, jetzt muss die ganze Energie raus, irgendwohin. Just beschimpfte mich ein übergewichtiger Mann in den Sechzigern. Ich hatte angehalten, um ihn über den Zebrastreifen gehen zu lassen, aber er wich auf die Straße aus. „Kannst nicht gucken? Das ‘n Zebrastreifen!“, rief er mir zornig zu. So etwas passiert immer wieder. Männer stapfen grimmig in den Verkehr hinein, weil sie ihren Groll loswerden müssen. „Sieh den Vöglein beim Nestbau zu!“, möchte ich rufen. Vögel zu beobachten liegt im Trend und beruhigt. Vogelbeobachtung hat das Essen abgelöst. Ein paar Jahre lang war gutes Essen ja der neue Sex, für alle, die keinen echten Sex mehr hatten. Jetzt also Vögel.
Frauen werden nicht wütend, wenn sie keinen Sex haben, sondern verzweifeln still und lesen ein schlechtes Buch. E.L. James, Autorin von „Shades of Grey“ hat einen neuen Roman geschrieben. „The Mister“ ist in Deutschland gleich auf Platz eins der Bestsellerliste gelandet. Es geht um einen jungen Lord, der nebenher modelt, und seine Putzfrau, die beiden haben Sex. Wie die Spiegel online-Kollegin treffend formuliert: „Das Wort "Roman" lassen wir ab jetzt mal ebenso weg wie die Namen der Protagonisten, wozu, es ist wumpe.“
Erfolgreiche Schundliteratur zeigt also sehr schön, wovon Frauen weiterhin träumen: von einem hübschen, reichen Mann, der sie irgendwie aus ihrem Geraffel erlöst. Wovon Männer träumen, weiß das aktuelle Focus Style Magazin: ein Landgut in der Lombardei mit einer heißen Italienerin und einem kostspieligen Auto vor der Tür. Tja, die Damen und Herren, so kommen wir natürlich nicht so einfach zusammen.
Ich darf wiederholen: A) es gibt keine Einhörner. Wirklich nicht. B) Zieht was Hübsches an. Alle! C) Zwinkern und gute Manieren helfen. Immer und überall.
Und jetzt raus mit Euch, denn das Abenteuer liegt wie immer nicht auf dem Sofa, sondern auf der Straße rum.