Giftnotruf erwartet mehr Vergiftungsfälle in Heizperiode

Bei den Experten vom Giftnotruf klingelt bislang eher selten das Telefon wegen Kohlenmonoxid-Vergiftungsfällen. Das könnte sich jetzt aber ändern.
Simone Just, Apothekerin, und Michael Deters, arbeiten im Gemeinsamen Giftinformationszentrum. © Martin Schutt/dpa/Archivbild

Der Giftnotruf in Erfurt rechnet in diesem Winter mit mehr Anrufern wegen des Verdachts auf Kohlenmonoxid-Vergiftungen. Angesichts der hohen Energiepreise würden viele Verbraucher beim Heizen auf alternative Brennstoffe wie Holz zurückgreifen, sagte die Leiterin des Giftinformationszentrums in Erfurt, Dagmar Prasa, der Deutschen Presse-Agentur. «Schon bei der Lagerung von Holzpellets im Keller gast Kohlenmonoxid aus.»

Vergiftungsgefahren bestünden aber auch beim unsachgemäßen Betrieb von dieselbetriebenen Notstromaggregaten oder von Holzkohlegrills zum Heizen in geschlossenen Räumen. Bereits Ende Oktober hätten die Experten einen Fall gehabt, bei dem ein Mann wegen einer Kohlenmonoxid-Vergiftung ins Krankenhaus musste. «Bislang ist das aber eher selten vorgekommen.»

Kohlenmonoxid ist ein farb-, geschmack- und geruchloses Gas, das sich rasch in geschlossenen Räumen ausbreitet und nicht durch Rauchmelder angezeigt wird. Vor den Gefahren hatte auch schon das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR/Berlin) gewarnt. Kohlenmonoxid verhindert im Körper die Bindung von Sauerstoff an den roten Blutfarbstoff Hämoglobin. Dadurch kann das Blut den lebenswichtigen Sauerstoff nicht mehr transportieren. Das Gas kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Bewusstlosigkeit und im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Bei den auf Hilfe in Vergiftungsfällen spezialisierten Ärzten und Apothekern in Erfurt klingelt laut Prasa täglich 60 bis 120 Mal das Telefon. Am häufigsten wird der Giftnotruf nach wie vor wegen Vergiftungsgefahren im Haushalt (rund 86 Prozent der Fälle) kontaktiert. Insgesamt meldeten sich bei dem Beratungszentrum bis Mitte Dezember den Angaben nach knapp 26.900 Anrufer. Das waren 2,9 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. In mehr als jedem dritten Fall ging es dabei um Kinder vom Baby- bis zum Vorschulalter, die sich möglicherweise vergiftet hatten.

Das Informationszentrum wird von den Bundesländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam betrieben - es erfasst aber auch Fälle in weiteren Bundesländern. Bundesweit gibt es sieben solcher Beratungsstellen.

Zur systematischen Erfassung der bei den Giftinformationszentren eingehenden Fälle wird derzeit von der Bundesregierung die Einrichtung eines nationalen Vergiftungsregisters vorbereitet. Dort sollen künftig die Daten zentral erfasst und ausgewertet werden. Damit sollen Gesundheitsgefahren, die von Produkten wie Chemikalien, Haushaltsmitteln, Pilzen oder Kosmetika ausgehen, frühzeitig erkannt werden.

© dpa
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