In weiten Teilen der ostdeutschen Wirtschaft hat sich die Stimmung den fünften Monat in Folge getrübt. Das geht aus dem neuen regionalen Geschäftsklimaindex des Ifo-Instituts hervor, der am Donnerstag in Dresden vorgestellt wurde. Demnach sank das Barometer im September von 90,4 Punkten im August auf nun 89,6 Punkte. Die befragten Unternehmen berichteten von etwas schlechteren Geschäften und hätten ihre Erwartungen an die kommenden Monate leicht gesenkt, erläuterten die Forscher. Im April - beim bisherigen Höchststand in diesem Jahr - lag das Barometer noch bei 96,6.
Die deutsche Wirtschaft sei seit über einem Jahr im Abschwung, konstatierten Experten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle. Der Abwärtstrend werde erst zum Jahresende abklingen.
Doch zeigt sich die Wirtschaft im Osten in besserer Verfassung als im Westen. Die Wissenschaftler prognostizieren, dass das ostdeutsche Bruttoinlandsprodukt dieses Jahr um 0,5 Prozent zulegen, in Westdeutschland hingegen um 0,6 Prozent sinken wird.
Regional öffnet sich aber auch im Osten eine deutliche Schere. So steht für Sachsen-Anhalt im ersten Halbjahr ein Minus von 3,2 Prozent zu Buche. Die Forscher führen das vor allem auf Probleme der dort wichtigen Chemieindustrie zurück, die unter dem Anstieg der Energiepreise ächzt.
Derweil gab es in Brandenburg ein Plus von 6 Prozent im ersten Halbjahr. Ausschlaggebend dürfte das Hochfahren der Produktion im neuen Tesla-Werk sein.
Für das nächste Jahr erwarten die Wissenschaftler in Ost und West ein Wachstum von 1,3 Prozent. In den Jahren danach werde der Anstieg in Ostdeutschland dann aber geringer ausfallen als im Rest der Republik. Denn wegen der Altersstruktur wird nach Einschätzung der Ökonomen die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter sinken, so die Forscher.
Mit Blick auf die aktuelle Stimmung in den Unternehmen beobachten die Wissenschaftler des Dresdner Ifo Instituts ein zweigeteiltes Bild. Abgekühlt hat sich das Geschäftsklima demnach nicht nur im Bauhauptgewerbe, sondern auch im Einzelhandel und bei Dienstleistern.
Dagegen hat sich die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe spürbar aufgehellt. «Die befragten Industrieunternehmen berichteten von erheblich besseren Geschäften als noch im August», informierten die Forscher. «Ihre Geschäftserwartungen hoben sie erneut leicht an.»
Der Geschäftsklimaindex beruht auf Meldungen von rund 1700 Unternehmen. Dazu wird jeden Monat nach der aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen für die nächsten sechs Monate gefragt, jedoch nicht nach den genauen Gründen dafür.