«Da geht es immer häufiger um die Infragestellung der Existenzberechtigung von Kulturinstitutionen und ihrer staatlichen Unterstützung», so Wielga-Skolimowska. «Das ist eine bedrohliche Entwicklung, die die Wehrhaftigkeit, die Resilienz demokratischer Organisationen und Institutionen herausfordert.»
Die Chefin der in Halle und Berlin sitzenden Bundeskulturstiftung, die jährlich rund 40 Millionen Euro an Fördermitteln vergibt, äußerte sich auch zu Möglichkeiten der Einrichtungen im Kampf gegen Antisemitismus. «Kulturinstitutionen können einen Beitrag dazu leisten, dass Aushandlungsprozesse zwischen unterschiedlichen Positionen stattfinden», sagte Wielga-Skolimowska. «Das ist ein Beitrag zur Demokratie, den die Kultur flankierend leisten kann - aber Demokratie zu gewährleisten, ist nicht ihre Hauptaufgabe.»
Kunst müsse frei sein, könne auch provozieren und starke Emotionen hervorrufen, «sie muss nicht ausgleichend wirken», so Wielga-Skolimowska. «Man darf ihren Beitrag zur Demokratie nicht idealisieren. Kunst kann Antisemitismus entgegenwirken, aber nüchtern betrachtet eben auch befördern.»