Tag des Notrufs: Rettungsdienste stark belastet

Ob in Schweden, Spanien oder in der Schweiz - wer im Notfall die 112 wählt, gelangt zu einer Rettungsstelle. Der europäische Aktionstag am 11. Februar soll die Telefonnummer bekannter machen.
Krankenwagen
Ein Rettungswagen parkt vor der geöffneten Tür eines Wohnhauses. © Boris Roessler/dpa/Symbolbild

Zum europäischen Tag des Notrufs raten Mediziner in Thüringer, bei plötzlichen starken Beschwerden, Unfällen und anderen lebensbedrohlichen Situationen sofort die Nummer 112 zu wählen. «Gerade ältere Patienten neigen aufgrund von falscher Scham dazu, Schmerzen oder Druckgefühle in der Brust, Atemnot oder starke Schmerzen in anderen Körperregionen auszuhalten, sich zu Hause hinzulegen und zu warten, dass alles wieder ins Lot kommt», sagte der Chefarzt des Notfallzentrums der Zentralklinik Bad Berka, Christian Hohenstein.

1991 verständigten sich die damaligen Mitgliedstaaten der Europäischen Union auf die einheitliche Notrufnummer 112. Sie funktioniert heute nicht nur in der EU, sondern auch in der Schweiz, in Island, Norwegen, Russland, in der Türkei und der Ukraine. In vielen weiteren Ländern wird der Anrufer über diese Nummer direkt an die lokale Rettungsleitstelle weitergeleitet. Je nach Situation gelangt der Anruf dann zur Polizei, Feuerwehr oder zu einem Rettungsdienst. Der 11.2. wurde als Aktionstag gewählt, um die kostenlose Rufnummer bekannter zu machen. Sie funktioniert von jedem Handy auch ohne Entsperr-Code.

Im Notfall nicht zum Telefon zu greifen, könne fatale Folgen haben, so der Mediziner Hohenstein. «Bei einem Herzinfarkt und Schlaganfall entscheidet jede Minute.» Plötzliche Beschwerden wie beispielsweise Lähmungen sollten daher schnell untersucht werden. Für Laien sei es seiner Einschätzung nach oft nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich um einen Notfall handele. Dass viele Menschen wegen Kleinigkeiten wie eingewachsener Fußnägel ins Notfallzentrum kämen, kann Hohenstein nicht bestätigen. «Niemand kommt freiwillig und ohne Grund in eine Notaufnahme, weil die Menschen Besseres zu tun und oft Angst vor Maßnahmen, Diagnosen und Konsequenzen haben.»

Kamill Wolny von der Johanniter-Unfall-Hilfe betonte, dass in nicht lebensbedrohlichen Fällen der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117 erreichbar sei. Wolny, der für den Rettungsdienst der Johanniter in Sachsen-Anhalt und Thüringen zuständig ist, beobachtet eine zunehmende Belastung des Personals in den beiden Bundesländern: Die Zahl der Einsätze sei von rund 99.000 im Jahr 2018 auf rund 108.000 im Jahr 2021 angestiegen. Wenn der Hausarzt der richtige Ansprechpartner wäre, dieser aber gerade keine Sprechstunde habe, sollte zur Entlastung der Rettungsdienste nicht die 112, sondern die sechsstellige Nummer gewählt werden.

Doch es gibt auch Missbrauch. Etwa 5600 der 35.700 Notrufe, die im Jahr 2021 bei den Thüringer Feuerwehren eingingen, waren Fehlalarme, teilte der Vorsitzende des Thüringer Feuerwehrverbands, Karsten Utterodt, mit. Um absichtliche Streiche handelte es sich aber nur in drei Prozent dieser Fälle. Wenn die Nummer des Anrufers ermittelt werden könne, werde Anzeige erstattet, sagte Utterodt. Und das könne teuer werden - beispielsweise, wenn die Feuerwehr wegen des Fehlalarms gleich mit mehreren Fahrzeugen ausrücken musste.

© dpa
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