Mehr Balkonkraftwerke von Mietern: Agentur rechnet mit 2500

Wegen der gestiegenen Strompreise denken manche Mieter darüber nach, sich Solaranlagen für Balkone anzuschaffen. Vertreter der Wohnungswirtschaft warnen vor überzogenen Erwartungen. Energiefachleute rechnen mit einem Boom.
Solarmodule für ein sogenanntes Balkonkraftwerk hängen an einem Balkon. © Stefan Sauer/dpa/Archivbild

Die Installation von Solarzellen auf dem Balkon kann aus Sicht der Thüringer Wohnungswirtschaft für Mieter sinnvoll sein - wenn sie keine überzogenen Erwartungen haben. Balkonkraftwerke seien «eine der wenigen Möglichkeiten des Mieters, sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen», sagte eine Sprecherin des Verbands der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Deshalb stehe der Verband der Installation solcher Kraftwerke nicht grundsätzlich negativ gegenüber. Fachleute der Thüringer Energieagentur rechnen mit einem weiteren Boom der Anlagen in diesem Jahr.

«Es gibt keine pauschale Ablehnung der von uns vertretenen Wohnungsunternehmen oder uns», sagte die Sprecherin. Ohnehin sei es rechtlich kaum möglich, Mietern die Installation von Balkonkraftwerken zu untersagen, wenn bestimmte Spielregeln eingehalten würden. Verbote seien beispielsweise aus Denkmalschutzgründen denkbar.

Die Mini-Solaralangen für Balkon und Terrasse sind seit einiger Zeit vor allem bei Immobilienbesitzern gefragt. Zunehmend kommen Anlagen in Mehrfamilienhäusern dazu. Die Thüringer Energieagentur ThEGA rechnet in diesem Jahr mit mindestens 2500 neuen Balkonkraftwerken im Freistaat. Eine Servicestelle Solarenergie biete dazu Beratung an.

Mit dem auf dem Balkon produzierten Solarstrom könne ein Teil des Eigenverbrauchs gedeckt werden. Allein im vergangenen Jahr seien 1257 der Mini-Anlagen mit einer installierten Leistung von 705 Kilowatt hinzugekommen. 2021 seien es erst 218 Anlagen gewesen, 2020 nur 27.

Balkonkraftwerke sind kleine Photovoltaiksysteme, die auf dem Balkon installiert werden. Ihre Leistung sei derzeit auf 600 Watt begrenzt. Sie beständen aus ein bis zwei Solarmodulen, die am Balkongeländer befestigt werden sowie einem Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in haushaltsüblichen Wechselstrom umwandele.

Der Wechselstrom wird direkt mit dem Stromkreis der Wohnung verbunden - zum Beispiel über eine Balkon-Steckdose. Laut Energieagentur liegen die Kosten für Balkonkraftwerke mit 600 Watt Leistung zwischen 600 Euro und 1000 Euro. Es erzeuge etwa 480 Kilowattstunden Strom im Jahr. Bei einem Strompreis von 0,40 Euro pro Kilowattstunde entsprecht einer jährlichen Stromeinsparung von 192 Euro.

Eine bundesweite Förderung von Balkonkraftwerken gebe es derzeit nicht. Es würden jedoch immer mehr Kommunen die Mini-Solaranlagen fördern. Als Beispiele nannte die Agentur Jena und die Gemeinde Dornheim im Ilm-Kreis. Verboten sei die Installation in Hochhäusern.

Nach Angaben des Verbandes der Wohnungswirtschaft gibt es eine zunehmende Nachfrage von Mietern, die solche Anlagen bei sich installieren wollen. Dieser Trend werde wahrscheinlich anhalten. «Wir rechnen mit einer deutlichen Steigerung in den nächsten Jahren.»

Wer ein Balkonkraftwerk kaufen und in seiner Mietwohnung anschließen wolle, müsse die technischen Vorschriften beachten, sagte die Sprecherin. Auch müssten die Anlagen angemeldet und so sicher angebracht werden, dass sie nicht abstürzen könnten. Außerdem müssten die Bauvorschriften eingehalten werden.

Im Verband der Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft sind mehr als 200 mehrheitlich kommunale Wohnungsgesellschaften und -genossenschaften organisiert. Er ist der größte Verband der Wohnungswirtschaft im Land. Die Verbandsunternehmen bewirtschaften nach eigenen Angaben etwa 265.000 Wohnungen. Etwa jeder zweite Mieter in Thüringen wohnt nach Verbandsangaben bei einem dieser Mitgliedsunternehmen.

© dpa
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