Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hat die Bedeutung der Agrarwirtschaft und Lebensmittelindustrie für das Land hervorgehoben. Beide seien «Leitbranchen» und «Kernkompetenzen unseres Landes», sagte Haseloff am Mittwoch während einer Pressekonferenz zum Auftritt Sachsen-Anhalts auf der Internationalen Grünen Woche vom 20. bis 29. Januar in Berlin. Entsprechend sei die Agrarschau ein wichtiger Termin für diese Wirtschaftszweige.
Nach zwei Jahren, in denen die Agrar- und Ernährungsmesse wegen Corona ausfiel oder in abgespeckter Version online stattfand, habe er «richtige Entzugserscheinungen gehabt», sagte Haseloff. Er habe als Ministerpräsident bereits einige persönliche Besuche erlebt und spüre nun Nachholbedarf für die vergangenen zwei Jahre. Er hoffe, dass sich die Teilnahme des Landes an der Messe wieder als «Tradition einschleife».
Die Landwirtschaft ist in Sachsen-Anhalt einer der stärksten Wirtschaftszweige. Rund 57 Prozent der Landesfläche werden laut Staatskanzlei landwirtschaftlich genutzt. Mehr als 20.000 Beschäftigte arbeiten für die Betriebe, zig Tausende sind in der verarbeitenden Ernährungsindustrie beschäftigt. Die Übergänge sind zum Teil fließend.
Doch die Branche schwächelt mitunter. «Insgesamt waren die vergangenen Jahre für die Landwirtschaftsbetriebe sehr durchwachsen, maßgeblich durch die seit Jahren anhaltende Dürre, durch steigende gesetzliche Vorgaben und Betriebskosten, bei größtenteils gleichbleibenden Erzeugerpreisen», sagte ein Sprecher des Bauernverbandes auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.
Im vergangenen Jahr waren die Erntemengen unter anderem bei der dominierenden Obstsorte - dem Apfel - deutlich zurückgegangen. Zudem beklagen die Bauern den Rückgang in der Viehzucht. «In Sachsen-Anhalt werden noch rund 101.000 Milchkühe gehalten, vor 10 Jahren waren es noch rund 124.000 Milchkühe», sagte der Sprecher. Auch die Zahl der Schweine sei im gleichen Zeitraum um über 250.000 Tiere auf nur noch rund 970.000 zurückgegangen.
Hinzu kämen immer mehr gesetzlichen Vorgaben, wie Tiere gehalten und transportiert werden sollten. Doch gemessen an den entstehenden Kosten gebe es «kaum finanzielle Förderung und keine ausreichende politische Perspektive».
Haseloff machte klar, dass hinter dem Rückgang in der Viehhaltung auch gesellschaftliche Transformationsprozesse und ein verändertes Konsumverhalten stünden. Die Menschen äßen weniger Fleisch und tränken weniger Milch. «Die Branche und die Technologie sind im Fluss», sagte er. Auch hier sei Sachsen-Anhalt mit Firmen wie Florida Eis, die in Schönebeck eine neue Produktionsstätte errichteten und auf solche Trends eingingen, gut aufgestellt.
Auf der Internationalen Grünen Woche präsentieren sich laut Staatskanzlei mehr als 90 Unternehmen aus Sachsen-Anhalt. Dazu steht eine Ausstellungsfläche von insgesamt rund 2 000 Quadratmetern zur Verfügung. Unter den Ausstellern sind in diesem Jahr viele Firmen, die erst seit kurzem in Sachsen-Anhalt ansässig sind. Dazu zählt unter anderem das Unternehmen Hello Fresh, das jüngst einen Produktionsstandort in Barleben eröffnet hat.