Bürgermeister: Kreisverwaltung in der Flut «zu weit weg»

Die Bürgermeister von zwei Gemeinden im Kreis Ahrweiler haben im Untersuchungsausschuss zur Flutkatastrophe beschrieben, wie sie die Hilfe für die Bevölkerung zunächst weitgehend selbst organisiert haben. «Mit der Kreisverwaltung habe ich überhaupt keinen direkten Kontakt gehabt», sagte der Bürgermeister von Kirchsahr, Stefan Zavelberg, am Freitag in Mainz. «Die waren zu weit weg vom Schuss.» In der Flutkatastrophe im Ahrtal kamen im Juli 2021 mindestens 134 Menschen ums Leben.
Meterhoch türmen sich nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg. © Boris Roessler/dpa/Archivbild

«Wir hatten Wochen oder sogar Monate danach durchaus Schwierigkeiten, Ansprechpartner genannt zu bekommen», sagte der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenahr, Dominik Gieler. Auch die Zusammenarbeit mit der Polizei sei schwierig gewesen, da jeden Tag neue Kräfte gekommen seien, die neu hätten eingewiesen werden müssen. «Diese Chaosphase hat sich über Wochen gezogen, mindestens vier, wenn nicht noch länger.»

Es habe vielseitige Unterstützung gegeben, die aber hauptsächlich ehrenamtlich gewesen sei und von der Bundeswehr. Als Polizeibeamter hätte er sich auch von den Behörden «schon eine Art Unterstützung erwartet», sagte Gieler. In den ersten zwei bis drei Wochen habe er keine Struktur für den Katastropheneinsatz erkennen können. Er selbst sei vom 14. Juli 2021 an jeden Tag mindestens 15 Stunden täglich im Einsatz gewesen und habe den ersten halben freien Tag am 22. September gehabt.

Er habe nach acht Tagen mitbekommen, dass das Land die Einsatzleitung übernommen habe, sagte Bürgermeister Zavelberg. Da habe er sich aber schon selbst an die Bundeswehr gewandt und Unterstützung angefragt. Später habe ihn das Verteidigungsministerium gebeten, «die ordnungsgemäßen Befehlsketten einzuhalten». Es sei nicht Usus, dass ein Ortsbürgermeister direkt im Verteidigungsministerium anrufe.

Das größte Problem sei gewesen, dass die direkten Ansprechpartner immer wieder gewechselt hätten, sagte Zavelberg. Da diese alle ortsunkundig gewesen seien, schalte man irgendwann «auf Durchzug», wenn immer wieder die gleichen Fragen gestellt worden seien.

© dpa
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