Freie Schulen: Nachfrage nach Plätzen höher als das Angebot

Montessori, Waldorf, christlich geprägt oder konfessionslos: Schulen in freier Trägerschaft haben häufig ein klares Profil. Das scheint viele Eltern in Thüringen anzusprechen.
Schule
Eine Schülerin einer vierten Klasse nimmt am Unterricht teil. © Marijan Murat/dpa

In Thüringen verbuchen die Schulen in freier Trägerschaft einen hohen Zulauf. «Die Nachfrage nach Schulplätzen in freier Trägerschaft ist regelmäßig höher als die verfügbaren Platzkapazitäten», erklärt Marco Eberl, Sprecher der Landesarbeitsgemeinschaft der freien Schulträger in Thüringen (LAG).

Die große Nachfrage können auch die Schulen direkt bestätigen. So gab es einem Sprecher des Bistums Erfurt zufolge an der Edith Stein Schule in Erfurt im laufenden Schuljahr 138 Anmeldungen für die 75 neuen Plätze im gymnasialen Zweig der Schule, die Regelschule verzeichnete 75 Bewerbungen für 24 Plätze.

Die Waldorfschule in Erfurt muss Schulleiterin Andrea Fabry zufolge seit einigen Jahren rund zwei Drittel der Bewerber ablehnen, obwohl die Klassengrößen bereits etwas nach oben angepasst worden seien. In der Emil-Petri-Schule in Arnstadt kommen auf einen Platz der Gemeinschaftsschule in der Regel rein rechnerisch 1,5 Bewerbungen, so der Schulleiter.

Freie Träger können etwa Kirchen, aber auch Wohlfahrtsorganisationen, Stiftungen oder Vereine sein. Die Evangelische Schulstiftung in Mitteldeutschland gilt als eine große freie Schulträgerin in Thüringen.

Im Gegensatz zu staatlichen Schulen, die vollständig durch die öffentliche Hand finanziert werden, sind freie Schulen auf Schulgelder angewiesen. Diese seien in der Regel sozial gestaffelt, im Schnitt liege das Schulgeld zwischen 100 und 200 Euro im Monat, so die LAG. Bei diesen Kosten sei aber etwa eine Ganztagsbetreuung eingeschlossen, die bei staatlichen Schulen teils noch gesondert gezahlt werden müsse.

Grund für die Attraktivität der freien Schulen sind der LAG zufolge unter anderem die Unterschiede in Lehre und Lernen sowie die größeren Mitbestimmungsmöglichkeiten der Eltern. Oft würden reformierte Lernkonzepte verfolgt, freie Schulen könnten zudem flexibler auf neue Herausforderungen reagieren. Das erleichtere etwa die Einrichtung eines Ganztagsschulkonzepts oder die Digitalisierung. Zudem gelinge es freien Schulen, die Bedürfnisse der Schüler und Eltern stärker in den Fokus zu nehmen und eine «Dienstleistungsmentalität» anstatt einer Verwaltungsmentalität aufzubauen.

In den vergangenen Jahren habe der Anteil der Schüler an freien Schulen konstant zugenommen, so die LAG. Eberl beklagt dabei eine aus seiner Sicht ungenügende Finanzierung der freien Schulen. «Wir beobachten aktuell mit Sorge die wieder stärker werdende Ungleichbehandlung von freien und staatlichen Schulen durch das Bildungsministerium», so Eberl. «Die aktuelle Nichtanerkennung von Verwaltungskosten und Abschreibungen ausschließlich bei freien Schulträgern gefährdet die Stabilität des gesamten Schulnetzes und den Schulfrieden im Land.»

Dem Bildungsministerium zufolge gibt es in Thüringen aktuell 158 Schulen in freier Trägerschaft, darunter 31 Grundschulen, 8 Regelschulen, 20 Gemeinschaftsschulen, 11 Gymnasien, 7 Gesamtschulen beziehungsweise sonstige Schulen, 22 Förderschulen und 59 berufsbildende Schulen.

© dpa
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