Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat erneut die aus seiner Sicht desaströsen Zustände für Radfahrer auf Sachsen-Anhalts Straßen bemängelt. «Viele Gemeinden warten dringend auf die Möglichkeit im Straßenverkehr mehr Maßnahmen zugunsten der schwächeren Verkehrsteilnehmenden umzusetzen», sagte ein Sprecher des ADFC-Landesverbandes. Die Politik wirke dabei kaum beschleunigend. Der Beirat für Verkehrssicherheit sei seit mehreren Jahren nicht zusammengekommen, fügte der Sprecher an. Der Beirat ist das oberste Organ der Verkehrssicherheitsarbeit im Land.
Es bestehe hoher Nachholbedarf wie beim Bau von straßenbegleitenden Radwegen im Land, sagte der Sprecher. Das Landesradverkehrsnetz habe «viele Löcher». Das von der Landesregierung vorgegebene Ziel, jedes Jahr 50 Kilometer neue Radwege zu bauen, werde bei weitem nicht erreicht, kritisierte zuletzt Stephan Marahrens, Landesvorsitzender des ADFC in Sachsen-Anhalt. In den Jahren 2018 bis 2022 wurden nach Angaben der Landesregierung insgesamt 28 Kilometer neue Radwege gebaut.
Auch die Einhaltung der bestehenden Verkehrsregeln sei mitunter ein Problem, bemängelte der ADFC-Sprecher. «Der Überholabstand von 1,50 Meter innerorts und 2,00 außerorts ist noch nicht in allen Köpfen angekommen.» Das äußere sich unter anderem in akuten Sicherheitsbedenken vieler Radfahrer. Während sich im Bund das Sicherheitsgefühl laut einer ADFC-Umfrage verbesserte, sagten 2022 in Sachsen-Anhalt mehr Menschen, dass sie sich im Radverkehr unsicher fühlten.
Laut ADFC starben 2022 in Sachsen-Anhalt 22 Radfahrer bei Verkehrsunfällen. «Das ist ein trauriger Höchststand», sagte Stephan Marahrens. Man habe wieder das Vor-Pandemie Niveau erreicht. Von den rund 67 000 Unfällen im Land waren knapp 3000 mit Beteiligung von Radfahrerinnen und -fahrern. In den Unfällen zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen lag nach ADFC-Angaben die Schuldfrage zu einem Drittel bei den Radfahrern, wohingegen zwei Drittel durch die Menschen hinter dem Steuer verursacht werden.