Prozess um Überfall: Opfer widerspricht Angeklagten

Vor etwa zwei Jahren sind drei Männer aus Guinea im Südosten Erfurts überfallen worden. Im Prozess am Landgericht Erfurt hatte nun eines der Opfer das Wort.
Akten liegen vor einem Prozess in einem Landgericht auf dem Tisch. © Swen Pförtner/dpa/Symbolbild

Im Prozess wegen eines mutmaßlich rechtsmotivierten Überfalls im August 2020 in Erfurt hat ein Opfer Darstellungen von zwei Angeklagten widersprochen. Weder er noch seine beiden Begleiter hätten die Angeklagten angegriffen, sagte der 20-Jährige am Mittwoch vor dem Landgericht Erfurt. Als er mit zwei Freunden auf dem Weg nach Hause gewesen sei, hätte sich ihnen ein Mann in den Weg gestellt, dann sei ein zweiter Mann gekommen. Dieser habe ihm einen Schlag gegen den Kopf versetzt; er habe kurzzeitig das Bewusstsein verloren.

Die Staatsanwaltschaft Erfurt wirft in dem Verfahren insgesamt neun Männern und einer Frau vor, Anfang August 2020 drei Männer aus Guinea im Südosten Erfurts angegriffen zu haben. Dabei seien die Männer von den Angeklagten massiv rassistisch beleidigt worden. Die Rufe hätten dazu beitragen sollen, andere zu einer Gewalttat anzustacheln, hatte ein Staatsanwalt während der Verlesung der Anklage gesagt. Der Übergriff hatte damals bundesweites Entsetzen ausgelöst. Die Angeklagten werden der rechtsextremen Szene zugeordnet.

Zu Prozessbeginn hatten zwei Angeklagte gesagt, die drei Afrikaner hätten die Auseinandersetzung begonnen. Der nun vernommene Geschädigte sagte, er und seine Begleiter seien schon beim ersten Ansprechen rassistisch beleidigt worden. Nachdem er den genauen Wortlaut der Beleidigung wiederholt hatte, sagte der Vorsitzende Richter: «Da kann man eindeutig darüber sagen, das sei rassistisch, da brauchen wir nicht drüber reden.»

Eindeutig identifizieren konnte das Opfer keinen der Angeklagten als mutmaßlichen Täter. Es sei damals dunkel gewesen, sagte er. Der Mann, der ihn geschlagen habe, sei größer und kräftiger als er gewesen. Er bestritt, in der Nacht irgendjemanden geschlagen zu haben. Als er das Bewusstsein wiedererlangt habe, sei er weggelaufen und habe sich versteckt. Auch widersprach er der Darstellung eines Angeklagten, der die Afrikaner als Ladendiebe wiedererkannt haben wollte. «Ich sage Ihnen, seit ich in diesem Land bin, habe ich nie etwas geklaut.» Seine Aussage wurde von einem Dolmetscher übersetzt.

© dpa
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