Der Waldbrand zwischen Pirmasens und Rodalben in der Südwestpfalz ist größtenteils unter Kontrolle. Es gebe weiterhin Brandherde, die jedoch so weit im Griff seien, sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rodalben, Wolfgang Denzer (SPD), am Mittwoch. Nach neueren Einschätzungen des Kampfmittelräumdienstes können die Einsatzkräfte nun das gesamte Gebiet betreten, um den Brand zu bekämpfen, hieß es. Die Löscharbeiten waren zuvor wegen möglicher Munition und Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg im Boden erschwert worden.
Auch die evakuierten Anwohner können demnach wieder in ihre Wohnungen, hieß es. Wegen der bedrohlich nahen Flammen hatten rund 300 Bewohner der nahen Verbandsgemeinde Rodalben ihre Häuser verlassen müssen, wie Bürgermeister Denzer sagte. Es sei damit zu rechnen, dass die Feuerwehr bis zum Wochenende eine Brandwache halte. Den Angaben zufolge brannte der Wald an betroffenen Flächen bis zum Boden ab.
Der Brand war am Dienstag aus bislang ungeklärten Gründen ausgebrochen und hatte sich sehr schnell ausgebreitet. Über Nacht war eine weitere Ausbreitung des Feuers verhindert worden. Nach Drohnenaufnahmen sei man zum Schluss gekommen, dass die Brandfläche von etwa fünf bis sechs Hektar deutlich kleiner ist als zunächst angenommen. Nach ersten Schätzungen waren die Einsatzkräfte von 12 bis 14 Hektar ausgegangen.
Schnelle Ausbreitung am Hang
Der Brand brach an einem Hang aus und breitete sich nach Angaben der Feuerwehr schnell zu einem größeren Feuer aus. «Der Luftzug nimmt das Feuer den Hang mit hoch. Das ist wie ein Kamineffekt, wie ein Schornstein», sagte Christian Schmidt, von der auf Waldbrandbekämpfung spezialisierten Firma Euro-Waldbrand aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm am Mittwoch. «Der Einsatz war eine Herausforderung für die örtlichen Einsatzkräfte, weil er am Hang war. Das ist eine kräftezehrende Aufgabe, weil etliche Meter Schlauch verlegt wurden», sagte Schmidt.
Waldbrandgefahrenindex
In einem fünfstufigen Waldbrandgefahrenindex gibt der Deutsche Wetterdienst (DWD) an, wie groß die Waldbrandgefahr in einer Region am aktuellen Tag und am Folgetag eingeschätzt wird (sehr geringe bis sehr hohe Gefahr, 1 bis 5). Er dient den Landesbehörden zur Einschätzung der Waldbrandgefahr und zur Herausgabe von Warnungen. In diesen Index fließen unter anderem Niederschlagsrate, Windgeschwindigkeit und Lufttemperatur ein - und auch die relative Luftfeuchte. So kann es passieren, dass die Waldbrandgefahr angesichts von stärkerer Bewölkung und höherer Luftfeuchtigkeit niedriger als am Vortag angegeben wird, obwohl kein Niederschlag gefallen ist oder erwartet wird.
Aktuelle Waldbrandgefahr in Rheinland-Pfalz
Der sogenannte Waldbrandgefahrenindex zeigte nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Mittwoch für nahezu die gesamte Fläche von Rheinland-Pfalz die Stufe drei, also eine mittlere Gefahr. In den kommenden Tagen erwarten die Meteorologen, dass die Gefahr in einigen Orten zeitweise auf Stufe vier, also eine hohe Gefahr, ansteigt. Dazu zählen unter anderem Worms, Bad Dürkheim, Alzey und Mainz-Lerchenberg.
Klimawandel erhöht Waldbrandgefahr
Im Zuge der globalen Erwärmung steigt in vielen Regionen die Waldbrandgefahr, wie etwa der Weltklimarat IPCC festgestellt hat. Zwar kann ein wärmeres Klima dazu beitragen, dass mehr Wasser vom Himmel fällt, auch häufiger in Form von Starkregen. Die Zeiträume ohne Niederschläge werden aber teils länger. Und gerade in ohnehin trockenen Gebieten wie im Nordosten Deutschlands steigt die Gefahr von Dürreperioden. In extrem trockener Vegetation können sich Waldbrände schneller ausbreiten.
Ursachen für Waldbrände
Ursache für die meisten Waldbrände ist nach Ansicht von Experten der Mensch - sei es durch Fahrlässigkeit oder durch vorsätzliche Brandstiftung. Etwa 90 Prozent aller Wald- und Flurbrände gehen laut Forstministerium auf unvorsichtigen Umgang der Menschen mit offenem Feuer im Wald und in Waldnähe zurück. Eine weitere Gefahrenquelle sind unachtsam weggeworfene Zigarettenkippen. Große Hitze kann dazu führen, dass sich Kampfmittel auch selbst entzünden, etwa wenn sie Phosphor enthalten.
Die wichtigste natürliche Ursache für Waldbrände sind derweil Blitze, wenngleich die Brände in einem marginalen Teil der Fälle auf Naturgewalt zurückzuführen seien. Dass Glasflaschen oder Glasscherben Waldbrände auslösen, gilt dagegen inzwischen als wissenschaftlich widerlegt.
Vorsichtsmaßnahmen
Beim Besuch im Wald ist Vorsicht geboten - insbesondere in Trockenphasen. Waldbesucher sollten zudem keine brennenden Zigaretten auf den Boden werfen - vor allem in den trockenen Sommermonaten gilt ein striktes Rauchverbot. Autos sollen in Waldgebieten nur auf ausgewiesenen Parkplätzen abgestellt werden. Katalysatoren erhitzen sich laut ADAC schnell auf bis zu 800 Grad Celsius, trockene Gräser können so schnell in Brand geraten.
Waldbrände und Waldfläche in Rheinland-Pfalz
Die Zahl und Fläche der Waldbrände in Rheinland-Pfalz ist im vergangenen Jahr gestiegen. Während es in den letzten 20 Jahren durchschnittlich 39 Feuer auf einer Gesamtfläche von 10 Hektar gegeben habe, seien im vergangenen Jahr bei 103 Waldbränden 41 Hektar betroffen gewesen - also eine Vervierfachung der Waldbrandfläche. Das hatte Umweltstaatssekretär Erwin Manz (Grüne) im April erklärt.
Rheinland-Pfalz ist mit Hessen das waldreichste Bundesland, rund 42 Prozent der Landesfläche sind bewaldet. Nach Angaben des Waldbesitzerverbandes ist die Gefahr für Waldbrände hier jedoch nicht so groß wie in anderen Regionen wie Brandenburg mit seinen ausgedehnten Kiefernwäldern. Grund dafür: der vergleichsweise hohen Laubholzanteil von ungefähr 60 Prozent.