Sachsen-Anhalt kämpft wie auch andere Bundesländer mit einem massiven Unterrichtsausfall, es fehlen Lehrkräfte. Bei der Bekämpfung des Mangels setzt das Land auf verschiedene Maßnahmen. So müssen Lehrerinnen und Lehrer seit den Osterferien beispielsweise eine Stunde pro Woche zusätzlich vor der Klasse stehen. Diese können sie sich auszahlen lassen oder auf einem Arbeitszeitkonto ansammeln.
Die Auszahlung der Vorgriffsstunden erfolgt nach Angaben des Bildungsministeriums auf einen Schlag zum Schuljahresende. Auch im kommenden Schuljahr solle dies «im Hinblick auf die noch nicht verfügbaren technischen Lösungen und personellen Ressourcen» nicht monatlich, sondern gesammelt zum Schuljahresende erfolgen. «Die Schulverwaltung arbeitet mit Hochdruck an Klarstellungen zur Umsetzung der Regelungen und zur einfacheren Dokumentation. Die Lehrkräfte werden ausführlich informiert», sagte der Sprecher.
Insgesamt sieht das Ministerium die Einführung der Vorgriffsstunde positiv. Man habe bereits gute Wirkungen erzielen können, hieß es. Die technischen Verwaltungsprozesse in Zusammenhang mit der Vorgriffsstunde, dem Ausgleichskonto und den Stundenabrechnungen müssten jedoch noch angepasst werden. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte die Einführung der Vorgriffsstunde zuletzt scharf kritisiert.
Die Linke kritisierte die Verzögerungen am Freitag. «Es musste jedem klar sein, dass die überstürzte Einführung einer Vorgriffsstunde für alle Lehrkräfte in allen Schulen die Organisation und Logistik der Schulbehörden überfordern würde», sagte der bildungspolitische Sprecher Thomas Lippmann. «Jetzt kommt zu dem Frust der Lehrkräfte über den rücksichtslosen Umgang mit ihrer Arbeitsbelastung auch noch der Ärger über das Chaos bei der Umsetzung.» Die Vorgriffsstunde dürfe im neuen Schuljahr nicht fortgesetzt werden. «Der geringe Nutzen für die Unterrichtsversorgung steht in keinem Verhältnis zum Verwaltungsaufwand.»