Pogacar-Party in Flandern: Slowene triumphiert bei De Ronde

Die Flandern-Rundfahrt sollte zum Triumphzug des Wout van Aert werden. Doch der Belgier war nicht stark genug für Tadej Pogacar. Das Rennen war von schweren Stürzen geprägt.
Tadej Pogacar
Tadej Pogacar gewann die Flandern-Rundfahrt und holte sich seinen zehnten Saisonsieg. © Dirk Waem/Belga/dpa

Tadej Pogacar reckte nach einer schier unglaublichen Triumphfahrt den Finger in die Höhe, schlug die Hände vor das Gesicht und konnte sein Glück kaum fassen.

Der neue Kannibale des Radsports hat sich das nächste Monument gekrallt und den Belgiern ihren inoffiziellen Nationalfeiertag verdorben. Im Stile des einst unersättlichen Eddy Merckx triumphierte Pogacar bei der 107. Flandern-Rundfahrt und gewann den brachialen Kopfsteinpflaster-Klassiker im zweiten Anlauf. Nach 274 Kilometern und 19 giftigen Anstiegen verwies der zweimalige Tour-de-France-Sieger den niederländischen Titelverteidiger Mathieu van der Poel auf Platz zwei. Dritter in dem von schweren Stürzen geprägten Rennen wurde der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen, während Belgiens Held Wout van Aert mit Platz vier Vorlieb nehmen musste.

«Diesen Tag werde ich nicht vergessen. Ich habe alles gegeben. Ich wusste, dass es hart wird, aber ich musste alleine wegziehen. Es war die einzige Möglichkeit, das Rennen zu gewinnen», sagte Pogacar und fügte hinzu: «Ich könnte jetzt zurückgetreten und super stolz auf meine Karriere sein.» Auch wenn er die Tour dieses Jahr nicht gewinne, wäre die Saison schon ein Erfolg.

Bereits der zehnte Saisonsieg für Pogacar

Die Show der großen Drei vor mehreren Hunderttausend Zuschauern begann 55 Kilometer vor dem Ziel mit einer Attacke von Pogacar am Oude Kwaremont. Nach dem Paterberg ließ sich der Slowene wieder einholen, trat wenig später am bis zu 22 Prozent steilen Kopfsteinpflaster-Ungeheuer Koppenberg erneut an. Nur van Aert und van der Poel konnten mitfahren und das Trio machte sich auf die Verfolgung einer zwölfköpfigen Spitzengruppe. Dort kamen allerdings nur Pogacar und van der Poel an, nachdem van Aert einer Tempoverschärfung des Niederländers am Kruisberg nicht folgen konnte.

Bei der letzten Kwaremont-Überquerung war das Finale endgültig eröffnet. Pogacar hängte van der Poel ab, rauschte kurz darauf mit beeindruckender Leichtigkeit auch an dem führenden Pedersen vorbei. Damit demonstrierte er erneut seine hervorragende Frühjahrs-Form, für den 24-Jährigen war es bereits der zehnte Saisonsieg. Zuletzt hatte er bei der schweren Rundfahrt Paris-Nizza den dänischen Tour-Sieger Jonas Vingegaard düpiert.

Vor dem Start auf dem Marktplatz von Brügge war ein Dreikampf zwischen Titelverteidiger van der Poel, dem belgischen Helden van Aert und Ex-Tour-Sieger Pogacar erwartet worden. Das Rennen begann hoch nervös, auf den ersten 100 Kilometern entstand keine Gruppe. Dann setzen sich acht Fahrer ab, darunter der Hesse Jonas Rutsch.

Van Aert in Massensturz verwickelt

Der maximale Vorsprung betrug über sechseinhalb Minuten, was auch einem schweren Massensturz im Feld geschuldet war. Bei der ersten Anfahrt zum Oude Kwaremont etwa 142 Kilometer vor dem Ziel geriet der Pole Filip Maciejuk bei einer Fahrbahnverengung in einen Graben. Der 23-Jährige sprang ohne Rücksicht zurück auf die Straße und räumte dabei nahezu das ganze Feld ab. Van Aert war in den Sturz ebenso verwickelt wie die Ex-Weltmeister Julian Alaphilippe (Frankreich) und Peter Sagan (Slowakei). Pogacar verlor in Tim Wellens seinen wichtigsten Helfer, der Belgier erlitt einen Schlüsselbeinbruch.

Etwa 100 Kilometer vor dem Ziel entstand eine starke Gruppe mit Stefan Küng, Pedersen, Matteo Trentin und Kasper Asgreen. Von den drei Favoriten hatte nur van der Poel keinen Fahrer vorn dabei, doch seine Mannschaft war nicht stark genug für die Verfolgung. Da niemand ernsthaftes Interesse zeigt, wuchs der Vorsprung auf zwei Minuten, es kam vorn zum Zusammenschluss mit der Rutsch-Gruppe.

Im schon dezimierten Feld kam es zum nächsten schweren Sturz. Biniam Girmay touchierte auf abschüssiger Straße das Hinterrad seines Vordermannes und kam bei hoher Geschwindigkeit zu Fall. Mehrere Fahrer stürzten über den Gent-Wevelgem-Sieger von 2022. Sowohl Girmay als auch der frühere Sanremo-Sieger Matej Mohoric mussten aufgeben. Unbeeindruckt davon führte Pogacar seinen Plan aus und kämpfte sich mit van Aert und van der Poel im Schlepptau an die Spitze heran, das Finale war eröffnet.

Lotte Kopecky gewinnt bei den Frauen

Bei den Frauen konnte Titelverteidigerin Lotte Kopecky zum zweiten Mal die Flandern-Rundfahrt gewonnen. Die 27-Jährige aus Belgien gewann nach 156,6 Kilometern als Solistin. Kopeckys Teamkollegin Demi Vollering aus den Niederlanden holte sich im Sprint der Verfolgergruppe Platz zwei vor Elisa Longo Borghini aus Italien.

Kopecky, die in diesem Jahr bereits den Omloop Het Nieuwsblad gewonnen hatte, hatte sich mit der Italienerin Silvia Persico abgesetzt. Am über zwei Kilometer langen Kopfsteinpflaster-Anstieg Oude Kwaremont erfolgte Kopeckys entscheidende Attacke rund 20 Kilometer vor dem Ziel. 

© dpa ⁄ Tom Bachmann, dpa
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