Holpriger Start für Kämna - Evenepoel in eigener Liga

Der 106. Giro ist losgerollt und liefert nach zwei Etappen bereits einige Erkenntnisse: Für Kämna ist der Weg bis zur Spitze noch weit und Jungstar Evenepoel sorgt für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft.
Giro d’Italia
Das Fahrerfeld bei der 2. Etappe. © Fabio Ferrari/LaPresse/AP/dpa

Für Lennard Kämna war der holprige Start in sein Projekt Giro d'Italia «weit weg von einer Katastrophe», in die Nähe der Stars um Jahrhunderttalent Remco Evenepoel kam er aber auch nicht.

1:23 Minuten Rückstand auf das Maglia Rosa sind für die Ambitionen im Gesamtklassement viel, im Sekunden-Kampf der Sieganwärter fast schon zu viel. «Die Zuversicht ist auf jeden Fall da. Es ist alles noch im Rahmen», sagte Kämna der Deutschen Presse-Agentur. An seinem großen Ziel, bei der zweitgrößten Radrundfahrt der Welt die Wandlung vom Etappenjäger zum Klassement-Fahrer zu vollziehen und die Top Ten zu erreichen, will er nicht rütteln.

Dass es ein weiter Weg bis zur Spitze ist, wurde an der Adriaküste deutlich. Fahrer wie Evenepoel, der in der Heimat längst mit Legende Eddy Merckx verglichen wird und sogar noch drei Jahre jünger als Kämna ist, fahren in einer anderen Liga. «Die erste Mission ist erfüllt. Das Rosa Trikot war nicht das Hauptziel, aber es ist ein schöner Bonus», sagte der Weltmeister.

Auf der zweiten Etappe am Sonntag hatte der Belgier keine Probleme seine Führung zu verteidigen, nach 202 Kilometern von Teramo nach San Salvo siegte der Italiener Jonathan Milan vor dem Niederländer David Dekker. Beste Deutsche im Sprintfinale waren Marius Mayrhofer und Pascal Ackermann auf den Plätzen fünf und sechs.

Kämna angeschlagen, auch Roglic weit weg

Bis es bei der 106. Italien-Rundfahrt in die Berge geht, ist es noch einige Tage hin. Zeit, die Kämna gebrauchen kann, um womöglich gesundheitlich wieder auf voller Höhe zu sein. Sportdirektor Jens Zemke ließ durchblicken, dass Kämna «die letzten Tage ein bisschen angeschlagen» war. «Er hat nicht das volle Trainingsprogramm mitgemacht. Er ist am Freitag im Hotel geblieben», erklärte Zemke.

Vier Monate hatte sich Kämna auf den Giro vorbereitet, sein Gewicht ans untere Limit gebracht und «ein Level erreicht, das ich vorher noch nie hatte», wie Kämna vor der Grande Partenza betonte.

Zu den Geschlagenen gehörte aber nicht nur Kämna an diesem Auftakt-Wochenende in den Abruzzen, auch Mitfavorit Primoz Roglic kassierte eine schwere Schlappe. 43 Sekunden verlor der Slowene, immerhin Olympiasieger im Zeitfahren, auf Evenepoel. «Am Ende geht es darum, wer nach 21 Etappen vorne ist», sagte der Slowene, was schon sehr nach Durchhalteparolen klang. Roglic muss in den Bergen attackieren, und das mit einer angeschlagenen Mannschaft, in der fünf wichtige Helfer im Vorfeld wegen Corona, Verletzungen und Stürzen ausgetauscht werden mussten.

Evenepoel in eigener Liga

Wer soll Evenepoel da überhaupt stoppen? «Remco Fenomeno», schwärmte die «Gazzetta dello Sport». Der Ausnahmefahrer, der einst eine Karriere im Profifußball für den Radsport ausschlug, ist längst zu einem Weltklassefahrer gereift: Vuelta-Champion, Weltmeister, Sieg beim schweren Frühjahrsklassiker Lüttich-Bastogne-Lüttich und nun beim Giro in Rosa unterwegs. Seit dem vergangenen Herbst arbeitet er seine Ziele in beeindruckender Leichtigkeit ab. Und im nächsten Jahr steht der Angriff auf den Tour-Thron auf dem Programm. So ist der Plan.

Die Parallelen zu Merckx sind übrigens frappierend: Dieser gewann auch mit 22 den WM-Titel, holte im Jahr darauf den Giro, bevor er sich an seine fünf Tour-Siege machte. So weit ist es noch nicht. Evenepoel freute sich erst einmal, auf diese Weise zum Giro zurückzukehren. Vor zwei Jahren hatte er seinen ersten Versuch nach 17 Etappen ernüchtert abgebrochen, als er nach zehn Monaten Pause wegen eines Beckenbruchs noch nicht bereit war. Inzwischen scheint er es zu sein.

© dpa ⁄ Stefan Tabeling, dpa
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