Liebes Frühlingsgetier, männliches und weibliches, manchem ist der Frauentag am 8. März vollständig schnurz - der darf an dieser Stelle anderswo klicken.
Neulich war ich zu einem Geburtstag eingeladen, eine reine Frauenrunde. Man kannte sich untereinander nicht, war einander aber wohlgesonnen und plauderte entspannt über Politik und Kultur. In die Eierlikörtorte hinein fragte irgendwann eine der Damen: „Was mich wirklich interessiert - rasiert ihr Euch eigentlich noch die Pussys?“ Manche taten es noch, manche nicht mehr, andere hatten es noch nie getan. Was ich sagen will: Das Gute an Frauen ist, dass sie von Null auf Hundert das Thema wechseln können.
Also Themenwechsel: Frauen sollten mehr über Geld plaudern. Geld erleichtert das Leben ungemein. In ganz Westdeutschland verdienen Frauen aber auch noch 2019 weniger als Männer. Spitzenreiter ist der bayrische Landkreis Dingolfing-Landau. Dort bekommen Frauen 38 Prozent weniger Gehalt, als Männer. Möchte man einmal dort hinreisen, um sich anzusehen, wie sowas in der Realität aussieht? Ich denke nein. Es geht auch andersrum: Fast im gesamten Osten verdienen Frauen gleich viel, im brandenburgischen Cottbus sogar 20 Prozent mehr, als Männer. Halten wir einfach zum zehntausendsten Mal ganz wertfrei fest: Viele Frauen arbeiten wegen ihrer Kinder halbtags, viele in schlecht bezahlten Berufen, wenige in Führungspositionen. Und etliche werden einfach für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt als Männer. Tja.
Frauen kümmern sich ja beruflich und privat gerne um andere. Im privaten gibt es gleichzeitig aber auch diesen Trend, intensiv auf sich selbst zu achten. „Selfcare“ ist grundsätzlich eine gute Sache, weitermachen. Nur ein bisschen aufpassen dabei, mahnt die aktuell gehypte, britische Autorin Dolly Alderton: „Heutzutage gilt es als schick, zu behaupten, man sei eigentlich total introvertiert und müsse deshalb zuhause bleiben und mit seinen Gedanken alleine sein. Diese Art von „Selfcare“ finde ich aber feige. Sich verletzlich zu machen, die Anregungen und Ratschläge anderer anzuhören, ist sehr viel mutiger, als mit einer Gesichtsmaske zuhause zu sitzen und Netflix zu schauen.“
Kann man drüber nachdenken – die längst fällige Gehaltserhöhung kommt mit Netflix jedenfalls nicht ins Haus. Sekt bereithalten, Freundinnen einladen und gemeinsam was Wackeres planen, bleibt die klügere Lösung.