Forscher wollen Bio-Insektizid aus Hülsenfrüchten herstellen

Kann die Bekämpfung von Schädlingen im urbanen Raum und im Wald nachhaltig und umweltverträglich sein? In Magdeburg wird dazu ein neuer Ansatz ausprobiert.
Forschung
Saatgut und Öle in kleinen Amphoren stehen in einem Besprechungsraum des «Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg». © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Eine Magdeburger Forschungseinrichtung will Nebenprodukte von Pflanzen besser nutzbar machen. Aus Ackerbohnen soll ein Bio-Insektizid hergestellt werden. Dabei werden die Schalen getrocknet und sekundäre Inhaltsstoffe extrahiert, wie die Geschäftsführerin von Pilot Pflanzenöltechnologie Magdeburg (PPM), Sara Hadjiali, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Extrakte aus den Schalenfraktionen von Raps und Sonnenblumen sollen ebenfalls verwertet werden.

Das Forschungsprojekt hat Anfang Januar begonnen. Es soll nach Angaben von PPM zwei Jahre laufen und wird mit rund 750.000 Euro vom Bund gefördert. Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt die TU Berlin. Beteiligt sind auch zwei Unternehmen. Eine der Firmen stellt Biosubstanzen her, ein Garten- und Landschaftsbauunternehmen soll Tests vornehmen.

Den Angaben zufolge gibt es aus technologischen und wirtschaftlichen Gründen aktuell keine ökologisch unkritische und nachhaltige Methode zur Bekämpfung von Insekten, die beispielsweise Bäume schädigen. Die in den Schalen befindlichen Stoffe sollen nun als Basis für natürliche Bio-Insektizide getestet werden.

Es gehe bei dem Projekt auch darum, Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen stärker zu nutzen, so Hadjiali. «Die Industrie muss sich künftig stärker auf die Ressourcen im eigenen Land fokussieren. Hülsenfrüchte werden dabei wichtiger werden.»

Die Ackerbohne ist eine Hülsenfrucht, die unter anderem auch in Sachsen-Anhalt angebaut wird. Laut der Ernteschätzung von Oktober 2022 sollten im vergangenen Jahr rund 4300 Tonnen Ackerbohnen in Sachsen-Anhalt geerntet werden, wie das Statistische Landesamt auf Nachfrage mitteilte. Während die Ackerbohne laut Hadjiali früher beispielsweise häufiger auch zu Mehl verarbeitet worden ist, sei die Bohne zuletzt vor allem als Tierfutter genutzt worden. Aus Ackerbohnen könne aber beispielsweise auch eine vegane Hülle für Wurst und Käse hergestellt werden, sagt Hadjiali. Diese sei proteinreich.

PPM ist eine Forschungseinrichtung der Privatwirtschaft. Untersucht wird dort beispielsweise auch, wie neue Ölsorten und Proteine verarbeitet werden und Nebenprodukte sinnvoll verwertet werden können. Das Kernteam besteht aus rund 20 Mitarbeitern - Laboranten, Biochemikern, Biotechnologen, Lebensmitteltechnikern.

Die Vorläufer des Instituts gehen bis in die DDR zurück. Damals gab es in der Stadt das Kombinat Öl und Margarine Magdeburg. 1993 entstand die Forschungseinrichtung. PPM sei vor 30 Jahren wie ein heutiges Start-up gewesen und habe in seinem Netzwerk inzwischen 40 Mitglieder, sagt die Geschäftsführerin. Seitdem seien mehr als 120 Forschungsprojekte abgeschlossen worden.

Gerade kleinere Unternehmen haben oft keine eigene Entwicklungsabteilung. Neue Projekte seien da manchmal schwierig allein zu stemmen, sagt Hadjiali. Man unterstütze Firmen von der Idee bis zur Markteinführung. Gemeinsam entwickelt wurden beispielsweise auch schon eine Beschichtung für Parkettboden aus pflanzlichem Öl oder auch Farben aus Algen.

© dpa
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