Ostdeutsche Bauindustrie: «Krisencocktail» drückt Stimmung

Die ostdeutsche Bauindustrie sieht sich zum Beginn des neuen Jahres einem ganzen «Krisencocktail» ausgesetzt. Entsprechend gedrückt sei die Stimmung in der Branche, sagte der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbands Ost (BIVO), Robert Momberg. Einer Blitzumfrage des Verbandes zufolge rechnen fast 70 Prozent der Unternehmen 2023 mit niedrigeren Umsätzen als im Vorjahr. Anfang 2022 hatten dagegen weniger als 50 Prozent der Befragten sinkende Umsätze erwartet.
Kräne stehen auf einer Baustelle. © Roberto Pfeil/dpa/Symbolbild

«Wir haben derzeit eine negative Dynamik», sagte Momberg. Zwar seien in den ersten neun Monaten 2022 die Auftragseingänge (plus 13,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und auch die Umsätze (plus 9,7 Prozent) der ostdeutschen Baufirmen gestiegen. Zugleich seien aber die nach Corona ohnehin schon hohen Baupreise nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges noch einmal nach oben gegangen.

«Das bedeutet, dass unsere Unternehmen real nicht mehr Umsatz machen, sondern nur die Aufträge teurer werden.» Der Unterschied zwischen dem nominalen, also nicht preisbereinigten, und dem realen Umsatz sei noch nie so ein großes Thema gewesen wie jetzt.

Die Inflation sei vor allem auch im Wohnungsbau problematisch. Die Bauzinsen seien im Vergleich zum Vorjahr erheblich angestiegen. «Nicht nur die privaten Häuslebauer geben deswegen ihre Vorhaben auf. Auch die Investoren halten sich angesichts der gestiegenen Zinsen zurück», sagte Momberg.

Zusätzlich verteuerten die hohen Materialpreise den Haus- und Wohnungsbau weiter. Laut Verband stiegen die Neubaupreise in Ostdeutschland im Vergleich zum dritten Quartal 2021 um knapp 20 Prozent. Hauptgeschäftsführer Momberg sieht deswegen das Ziel der Bundesregierung, jährlich deutschlandweit 400.000 neue Wohnungen zu bauen, in weite Ferne rücken.

Der Bauverband appelliert an die privaten und öffentlichen Auftraggeber, die Risiken am Bau fair zu verteilen. «Partnerschaftliches Bauen» sei jetzt das Gebot der Stunde, sagte Momberg. Es nutze niemanden, wenn man einseitig die Baufirmen belaste. Wenn jetzt Baufirmen die in konjunkturell guten Jahren aufgebauten Kapazitäten abbauen müssten, fehlten die Fachkräfte der Branche, wenn sich die Lage wieder entspanne.

Der Bauindustrieverband Ost vertritt die Interessen von 260 Bauunternehmen mit rund 20.000 Beschäftigten in Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.

© dpa
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