Straßenblockaden, Klebeproteste an berühmten Gemälde, Farbattacken: Die Aktionen der Klimagruppe Letzte Generation sorgen seit mehr als einem Jahr bundesweit für Schlagzeilen. Fünf Mitglieder der Gruppe müssen sich seit Donnerstag vor dem Amtsgericht Leipzig wegen Nötigung verantworten. Laut Anklage hatten die drei Frauen und zwei Männer eine Hauptverkehrsstraße in der Messestadt im morgendlichen Berufsverkehr blockiert.
Die 22 bis 31 Jahre alten Angeklagten räumten zum Prozessauftakt die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft im Wesentlichen ein. Es sei ein friedlicher, gewaltloser Protest im Kampf gegen die Klimakrise gewesen, betonten die Angeklagten. Eine Frau und ein Mann hatten sich im vergangenen Juni mit Sekundenkleber an die Straße geklebt, bei drei weiteren Demonstranten hatte die Polizei das verhindert. Erst nach zwei Stunden konnte die Straße wieder freigegeben werden.
Kurz nach dem Prozessauftakt blockierten sechs Klimaaktivisten - darunter auch eine minderjährige Person - die Fahrbahn auf dem Georgiring in Leipzig. Nach Angaben der Polizei waren sie zum Teil an der Fahrbahn festgeklebt. Die Polizei habe Ermittlungen wegen des Verdachts der Nötigung und des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen. Etwa 45 Minuten später war die Aktion beendet. Auch vor dem Amtsgericht protestierte einige Menschen gegen die Klimakrise.
In den im Stau stehenden Autos befand sich auch ein 78-Jahre alter Mann in einem Taxi, der aufgrund eines medizinischen Notfalls auf dem Weg in ein Krankenhaus war. Die Polizei bestätigt, dass Einsatzkräfte den Mann in ein Krankenhaus begleitet haben. Ein Rettungswagen wurde nicht gerufen. Zuerst hatte die «Bild»-Zeitung berichtet.
Zwei der Angeklagten hatten nach Angaben der Letzten Generation im vergangenen Jahr mit weiteren Aktionen für bundesweites Aufsehen gesorgt. So hatte sich eine 22-Jährige im August in der Dresdner Gemäldegalerie an den Rahmen von Raffaels berühmtem Kunstwerk «Die Sixtinische Madonna» (1512/1513) geklebt. In diesem Fall sind die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden am Donnerstag auf Anfrage sagte.
Ein heute 31-Jähriger hatte sich im Vorjahr an einer Straßenblockade in Schweden beteiligt. Im Anschluss hatte er zwei Wochen in Untersuchungshaft gesessen und war von der schwedischen Justiz zu einer Bewährungsstrafe wegen Sabotage verurteilt worden.
Der Prozess wird am Dienstag (4. Juli) fortgesetzt, dann wird auch ein Urteil erwartet.